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Winterkaelte

Winterkaelte

Titel: Winterkaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie M. Schwartz
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immer zu zweit unterwegs waren. Andrea wusste, dass er sie attraktiv fand, er hatte das mehr als einmal geäußert. Doch sie wusste auch, dass er sich nie von dieser körperlichen Anziehung hätte leiten lassen oder von sich aus versucht hätte sie ins Bett zu bekommen.
    An das, was geschehen war, bevor sie im Bett gelandet waren, konnte sie sich mittlerweile gut erinnern. Die Initiative war von ihr ausgegangen. Gut, Alexander hatte sich nicht wirklich gewehrt, doch konnte sie ihm das vorwerfen? Er war auch nur ein Mann, den seine Hormone beherrschten und Alkohol beseitigte ja bekanntermaßen auch die letzten Hemmungen.
    Nein, es war von ihr ausgegangen. Dessen war sich Andrea nun sicher. Und dessen schämte sie sich sosehr, dass sie sich noch nicht einmal bei Alexander gemeldet hatte. Sie hatte sogar seine Freundschaftsanfrage auf facebook ignoriert.
    Das war nicht böse gemeint. Sie kam einfach nicht damit klar. Seit Jahren wusste sie, dass sie Frauen liebte und nun musste sie sich eingestehen, dass selbst sie sich dazu hinreißen ließ, diese Präferenz zu hintergehen. Dafür schämte sie sich nur noch mehr. Vermutlich würde es eine Zeit dauern, bis sie das verwunden hatte, doch es war auch unfair gegenüber Alexander, der für ihre Fehler büßen musste.
    Sie mochte ihn noch immer gerne und vermisste ihren Freund, mit dem sie über alles hatte reden können. Er hatte sie aufgefangen, als Caro abgehauen war. Er hatte sie wieder aufgerichtet und ermutigt, sich wieder ins Leben zu stürzen. Dass das mit Lina schief gegangen war, war nun wirklich nicht seine Schuld. Er hatte Recht gehabt. Die Krankenschwester hatte Andrea, wenigstens für kurze Zeit, auf andere Gedanken gebracht. Und nun, da sie alleine war, hingen ihre Gedanken wieder der Vergangenheit nach.
    Seufzend richtete sie sich auf und blickte an die Wand gegenüber ihres Bettes. Ihr Schminktisch sah aus wie ein kleiner Schrein. Dort waren die Bilder ihrer glücklichsten Momente versammelt.
    Selbst von hier konnte sie Alexanders Lächeln erkennen und natürlich Kishas weiße Zähne in ihrem dunklen Gesicht. Dort gab es zwei Fotos die sie mit Lina zeigte. Eigentlich wollte sie diese Erinnerungen alle vernichten, doch sie entschied sich dagegen. Andrea war glücklich gewesen, egal wie die Sache schließlich ausgegangen war. Daran wollte sie sich erinnern. Nicht an den Schmerz.
    Die meisten Bilder jedoch, zeigten sie und Carolina.
    Mittlerweile war sich Andrea sicher, dass sie ihre wahre Liebe gewesen war. Lina hatte sie nach ein paar Monaten bereits wieder vergessen, doch Caro spukte seit Jahren durch ihre Träume.
    So wie heute Nacht. Dort hatte sich das verträumte Mädchen nicht verändert. Sie besaß noch immer das runde Gesicht und das verschmitzte Lächeln, bei dem Andrea jedes Mal warm ums Herz wurde.
    Andrea blickte auf ihren Wecker. Die Leuchtschrift zeigte 6:35. In zehn Minuten würde er läuten und sie endgültig aus dem Bett holen, doch ihr fehlte der Antrieb dazu.
    Das war gefährlich und niemand wusste das besser als sie. Seit der Sache mit Alexander bewegte sie sich am Rande der Depression und kämpfte mit ersten Anzeichen wie Schlaflosigkeit, Grübelei und Antriebslosigkeit.
    Vielleicht sollte sie selbst einmal einen Kollegen aufsuchen und sich mit ihm unterhalten. Das könnte ihr helfen. Doch vielleicht brauchte sie generell einfach jemanden, mit dem sie reden konnte.
    Sie seufzte und wand sich aus dem Bett. Ob sie nun zehn Minuten früher oder später aufstand, war auch schon egal. Ihr Terminplan war ohnehin prall gefüllt.
    Die geschmiedeten Pläne waren allesamt aufgegeben worden. Eigentlich wollte Andrea in der Nervenklinik, in der sie bereits neben dem Studium gearbeitet hatte, weiter Erfahrungen sammeln, doch ein Bekannter ihrer Mutter funkte dazwischen.
    Er brachte sie mit dem Bürgermeister einer kleinen, aber schnell wachsenden Gemeinde, in der Nähe in Verbindung, der ihr ein günstiges Haus anbot, wenn sie dafür ihre Praxis dort aufmachte. Die Gemeinde besaß nur einen Allgemeinmediziner, doch der Bürgermeister wollte den Ort für Neuankömmlinge attraktiver machen. Daher hatte man ein Ärztehaus gebaut, in dem mehrere Spezialisten untergebracht würden. Allerdings fehlte dort ein Spezialist für die geistige Gesundheit.
    Andrea hatte nicht gezögert. Mit Hilfe ihrer Mutter und einem vom Bürgermeister vermittelten günstigen Kredit hatte sie das kleine Haus von der Gemeinde sehr billig erworben. Sie lebte im oberen Stockwerk auf

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