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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Flammen, an den Ruß, der auf uns herabgeregnet war; am Ende war nichts mehr übrig gewesen als eine verkohlte Ruine und der alte Kanonenofen. »Ich habe doch den Schuss gehört. Ich habe gesehen, wie deine Hütte niedergebrannt ist.«
    Auntie ließ ein bitteres Lachen erklingen. »Dachtest du, es wäre so leicht, mich zu töten, Sara?«
    Ich erinnerte mich an Buckshot, der mit versengtem Fell in den Wald gelaufen war. War er Auntie gefolgt?
    »Mich zu töten und meinen Körper in der Asche verrotten zu lassen?«
    Ich wich einen Schritt vor ihr zurück. Plötzlich hatte ich Angst. »Ich habe versucht, ihn aufzuhalten«, sagte ich mit bebender Stimme. »Ich habe sogar versucht, zu dir zu gelangen, als die Hütte in Flammen stand, aber Papa hat mich festgehalten.«
    Auntie machte einen Schritt auf mich zu und schüttelte enttäuscht den Kopf. »Du hast dir nicht genug Mühe gegeben, Sara.«
    »Du warst die ganze Zeit am Leben?«, fragte ich ungläubig. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich bin nach Hause zurückgekehrt. Zu meinen Leuten. Ich habe versucht, mit der Vergangenheit abzuschließen, euch alle zu vergessen. Aber ich konnte nicht. Jedes Mal, wenn ich es fast geschafft hatte, musste ich nur meine Hände ansehen.« Auntie streifte sich die Handschuhe ab und hielt ihre Hände in die Höhe. Sie waren voller gespenstisch weißer Narben. Ich erschrak. »Am Bauch habe ich auch eine, vom Gewehrschuss deines Vaters. Die Wunde hat sich entzündet. Es war schrecklich.«
    Auntie rieb sich mit der vernarbten rechten Hand über den Bauch.
    Dann hob sie den Kopf und begegnete meinem Blick; ihre Augen waren zwei schwarze bodenlose Löcher. »Aber manchmal sitzen die Narben, die am meisten schmerzen, ganz tief im Innern, ist das nicht so, meine Sara?«
    Schweigend starrte ich ihre schaurig bleichen Hände an.
    »Ich wusste, dass ich eines Tages wiederkommen würde. Ich würde wiederkommen und mein Versprechen einlösen: Du würdest bezahlen. Du würdest für das bezahlen, was du und deine Familie mir angetan habt. Nach allem, was ich für euch getan habe, habt ihr mich verstoßen. Ich habe dich gehütet, habe dich aufgezogen wie mein eigenes Kind, und das ist eure Art, mir zu danken – indem ihr versucht, mich bei lebendigem Leibe zu verbrennen?«
    »Aber ich habe es nicht getan! Es war Vater. Er war vor Trauer wie von Sinnen.«
    Sie lächelte ein unheimliches Lächeln. »Wahnsinn ist immer eine wunderbare Ausrede, findest du nicht? Dafür, dass man anderen Menschen schreckliche Dinge antut.« Ein Glanz trat in ihre schwarzen Rabenaugen. »Oder ihren Kindern.«
    Mein Herz wurde zu Eis, als ein grauenhafter Gedanke in meinem Kopf Gestalt annahm.
    »Seit wann bist du wieder in der Stadt?« Ich bemühte mich, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
    »Ach, schon eine ganze Weile. Lange genug, um zu sehen, wie deine arme Familie sich abrackert. Dein humpelnder Ehemann, der gegen das Land kämpft, statt es zu bestellen. Deine Tochter. Deine wunderhübsche kleine Tochter. So klein. So zart. Genau wie du in dem Alter.«
    »Gertie«, sagte ich. Meine Stimme drohte zu versagen. »Ihr Name ist Gertie.«
    Aunties Mund verzog sich zu einem schmerzhaften Lächeln. »Oh, ich weiß. Sie und ich, wir kannten uns gut.«
    Ich blickte in ihre Augen, und in dem Moment erkannte ich die Wahrheit.
    Ich wich einen weiteren Schritt zurück, riss das Gewehr hoch und zielte auf ihre Brust.
    »Es war gar nicht Martin. Du hast Gertie getötet.«
    Sie warf den Kopf in den Nacken und stieß ein meckerndes Lachen aus. »Die Beweise deuten auf Martin, nicht wahr? Sein Ring in Gerties Tasche. Mein Ring, den er auf dem Acker ausgegraben hat. Ich mache dir keinen Vorwurf, dass du auf ihn geschossen hast. Ich hätte dasselbe getan.«
    »Du hast ihr den Ring in die Tasche gesteckt«, sagte ich. »Du hast ihn Martin irgendwie weggenommen. Von dir waren auch die Botschaften, die angeblich Gertie geschrieben hat.«
    Sie grinste breit und schief. »Meine kluge kleine Sara. Mein Augenstern.«
    Ich trat ganz dicht an sie heran und drückte ihr den Lauf des Gewehrs gegen die Brust.
    Sie schüttelte nur lachend den Kopf, als wäre ich ein unverständiges Kind. Ein kleines Mädchen, das es einfach nicht besser wusste.
    »Was würde es nützen, mich jetzt zu töten, Sara? Würde es dir all das zurückbringen, was ich dir genommen habe? Dein Kind? Deinen Mann? Bruder und Vater?«
    »Meinen Vater hast du nicht getötet«, widersprach ich.
    »Nein. Er hat sich selbst mit dem Saufen

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