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Winterkaelte

Winterkaelte

Titel: Winterkaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie M. Schwartz
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knapp 120m², während sich im Erdgeschoss ihre Praxis befand.
    Die ersten beiden Monate waren hart gewesen. Andrea hatte nicht gewusst, dass der Bedarf derart hoch sein würde. Doch viele der Hausärzte in der Umgebung überwiesen ihre Patienten nun plötzlich zu ihr. Viele von ihnen wurden schon seit längeren mit diversen Medikamenten therapiert, hatten aber noch nie einen Spezialisten aufgesucht.
    Das Andrea so jung und auch noch etwas unerfahren war, war anfangs ein Problem. Doch mit ihrer offenen und freundlichen Art, machte sie sich schnell Freunde und auch ältere Patienten störten sich nicht an dem großen Alters- und Erfahrungsunterschied.
    Bevor sie ihre Sprechstundenhilfe Susanne eingestellt hatte, hatte sich Andrea um alles selbst gekümmert. Teilweise saß sie bis spät in die Nacht an den Akten ihrer Patienten und bearbeitete die Berichte, die sie für sich selbst anlegte.
    Mittlerweile war neben Susanne auch noch Romana geringfügig in der Praxis beschäftigt und fungierte als Krankheits- und Urlaubsvertretung. Andrea war erfolgreich und auf einen Termin gab es mittlerweile fast zwei Monate Wartezeit. Allerdings passte ihr das gar nicht, denn ihrer Meinung nach, sollte Menschen mit psychischen Problemen möglichst schnell geholfen werden.
    Deshalb hatte sie auch jede Woche zwei Nachmittage, die sie für Menschen mit akuten Problemen reserviert hatte. Hier konnte jeder, ohne Termin, kommen und sich mit ihr unterhalten.
    Diese Nachmittage waren für Andrea sehr anstrengend. Manchmal kam niemand, dann wieder so viele, dass sie bis in die Nacht arbeitete. Doch sie liebte es den Menschen zu helfen und nahm dafür auch diese Überstunden gerne in Kauf.
    Doch es gab auch Schattenseiten. Einer dieser Patienten hatte sich vor ein paar Wochen erhängt. Er hatte die von ihr verordneten Psychopharmaka nicht genommen und schließlich wurde alles zu viel.
    Andrea gab sich nicht die Schuld daran, doch es machte sie traurig. Sie hatte danach auch seine Frau behandelt, die nun nach fast zwanzig Jahren Ehe allein war.
    Doch noch mehr traf sie der Fall eines Schülers, den sie behandelt hatte. Er war in der Schule gemobbt worden und hatte daher begonnen sich selbst zu verletzen. In den Sitzungen stellte sich heraus, dass er homosexuell war, doch noch nicht geoutet. Das fraß ihn innerlich auf.
    Andrea kannte dieses Gefühl nur zu gut. Sie kannte die Lage, in der er sich befand, aus eigener Erfahrung. Im Ort wusste bislang niemand, dass sie lesbisch war und sie wollte das auch nicht zum Thema machen, doch ihm gegenüber erzählte sie es.
    Der Junge fasste nur langsam Vertrauen und schließlich outete er sich vor seinen Eltern. Die Reaktion war fatal. Der Vater war wutentbrannt in der Praxis aufgetaucht und hatte sie dafür verantwortlich gemacht, dass sein Sohn schwul geworden war. Andrea war ruhig geblieben, doch sie hatte Angst vor ihm. Zum Glück passierte nichts weiter.
    Dennoch kam der Junge auch weiterhin zur Therapie und blühte langsam auf. Das Outing war zwar schlecht verlaufen, doch endlich schien er frei zu sein.
    So etwas machte sie froh und sie freute sich darauf David heute zu sehen. Zuvor waren jedoch andere Patienten an der Reihe. Unter anderem befand sich auch Frau Schuster darunter. Sie war Carolinas alte Lehrerin, für die das Mädchen damals geschwärmt hatte.
    Andrea fand das witzig, erwähnte es aber ihrer Patientin, die sie wegen Burnouts behandelte, gegenüber nie.
    Sie setzte sich vor den Spiegel und kämmte ihr Haar wie jeden Morgen. Kaum war sie damit fertig, läutete der Wecker. Sie hatte ihn wohl nicht abgestellt. Andrea sprang auf um das nervige Piepsen zu beenden und beschloss dann erst einmal etwas zu frühstücken, bevor sie sich anzog. In ihrem Haus konnte sie wenigstens nackt herumlaufen, wenn sie das wollte.
    Nach dem Frühstück zog sie sich an und ging hinunter in ihre Praxis. Es war noch zu früh, als dass Susanne mit der Arbeit begonnen hätte, doch sie war verlässlich und würde vermutlich bald auftauchen.
    Als die attraktive Blondine und Mutter zweier Kinder, dann um 7:30 durch die Tür spazierte hatte Andrea bereits ihre Termine durchgegangen und stellte sich geistig auf die ersten Patienten ein.
    Es wurde ein langer Tag. In der regulären Zeit von 8:00 bis 12:00 war der Stress immer am Größten. Die Patienten gaben sich die Klinke in die Hand und Leute ohne Termin wollten sie sprechen. Doch wie immer war Susanne eine große Hilfe, bis sie um 12:30 über Mittag nach Hause

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