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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Taschenlampe.
    Um sie herum war es pechschwarz, schwärzer als alles, was Ruthie sich überhaupt jemals hätte vorstellen können; eine Dunkelheit, die unendlich zu sein schien.
    So fühlt es sich an, lebendig begraben zu sein , schoss es ihr durch den Kopf.
    »Egal, kriech weiter«, rief sie und bemühte sich, tapfer zu klingen.
    Glücklicherweise hatte Fawn recht, und der Tunnel verbreiterte sich tatsächlich, doch dann wurde er kurz darauf wieder enger. Ruthie kniff ganz fest die Augen zu und versuchte sich einzureden, dass es, wenn sie sie wieder aufschlug, nicht mehr dunkel sein würde. Inzwischen musste sie auf dem Bauch vorwärtsrobben. Die Arme angewinkelt, stieß sie sich mit Ellbogen und Zehen vom Boden ab. Der Tunnel ging noch etwa drei Meter stark abschüssig weiter. Ihr Parka und der Pullover darunter rutschten hoch, so dass ihr Bauch über den rauen Felsboden des Tunnels schrammte; einen kurzen Augenblick stellte sie sich vor, es wären Krallen, die aus den Steinen kamen und ihr die nackte Haut aufrissen.
    »Stopp!«, rief sie laut.
    »Wir haben’s fast geschafft«, rief Fawn zurück. Ihre Stimme klang gedämpft. »Ich sehe Licht.« Sie musste viel weiter vorn sein, als Ruthie gedacht hatte.
    Ruthie schob den Rucksack vor sich her, auf die entfernten Geräusche ihrer Schwester lauschend, und als sie endlich wagte, die Augen zu öffnen, sah sie ein Stück weiter vorn den sanften Schein von Taschenlampen.
    Noch ein paar Meter, und Ruthie konnte auf allen vieren weiterkrabbeln. Nach einem letzten Stück gelangte sie in eine große, behagliche Felskammer. Zögernd rappelte Ruthie sich auf, streckte die Glieder und sah sich um. Sie setzte den Rucksack wieder auf und überzeugte sich davon, dass der Revolver noch in ihrer Jackentasche steckte.
    Denk einfach nicht daran, dass du unter der Erde bist , schärfte sie sich ein.
    Fawn hielt ihr die Taschenlampe hin. »Sie geht jetzt wieder. Wahrscheinlich hatte ich sie bloß nicht richtig eingeschaltet. Tut mir leid.«
    »Schon okay«, sagte Ruthie. »Du bist echt mutig, weißt du das?«
    Fawn lächelte.
    Das Licht in der unterirdischen Kammer kam nicht allein von den Taschenlampen – überall brannten Öllaternen. Es war tatsächlich ein richtiges Zimmer – es gab Regale, einen Tisch und einen Holzofen mit Abzugsrohr, das in einem Spalt in der felsigen Decke verschwand. Im Ofen brannte knisternd und knackend ein Feuer, und Ruthie hätte fast vergessen können, dass sie sich in einer Höhle unter der Teufelshand befand. In einer Nische stand sogar ein Bett, auf dem sich mehrere alte Quilts türmten.
    Der Raum kam ihr seltsam bekannt vor.
    Ruthie trat zu einem der hölzernen Regale. Darauf standen Krüge mit Wasser, Säcke voller Mehl und Zucker, Dosen mit Tee und Kaffee, Sardinen, Thunfisch, Gemüse- und Suppenkonserven sowie ein Scheffelkorb mit Äpfeln.
    »Hier wohnt jemand«, stellte Ruthie fest und nahm einen der Äpfel in die Hand. Er war fest und hatte keine faulen Stellen.
    »Die Lampen haben alle gebrannt, als ich kam«, erklärte Candace. Die Pistole im Anschlag, leuchtete sie den Raum mit ihrer Stirnlampe ab. Neben dem Tunnel, durch den sie hereingekommen waren, gab es noch drei weitere. Jeder führte in eine andere Richtung, und in jedem war es kohlrabenschwarz.
    »Ruthie, sieh mal!«, rief Fawn plötzlich mit heller Stimme. Sie kniete vor dem Bett auf dem Boden. Ruthie war in wenigen Schritten bei ihr und sah, dass Fawn einen violett und gelb gemusterten Häkelponcho in der Hand hielt.
    »Das ist Moms!«, rief Ruthie.
    Fawn nickte aufgeregt. »Den hat sie an dem Abend angehabt! Als sie verschwunden ist!«
    Ruthie machte einen Schritt auf Fawn zu, um sich den Poncho näher anzusehen, doch dann erstarrte sie, als sie sah, was am Kopfende des Betts neben dem Kissen saß.
    Ihr alter grüner Teddybär – Piney Boy. Ruthie nahm ihn hoch, drückte ihn an die Brust, und auf einmal war da eine Erinnerung, verschwommen und undeutlich wie ein Traum: Sie war schon einmal hier gewesen. Hier in diesem Raum. Sie war jemandem hierher gefolgt.
    Sie schloss die Augen und ließ sich von der Erinnerung treiben.
    Da war ein kleines Mädchen, das hier unten lebte. Aber es war kein nettes Mädchen. Es hatte Ruthie etwas Unheimliches gezeigt. Etwas ganz Schreckliches.
    Später hatte ihr Vater dann behauptet, sie habe das Ganze nur geträumt.
    Ruthies Blick glitt durch die Kammer – das konnte doch nicht stimmen? Warum sollte ein kleines Mädchen in einer Höhle unter der

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