Winterfest
zu seiner Familie«, wandte Leif Malm ein. »Aber natürlich können wir dafür sorgen, dass er vermisst gemeldet wird. Wir können Vorladungen veranlassen und die Eltern aufsuchen.«
»Wo ist Rudi Muller jetzt?«, wollte Hammer wissen.
»Wir haben ihn unter Beobachtung. Unmittelbar vor unserer Besprechung war er immer noch in seiner Wohnung in Majorstua.«
»Wie sieht’s mit Telefonüberwachung aus?«
»Wir rechnen damit, ab morgen früh volle Kommunikationskontrolle zu haben«, versicherte Malm. »Die Herausforderung besteht darin, dass wir nicht kontrollieren können, welche Nummer er wann benutzt.«
»Jetzt wird es wichtig sein, die Quelle zu führen«, sagte Wisting und blickte Petter Eikelid an.
Der V-Mann-Führer wich seinem Blick aus.
»Drei Dinge sind es, die wir wissen müssen«, fuhr Wisting fort. »Wo ist die Leiche von Trond Holmberg? Wer war der andere Mann, mit dem er zusammen war? Und was ist Rudi Mullers nächster Zug?«
Leif Malm stimmte ihm zu.
Wisting überflog seine Notizen. Und dachte bei sich, dass er auch eine Reihe unbeantworteter Fragen an sich selbst hatte. Wenn es wirklich so war, dass Line über zwei Jahre mit einem Kriminellen zusammengelebt hatte, mit seiner stillschweigenden Billigung, dann hatte er noch eine Menge schlafloser Nächte vor sich. Aber damit musste er selbst fertigwerden.
»Wie die Sache sich jetzt darstellt, suchen wir also nach unbekannten Räubern«, fasste er zusammen. »Aber wäre es nicht möglich, dass in Wirklichkeit etwas ganz anderes passiert ist?«
»Ein Streit zwischen Lieferant und Empfänger?«
»Entweder das, oder es geht um etwas ganz anderes. Etwas, das wir nicht sehen.«
Niemand hatte eine Antwort darauf. Und er selbst auch nicht.
27
Suzanne hatte eine einfache, aber sehr leckere Mahlzeit zube reitet und überraschte mit einer Erdbeermousse zum Dessert.
»Ich war zu Hause und habe sie aus der Tiefkühltruhe geholt«, sagte sie und stellte die Schüssel auf den Tisch.
»Wie sieht’s bei dir in der Wohnung aus?«, erkundigte sich Line. »Sind die Klempner bald fertig?«
»Ich weiß es nicht«, seufzte Suzanne. »Ich finde nicht, dass seit dem letzten Mal, als ich dort war, irgendein Fortschritt zu erkennen ist.«
Wisting probierte das Dessert. »Das solltest du in deinem Restaurant servieren«, sagte er.
»Du willst ein Restaurant eröffnen?«
Suzannes Wangen röteten sich kleidsam. »Kein Restaurant, ein Café«, sagte sie. »Vielleicht.«
Wisting ergänzte die Details ihres Vorhabens.
»Das wird dein Stammcafé«, meinte Line. »Zumindest wenn es dort Essen gibt.«
»Habe ich auch schon gesagt«, lachte Wisting. »Warst du oft im Shazam Station ?«
Line sprach mit vollem Mund. »Am Anfang schon«, erwiderte sie und schluckte hinunter. »Ich habe bestimmt ein paar Mal pro Woche dort gegessen, aber mit der Zeit wurde es seltener. Ich hatte das Gefühl, dass Tommy immer dort war. Das hat seine ganze Zeit verschlungen.«
»Waren denn so viele Gäste da?«
»Es war nie voll, aber immer gab es was zu tun. Er hatte auch die Mitverantwortung für die Bar, er konnte also nicht einfach nach Hause gehen, wenn die Küche Feierabend gemacht hat.«
»Hast du einige der Leute kennengelernt, mit denen er zusammenarbeitet?«
»Nicht viele. Die haben dauernd gewechselt, aber so ist das wohl in der Branche. Eigentlich habe ich niemanden kennengelernt, mit dem ich hätte befreundet sein wollen. Da bin ich noch lieber mit meinen eigenen Kollegen zusammen.«
»Und Tommy? Verbrachte er seine Freizeit mit seinen Arbeitskollegen?«
»Job und Freizeit waren beinahe ein und dasselbe, glaube ich.« Line legte den Löffel in den leeren Teller. »Wieso fragst du das alles? Du scheinst ja jetzt, wo Schluss ist, mehr an Tommy interessiert zu sein als zu der Zeit, als wir noch zusammen waren.«
»Tut mir leid«, lächelte Wisting. »Aber es ist immer schwierig mit gemeinsamen Freunden, wenn eine Beziehung auseinandergeht.«
Er blickte beschämt auf seinen Dessertteller. Ihm ging auf, dass er sie eigentlich dienstlich befragte. Dass die Fragen so unschuldig daherkamen, war nur eine Illusion.
Line räumte den Tisch ab und stellte die benutzten Teller in den Geschirrspüler.
»Alles okay draußen in der Hütte?«, fragte Suzanne.
»Ja, die Hütte ist toll. Und ich mag das raue Wetter. Es ist schön, drinnen an den großen Fenstern zu sitzen und den Kamin im Rücken zu haben. Aber das mit den Vögeln ist ein bisschen eklig.«
»Was für Vögel?«,
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