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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Teufelshand wohnen?
    »Das war deiner, oder?«, fragte Fawn. »Als du noch klein warst?«
    Ruthie nickte. Sie hielt den Teddy immer noch im Arm und versuchte sich weitere Einzelheiten jenes lange zurückliegenden Tages ins Gedächtnis zu rufen. Was genau hatte das Mädchen ihr gezeigt?
    »Ich hab noch was anderes gefunden«, sagte Fawn. »Unter dem Bett.« Sie zeigte mit dem Finger. Den Bär in der einen Hand, die Taschenlampe in der anderen, lugte Ruthie unter das Bettgestell.
    Dort lag auf dem Felsboden eine lila-weiße Skijacke voller rostbrauner Flecken – altes Blut.
    »Die sieht genauso aus wie die von dem vermissten Mädchen, stimmt’s?«, sagte Fawn. »Willa Luce?«
    Ruthie nickte und wandte sich ab.
    Sie dachte an das, was Candace ihr vorhin über ihre Eltern erzählt hatte – dass sie behauptet hätten, im Wald hause ein Monster. Ein Monster, das ihre leiblichen Eltern Tom und Bridget O’Rourke getötet hatte. Wo war Ruthie gewesen, als das passiert war? Hatte sie es mit angesehen? Bei der bloßen Vorstellung wurde ihr übel. Die Höhlenwände schienen enger zusammenzurücken, und die Luft kam ihr auf einmal dünner vor.
    »Alice Washburne!«, rief Candace. Der Widerhall ihrer Stimme tat Ruthie in den Ohren weh. »Ich habe deine Kinder! Komm raus und zeig dich, sonst tue ich ihnen weh!«
    Ruthie setzte den grünen Teddybär wieder hin, ließ die Hand in die Tasche gleiten und tastete nach dem Revolver. Sie entsicherte ihn und wartete mit angehaltenem Atem.
    Sie lauschten etwa eine Minute lang. Alles, was sie hörten, war das Knacken des Feuers und ein weit entferntes Tropfgeräusch.
    »Mir gefällt’s hier nicht«, verkündete Fawn und drängte sich dichter an Ruthie. »Hier unten gefällt’s mir gar nicht.«
    »Mir auch nicht«, antwortete Ruthie, die Hand am Revolver.
    Stille.
    »Verdammt«, zischte Candace. Sie ging in der Kammer umher und leuchtete mit ihrer Stirnlampe in jeden Tunnel hinein. Sie streckte den Kopf in einen der Tunneleingänge und knurrte etwas, was Ruthie nicht verstehen konnte.
    »Was jetzt?«, fragte sie und schielte auf die Waffe in Candaces Hand. Bestimmt bluffte sie nur. Sie würde ihnen nichts tun. Sie würde sie am Leben lassen, damit sie sie zum richtigen Zeitpunkt als Druckmittel einsetzen konnte.
    »Wir müssen jeden dieser Tunnel absuchen, einen nach dem anderen.«
    Oh Gott, bitte keine engen Tunnel mehr , flehte Ruthie im Stillen.
    »Wir könnten uns doch aufteilen«, schlug sie vor. »Oder vielleicht wäre es das Beste, wenn Fawn und ich hier warten. Falls Mom auftaucht.«
    »Nein!«, herrschte Candace sie an. »Wir bleiben zusammen.« Sie ließ den Blick durch die Felskammer schweifen. Ihre wachsamen Augen blitzten. »Moment mal. Wo ist Katherine?«
    Ruthie sah sich im Raum um und leuchtete mit der Taschenlampe in alle drei Tunneleingänge.
    »Verflucht!«, stieß Candace hervor.
    Katherine war nicht mehr da.

1908

Sara
31. Januar 1908
    Auntie.
    Ich blinzelte einmal, zweimal, dreimal, doch sie stand noch immer in der Tür, ein lebendiges Wesen aus Fleisch und Blut. Dies war gewiss kein Geist. Sie hatte Form, Substanz; Schnee tropfte aus ihren Kleidern, und ihr Körper warf einen langen Schatten.
    Gertie hatte sich, kaum dass sie Aunties Stimme vor der Tür vernommen hatte, wieder in den Wandschrank geflüchtet.
    Shep stand neben mir und knurrte tief in der Kehle. Als Auntie ihm einen Blick zuwarf, schlich er mit eingekniffenem Schwanz davon.
    »Bist du …«, stammelte ich. »Bist du eine von ihnen? Bist du von den Toten zurückgekehrt?«
    Vielleicht bin ich tatsächlich wahnsinnig geworden.
    Ich hielt noch immer Martins Gewehr in der Hand und umfasste den Kolben so fest, dass meine Finger weiß wurden.
    Sie sah erst mich, dann die Waffe an und lachte. Es klang wie ein scharfer Wind, der durch ein verdorrtes Maisfeld geht.
    Gewiss, sie war älter geworden. Ihr einst rabenschwarzes Haar war nun stahlgrau und verfilzt. Einzelne Strähnen waren mit Stofffetzen und Lederbändern zusammengebunden, und sie hatte sich Federn und Perlen und hübsche kleine Steine hineingeflochten. Ihre Haut war dunkelbraun und runzlig. Um die Schultern trug sie einen Fuchspelz.
    »Wäre es einfacher für dich«, fragte Auntie, »wenn ich eine Schlafende wäre?«
    »Ich …«
    »Einfacher zu glauben, dass du all die Jahre lang recht gehabt hast – dass ich tot in der Asche liege?« Ihre Miene verdunkelte sich vor Zorn.
    »Aber wie? Wie hast du überlebt?« Ich dachte an die Hitze der

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