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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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aber jetzt war es stockfinster, und noch dazu lag alles unter einer Schneedecke begraben. Schwer zu sagen, welcher der fünf Finger auf dem Bild zu sehen war. Ruthie betrachtete die Maserung, die Form und den Schattenwurf des Steins auf dem Foto, bevor sie mit der Taschenlampe die Felsen ableuchtete.
    Candace hatte unrecht. Sie sahen nicht alle gleich aus.
    »Ich glaube, es ist der größte«, sagte sie schließlich. »Der Mittelfinger. Sehen Sie, wie er im Vergleich zum Felsen direkt daneben ein bisschen nach links geneigt ist? Und sehen Sie hier, aus welchem Winkel das Foto gemacht wurde. Er muss da drüben gestanden haben, links von uns. Im Hintergrund sieht man den großen Ahorn.« Sie wies auf den nun schneeverhüllten Baum.
    Sie gab Katherine die Kamera zurück und löste die Bindung ihrer Schneeschuhe. Kurz darauf hatte sie an der Basis des mittleren Felsens einen Stein von etwa sechzig Zentimetern Durchmesser sowie mehrere kleinere Steine freigelegt. Sie versuchte den großen Stein beiseitezuschieben, aber er ließ sich nicht vom Fleck bewegen, weil er durch Eis und Schnee am Boden festgefroren war.
    »Helfen Sie mir mal«, wandte sie sich an Candace. Gemeinsam stemmten sie sich gegen den Stein. Bald begann er zu wackeln, und schließlich konnten sie ihn wegrollen wie die untere Kugel eines Schneemanns.
    »Du liebe Zeit!«, rief Katherine, die mit ihrer Taschenlampe in ein kleines Loch am Fuße des Felsens hineinleuchtete. »Da ist er! Der Eingang!«
    Das Loch sah winzig aus, kaum groß genug, dass sich ein Erwachsener hineinzwängen konnte. Wäre Ruthie beim Wandern zufällig darauf gestoßen, hätte sie es für den Eingang zum Bau eines kleinen Tiers gehalten – eines Fuchses oder eines Stinktiers vielleicht. Sie wäre achtlos daran vorbeigelaufen.
    Ruthie knipste ihre Taschenlampe wieder an und leuchtete ebenfalls in die schmale Öffnung. Die Dunkelheit schien den Lichtstrahl zu verschlucken. Sie konnte nicht erkennen, wie weit der Tunnel reichte. »Sind Sie sicher, dass der überhaupt irgendwohin führt?«, fragte sie zweifelnd. In Wirklichkeit dachte sie: Da kriegen mich keine zehn Pferde rein .
    Plötzlich überkam sie das Gefühl, dass die ganze Sache in Wahrheit nur ein übler Streich war. Dass jeden Augenblick alle in Gelächter ausbrechen, ihr auf den Rücken klopfen und sagen würden: Da haben wir dich aber ganz schön angeschmiert, was? Ihre Mutter würde aus ihrem Versteck kommen – natürlich war sie in den Scherz eingeweiht, vielleicht war er sogar ihre Idee gewesen – ihre ganz spezielle Art, Ruthie eine Lektion zum Thema Verantwortungsbewusstsein zu erteilen.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, es rauszufinden«, sagte Candace. »Ich gehe zuerst, aber wenn ihr nicht alle sofort nachkommt, könnt ihr darauf wetten, dass ich ruckzuck wieder draußen bin. Und nicht in bester Laune.« Sie tätschelte das Holster unter ihrer Jacke, für den Fall, dass jemand sie nicht verstanden hatte.
    »Ich weiß nicht so recht«, entgegnete Ruthie, während sie sich gleichzeitig fragte: Wer um alles in der Welt benutzt Wörter wie »ruck-zuck«? Noch dazu, während er andere Leute mit einer Waffe bedroht?
    »Sie mag keine engen Räume«, erklärte Fawn den anderen.
    Die Untertreibung des Jahres , dachte Ruthie.
    »Ich reiße mich auch nicht grade drum«, entgegnete Candace. »Aber wir müssen da runter, ob es uns nun passt oder nicht.« Sie stopfte ihren Rucksack ins Loch, dann zog sie die Jacke aus und schob sie hinterher. Ihre Schneeschuhe lehnte sie draußen gegen den Felsen. Mit eingeschalteter Stirnlampe zwängte sie sich, Kopf voran, in die Öffnung. Auf halbem Wege blieb sie stecken.
    »Vielleicht ist das Loch nicht groß genug. Vielleicht kommt man gar nicht durch, oder es ist eine Sackgasse«, gab Ruthie zu bedenken, der der Schweiß ausbrach, während sie Candace zappeln sah. Candace trat mit den Füßen aus und wand sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Aus der Höhle hörten sie ihr gedämpftes Fluchen. Irgendwann verschwanden dann ihre Füße, und wenige Minuten später kam der widerhallende Ruf: »Ich bin drin! Los, kommt! Beeilung! Ihr werdet es nicht glauben!«
    »Ich gehe als Nächste«, sagte Katherine. »Ich lasse mir so viel Zeit wie möglich. Ihr zwei macht währenddessen Folgendes.« Sie zog aus ihrer Manteltasche ein Schlüsselbund hervor. »Nehmt den Weg nach unten zur Straße. Mein Wagen steht etwa eine Viertelmeile hinter eurer Einfahrt. Ein schwarzer Jeep Cherokee. Mein Handy ist im

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