Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
Immobilienbüro schon auf den alten Neuhofer zugekommen, wegen dem Grundstück. Der wollte aber auf keinen Fall verkaufenund ist saugrantig aus dem Haus gestampft. Die Mutter hat dann gesagt, sie würde jederzeit verkaufen. Sie hat das Haus ja noch nie mögen und die blöde Straße davor noch viel weniger.
Aber jetzt kommt’s: Wie dann der Alte tot war, hat auf einmal die Mutter nicht mehr verkaufen mögen. Weil der Papa das nicht gewollt hat, mag sie das jetzt auch nicht mehr. Aus.
Dann hat der Bruder gesagt, er kann nix machen. Er würde es schon gern verkaufen. Lieber heute als morgen. Aber wenn die Mama das nicht mag, kann er nichts tun.
Dann stirbt die Mama und es war wieder dasselbe. Jetzt hat der Bruder nicht mehr verkaufen mögen. Wegen dem schlechten Gewissen den verstorbenen Eltern gegenüber.
Es war zum Wahnsinnigwerden!
Ja, und am Schluss war halt der tragische Containerunfall. Und gleich am allernächsten Tag ist dann wieder diese Frau vom Immobilienbüro vor der Tür gestanden. Und da hat er unterschrieben, der Hans. Obwohl die gleich um die Hälfte mit dem Preis runter ist. Weil sie jetzt so lange warten hat müssen und so viel Unannehmlichkeit gehabt hat. Trotzdem hat er dann gleich unterschrieben, sagt der Hans. Weil er nämlich die Schnauze endgültig voll gehabt hat von dem ganzen Trara.
Aber jetzt, wo er weiß, wie viel ihm das Grundstück hätte bringen können, hat er eine Sauwut. Eine unglaubliche Sauwut sogar.
Ich sag ihm, er soll morgen früh zu mir ins Büro kommen, damit wir das alles der Reihe nach aufnehmen können. Das will er tun. Wir trinken noch ein Bier zusammen und dann fahr ich heim.
Kapitel 11
Wie sich hinterher rausgestellt hat, war es schon ziemlich gut, dass ich vor lauter Hunger nicht einschlafen hab können. Oder vor lauter Ferrari. Jedenfalls war es gut, dass ich in der Nacht noch zum Sportheim gefahren bin und mit dem Neuhofer geredet hab. Weil am nächsten Tag war er tot.
Wieder so eine komische Sache, muss ich schon sagen. Aber die Neuhofers sterben halt nicht einfach im Bett oder auf der Intensivstation. Die lassen sich immer etwas Besonderes einfallen.
Ich hab’s noch in der Nacht erfahren, weil: da hat mich der Ferrari angerufen. Sie war ganz hysterisch und hat in den Hörer gebrüllt. Zuerst hab ich ja geglaubt, sie hätte Sehnsucht nach mir, eine ganz arge sogar, weil sie halt so gebrüllt hat. Leider hat sich aber rausgestellt, dass es einen Unfall gegeben hat. Und dann bin ich los mit dem Ludwig.
Und das war dann so: Also, der Neuhofer hat wohl noch ein oder zwei Bier getrunken und ist dann mit dem Roller gen Heimat gefahren. Den Waldweg entlang, um auf die alte Bundesstraße Richtung Landshut zu kommen. Wie immer halt.
So weit, so gut.
Jetzt hat aber die Mütze etwa zur selben Zeit die Blase gedrückt. Der Ferrari hat gesagt: »Das Klärchen hat an derTür gewinselt, und das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sie eben raus muss.«
Dann ist sie also raus mit der Mütze, damit die sich entleeren kann. So, und nun rechnet man ja nicht mitten in der Nacht mit einem Mordsverkehr auf dieser Stecke. Drum hat der Ferrari die Mütze eben an der Rollleine laufen lassen, so weit die sich ausziehen lässt. Und die lässt sich zehn Meter ausziehen.
Jetzt kommt die Tragik ins Spiel.
Also, die zwei haben mit der Leine den ganzen Weg blockiert, weil der Ferrari auf der einen Wegseite gewartet hat, bis sich das Klärchen auf der anderen erleichtert. Straße abgesperrt mit der Leine, könnte man sagen. Was jetzt in der Dunkelheit für den Neuhofer leider nicht zu erkennen war. Vermutlich hat er nur die Frau gesehen, wenn überhaupt. Weil: mit ein paar Bier im Bauch lässt auch das Augenlicht stark nach. Den Hund hat er wohl noch weniger gesehen, wegen Größe, und die Leine halt gar nicht. Und dann ist er mit seinem Peugeot-Roller reingefahren, wie ein Verrückter.
Der Ferrari hat gesagt, den hat’s ausgehoben, so was kann man gar nicht erzählen. Überschlagen praktisch und durch die Luft gewirbelt, und dann ist er mit einem Riesenschwung an einen Baumstamm geknallt. Direkt mit dem Genick, frag nicht! Das Klärchen hat’s auch durch die Luft gewirbelt, was aber bei diesem Gewicht nicht tödlich ist.
Wie ich hinkomm, pinkelt der Ludwig gleich einmal auf dem Neuhofer seinen Fuß. Markiert sozusagen. Aber das ist jetzt auch schon wurst: keine Atmung, kein Puls, kein Gar-Nix. Zuallererst aber muss ich die völlig aufgelöste Frau beruhigen. Das ist
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