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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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erzählen …«
    Winter schüttelte energisch den Kopf.
    »Nein. Ich bin spät dran.«
    Sie waren nur noch einen Schritt voneinander entfernt.
    »Die Leute hier sagen, ich spinne. Und das stimmt vielleicht sogar. Seit langer Zeit wünsche ich mir, erzählen zu können, was ich weiß …«
    Sie standen da, Auge in Auge, und starrten sich an. Bethans Worte wirkten verrückt, aber ihr Blick nicht. Er war intensiv, ernst und feierlich. Auf eine gewisse Art weise, ein Blick, der Winter für eine knappe Sekunde an den ihrer Großmutter erinnerte. Sie wurde von einer brennenden Neugier gepackt.
    Doch die Minuten vergingen und Dai wartete auf sie. Sie musste ihn vor Sonnenuntergang nach Hause bringen.
    »Ich muss jetzt los«, wiederholte sie unschlüssig.
    Dann seufzte sie. Sie wusste nicht, ob es eine gute Idee war, aber sie konnte sich nicht zurückhalten.
    »Ich werde wiederkommen«, sagte sie in einem Flüstern.
    Ein Lächeln huschte über das alte Gesicht der Frau.
    »Ich weiß, mein Kind«, erwiderte sie sanft, »und wenn du kommst, werde ich dir vom
sugnwr gwaed
erzählen …«
    Bethan sah ihr nach, während sie weiterlief. Winter Starr hatte Angst, doch der Schatten des Schicksals hatte bereits begonnen, ihre Schritte zu lenken.
    Mit seinen gelben Gummistiefeln stapfte Dai in jede Pfütze und bespritzte Winter, die sich gar nicht erst bemühte, ihm auszuweichen.
    Der Regen hatte wieder eingesetzt, kurz nachdem sie den Bauernhof der Harrisons verlassen hatten.
    Wie üblich hatte sie keinen Schirm und war so durchnässt, dass sie fürchtete, sich erst auswringen zu müssen, bevor sie das Haus betreten konnte. Der Junge in seinem wasserdichten Regencape war da besser dran.
    »Hast du Angst, dass Mama mit dir schimpft, weil wir zu spät kommen?«, fragte er und sprang in die nächste Pfütze, sodass sich das Spiegelbild der Häuser darin kräuselte.
    Es war offensichtlich, dass ihm das Spiel Spaß machte, und Winter ließ ihn gern gewähren. Die Begegnung mit der Frau im Wald hatte sie zutiefst aufgewühlt.
    »Wir werden nicht viel Verspätung haben, wenn wir ganz schnell laufen …«, erwiderte sie mit gespielter Unbeschwertheit.
    Sie hatte keine Ahnung, wer Bethan war, doch ihre Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf.
    Schließlich konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. »Dai, vorhin bin ich einer seltsamen Frau begegnet …«
    Der Junge verzog das Gesicht auf eine Art, die unweigerlich an seinen Bruder erinnerte.
    »Du bist also durch den Wald gegangen«, war ihm sogleich klar. »Du weißt doch, dass Mama und Papa nicht wollen, dass wir dort durchgehen.«
    Winter schnaubte.
    »Du brauchst es ihnen ja nicht zu sagen!«
    Dai sprang in eine weitere Pfütze, und in der Stille hörte man nur das Platschen des Wassers.
    »Das war bestimmt Bethan«, erklärte er dann. »Sie wohnt in einem Haus am Waldrand. Sie lebt ganz für sich allein und hat ein paar Schrauben locker.«
    Das würde einiges erklären, und dennoch …
    »Was bedeutet
sugnwr gwaed

    Der Junge lachte.
    »Du solltest endlich unsere Sprache lernen, Winter«, neckte er sie. »Das heißt ›Blutsauger‹, ›Vampir‹!«
    Winter warf ihm einen durchdringenden Blick zu.
    D urch das Fenster seines Büros schaute Darran Vaughan den Schülern zu, wie sie zu ihren Schulstunden eilten. Das Dunkelblau der Schuluniformen ging fast unter im Farbenwirrwarr der bunten Jacken und Schals, und das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Winter vor der Tür stand.
    Darran Vaughan schaute ihnen gern zu.
    Ein Mädchen stolperte ungelenk, an einigen Stellen hatten die Pfützen sich in schlammigen Matsch verwandelt. Sie stieß einen Fluch aus, den der Lehrer sogar aus dieser Entfernung von ihren Lippen ablesen konnte.
    Er lächelte.
    Ein dreimaliges kurzes Klopfen an der Tür kündigte sie an.
    Der Lehrer wusste bereits, wer es war: Ihre leichten Schritte auf dem Korridor hatten sie verraten, aber sie das merken zu lassen, wäre keine gute Idee gewesen.
    »Herein«, sagte er deshalb lächelnd.
    Während Winter Starr eintrat, betrachtete Vaughan ihre schlanke Gestalt, die langen Haare, ihre Augen mit der außergewöhnlichen Farbe.
    »Willkommen.«
    »Entschuldigen Sie«, begann das Mädchen, »ich habe gerade erst die Schule gewechselt und bin immer noch dabei, mich einzuleben. Es ist vielleicht schon zu spät, aber ich würde gern einen Ihrer Kurse besuchen …«
    Sie sprach mit entschlossener Stimme und beinahe ohne Pausen. Vaughan war erfahren genug, um zu

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