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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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und sie reich machen würde – reicher, als sie sich je erträumt hätten. Wenn wir bereit wären, ihnen zu helfen, wollten sie diesen Reichtum mit uns teilen. Es klang zu schön, um wahr zu sein – aufregend, unglaublich. Ein Abenteuer.«
    Das Licht in der Küche war Ruthie zu grell und schien im Takt ihrer Kopfschmerzen zu pulsieren. Am liebsten wäre sie nach oben in ihr Zimmer gegangen, hätte sich ins Bett verkrochen, den Kopf unter die Decke gesteckt und alles vergessen, was im Laufe der letzten drei Tage passiert war.
    Mom, die das Elend ihrer Tochter mit ihren speziellen mütterlichen Antennen spürte, nahm Ruthies Hand. Diese drückte die Hand ihrer Mutter kurz, bevor sie sich dem Griff entzog und ihre Hand in den Schoß legte. Dort lag sie wächsern und leblos wie die Hand einer Schaufensterpuppe.
    Katherine rührte in ihrem Kaffee. Das Klappern des Löffels in ihrer Tasse klang wie eine Alarmglocke. »Bitte«, unterbrach sie Moms Bericht. »Sagen Sie mir einfach, wie Gary zu Ihnen gefunden hat. Wie sind Sie in den Besitz seiner Kameratasche gekommen? Was ist an dem Tag wirklich passiert?«
    Ruthies Mutter sah Katherine über den Rand ihrer Brille hinweg an und nickte geduldig. »Dazu komme ich noch. Versprochen. Aber um es wirklich zu verstehen, müssen Sie die ganze Geschichte hören.«
    Ruthie schloss die Augen und lauschte den Worten ihrer Mutter, so wie als kleines Kind, wenn sie ihr von Hänsel und Gretel oder Rotkäppchen erzählt hatte. Auch das, was sie jetzt hörte, klang wie ein Märchen: Es war einmal ein kleines Mädchen mit Namen Hannah, das liebte nichts auf der Welt so sehr, wie mit seiner Mutter in eine Bäckerei namens Fitzgerald zu gehen. Die Mutter und der Vater hatten das kleine Mädchen sehr lieb. Sie wollten nur das Beste für es. Und sie glaubten, der Schlüssel zu ihrem Wohlstand – zu ihrem Glück – liege in ein paar Seiten, die davon berichteten, wie man die Toten wieder zum Leben erwecken konnte.
    Und wie in allen Märchen, gab es auch hier Blutvergießen und Tod.
    »Es war ein kalter Frühlingsmorgen«, begann Ruthies Mutter. »Wir waren alle zusammen in den Wald gegangen, um nach der Pforte zu suchen, von der in den Tagebucheinträgen, die Tom und Bridget gefunden hatten, die Rede war.« Lächelnd sah sie zu Ruthie. »Du hattest so ein hübsches Kleid an und eine Jacke. Und du hattest deinen Teddybär dabei.«
    »Wie auf dem Bild?«, fragte Ruthie. Sie dachte an das Foto, an das fröhliche Strahlen in ihrem Gesicht. »Das im Schuhkarton?«
    Ihre Mom nickte. »Ich habe es gemacht, kurz bevor wir losgegangen sind.« Sie blickte in ihre Kaffeetasse, dann fuhr sie in ihrer Erzählung fort.
    »Es war wunderschön im Wald – die Bäume bekamen gerade ihre ersten Blätter, und überall sangen die Vögel. Tom und James unterhielten sich über Bücher; du hast vor dich hin geplappert und kleine Liedchen gesummt. Als du zu müde wurdest, um weiterzulaufen, hat deine Mutter dich getragen. Wir waren fast oben, da haben wir ein kleines Mädchen gesehen, das sich hinter einem Baum versteckte. Wir haben gerufen, aber sie ist weggerannt. Sie hatte weder Jacke noch Schuhe an. Ihre Haare waren verfilzt. Wir sind ihr bis hinauf zur Teufelshand nachgelaufen, aber sie ist zwischen die Felsen geschlüpft und war auf einmal verschwunden. Wir haben uns umgeschaut, und dabei hat Tom den Höhleneingang entdeckt und darauf bestanden, dass wir reingehen – wir müssten doch dem armen kleinen Mädchen helfen. Sie war ja offensichtlich ganz allein und hilflos.«
    »Wir sind alle zusammen in die Höhle gegangen?«, fragte Ruthie.
    Ihre Mutter nickte. »Das hätten wir niemals tun dürfen. Aber wir hatten ja keine Ahnung. Wie auch? Wir sind nie auf die Idee gekommen, dass die Pforte vielleicht da unten sein könnte oder dass das Mädchen etwas damit zu tun hatte. Wir haben nur ein kleines Kind in Not gesehen und wollten helfen. Ich glaube, alles andere haben wir einfach verdrängt.«
    Die Mutter schwieg einen Moment lang. Niemand sagte etwas. Endlich holte sie tief Luft und fuhr fort.
    »Es war dunkel. Tom und Bridget sind vorangegangen. Als wir in die erste Kammer kamen, sahen wir sofort, dass jemand dort lebt. Ein paar Laternen brannten. Tom war, als hätte er Schritte in einem der Tunnel gehört. Er und Bridget sind hineingekrochen, um nachzusehen, und …«
    »Sie hat sie getötet?«, sagte Ruthie.
    Ihre Mom nickte. »Es ging alles so schnell. Wir konnten nichts tun. James hat dich auf den Arm

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