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Winter in Prag: Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg (German Edition)

Winter in Prag: Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg (German Edition)

Titel: Winter in Prag: Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine K. Albright
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gegen die Geheimhaltung.
    Der Vertrag wurde auf einer geschlossenen Sitzung des Kabinetts am 23. November 1945 gebilligt, dem Tag, an dem Jan Masaryk zum ersten Mal davon hörte. Zwei Monate später hielt er eine Rede vor den Vereinten Nationen, in der er versprach, dass das Uran seines Landes ausschließlich für friedliche Zwecke verwendet werde. Moskau hatte allerdings andere Pläne. Strenge Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen, und die Rote Armee, die zwar den Rest des Landes verlassen hatte, blieb im Bezirk Jáchymov. Die Arbeit in den Minen wurde zum Teil von zivilen Arbeitern, zum Teil von Häftlingen erledigt, zunächst deutschen, dann tschechischen und slowakischen. In den ersten Jahren waren Gewerkschaftsfunktionäre noch so unabhängig, dass sie protestierten, wenn Sicherheitsstandards ignoriert wurden; nach 1948 kam diese Zivilcourage außer Mode. Obwohl wenig später in der UdSSR und anderen Orten Mitteleuropas Uranvorkommen entdeckt wurden, leisteten tschechoslowakische Minen während des gesamten atomaren Wettrüstens einen wesentlichen Beitrag zum sowjetischen Arsenal.
     
    I n den Jahren 1945 und 1946 war der Kommunismus in der Tschechoslowakei auf dem aufsteigenden Ast, aber die demokratischen Parteien hatten ebenfalls den einen oder anderen Aktivposten. Der
Nationalismus blieb eine starke Kraft. Das kam den Demokraten zugute, weil Stalin, bei all seiner Popularität, nicht behaupten konnte, zu uns Tschechen zu gehören; Beneš war immer noch der legitime Wächter der Vision Tomáš G. Masaryks. Der Turnverband Sokol mit seinen tiefen Wurzeln in der tschechischen Kultur wehrte kommunistische Versuche ab, ihn zu unterwandern, genau wie die Pfadfinder. Gottwald schimpfte über den Westen, aber viele Landsleute bewunderten dessen demokratische Werte, erstklassige Universitäten und Städte, deren Besichtigungen – ob real oder nur im Geiste – aufregender waren als das verschneite alte Moskau. Ungeachtet des Zeitgeistes linker wirtschaftspolitischer Ideen gab es noch immer Geschäftsleute und Bauern, die konservativere Ansichten vertraten. Zu guter Letzt ließ sich die kommunistische Ideologie nicht mit der Religion vereinbaren. Die Tschechen riefen gewohnheitsmäßig Gott an, ob sie nun gläubig waren oder nicht, in der Slowakei hingegen war der Einfluss des Vatikan noch stark. Aus diesem Grund versicherten Gottwald und andere Parteiführer den Wählern, dass in ihren Herzen neben Lenin und Stalin auch noch Platz für Weihnachten sei.
    Die erste (und wie sich zeigen sollte einzige) aussagekräftige landesweite Wahl in der Nachkriegszeit fand im Mai 1946 statt. Zuvor hatten Kommunisten selten mehr als jede zehnte Stimme bekommen. Allgemein ging man jedoch davon aus, dass sie bei dieser Wahl besser abschneiden würden, weil sie mehr Medien als ihre Rivalen kontrollierten. Die rechtsgerichtete Bauernpartei war verboten worden; und der kommunistische Landwirtschaftsminister hatte die dankenswerte Aufgabe bekommen, die beschlagnahmten Ackerflächen zu verteilen. Außerdem waren Hunderttausende angebliche Kollaborateure aus dem Wählerverzeichnis gestrichen worden. Selbst die pessimistischsten demokratischen Politiker glaubten jedoch nicht, dass die Kommunisten sage und schreibe 38 Prozent der Stimmen erhalten würden – mehr als jede andere Partei.
    Mit diesem Ergebnis bekamen sie die meisten Sitze im Parlament und hatten damit das Recht, den neuen Regierungschef zu benennen. Gottwald nutzte die Gelegenheit, um Fierlinger die
Zügel aus der Hand zu nehmen. Das neue Kabinett bestand aus neun Kommunisten, drei Sozialdemokraten und einem Dutzend Minister aus den gemäßigten demokratischen Parteien, eine Aufteilung von zwölf zu zwölf. Die beiden restlichen Kabinettsmitglieder Jan Masaryk und der Verteidigungsminister Ludvík Svoboda waren parteilos. Die Zerbrechlichkeit dieser politischen Gleichung sollte in den kommenden Monaten eine wesentliche Rolle spielen.
    Das Wahlergebnis besudelte in den Augen der Vereinigten Staaten die Tschechoslowakei. Amerikaner tendierten dazu, ein Land, dessen Bevölkerung – aus freien Stücken – beschlossen hatte, einen kommunistischen Regierungschef zu wählen, weniger wohlwollend zu betrachten. Die amerikanischen Hilfslieferungen beschränkten sich damals auf einige Agrarkredite, aber selbst diese wurden zurückgehalten, weil die US-Botschaft versuchte, die tschechoslowakische Wirtschaftspolitik in eine dem Westen genehmere Richtung zu lenken.
    Zwei

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