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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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vorausgesetzt die Frau Sonnleitner sagt die Wahrheit, mit ihr weder verwandt ist noch verschwägert. Das ist unglaublich und bedarf einer Klärung.
     
    Ein paar Zimmer weiter ist es ziemlich laut, und da fällt mir siedendheiß ein, dass die Susi heute Geburtstag hat. Ich muss da kurz hin zum Gratulieren, sonst ist gleich wieder der Teufel los. Wie ich in ihr Büro komm, ist die komplette Gemeindeverwaltung anwesend und hat sich dem Alkohol ergeben. Weil ich Angst hab, die Susi könnte wieder ausrasten, wink ich ihr nur kurz zu und rufe meine Glückwünsche durch den Türspalt. Kaum bin ich dann ein paar Schritte den Gang runter, fliegt die Tür auf und sie schreit mir nach: »War das alles?«
    »Nein, ich wollte halt bloß nicht stören. Du hast da ja so viele Leute drin und   …«
    »Und was ist mit einem Geburtstagsbussi?«, unterbricht sie mich und streckt mir ihren Schmollmund entgegen. Siekriegt ein Bussi und schon bin ich weg. Also, nachtragend ist sie nicht, das muss man schon einmal sagen.
     
    Daheim sitzt die Oma am Küchentisch, schier unauffindbar hinter einem Stapel Prospekten. Dazu muss ich kurz erklären, dass die Oma sämtliche Angebotsprospekte sammelt und akribisch archiviert. Jahrelang. Dann kann sie nämlich immer vergleichen, was wann wie viel gekostet hat oder reduziert war. So hat sie praktisch einen perfekten Überblick über die Inflation der letzten vierzig Jahre. Und in diesem Sammelsurium kramt sie jetzt und ist unansprechbar. Ich mach mir ein Bier auf und setz mich dazu.
    »Ah, Franz, gut, dass du da bist! Da schau her!«, sagt sie und zerrt aus dem Stapel einen kleinen Katalog der Firma Bofrost.
    »Bofrost. Prima. Und was soll ich jetzt mit dem?« Ich zuck mit den Schultern.
    »Letzte Seite, Franz! Du musst auf die letzte Seite schauen!«
    Auf die letzte Seite also.
    Und da steht: Mit höflicher Empfehlung von Ihrem freundlichen Bofrost-Fahrer. Ja, und?
    »Ja, und?«, frag ich so und schau etwas ratlos. Sie reißt mir das Teil aus der Hand, knallt es auf den Tisch und legt den Zeigefinger drauf. Genau über ein Foto.
    »Das Foto«, schreit sie. »Schau dir doch das Foto an!« Auf dem Foto ist ein Bofrost-Auto mit einem Dutzend wahnsinnig freundlich grinsender Bofrost-Fahrer. Auf den ersten Blick weiß ich immer noch nicht, was sie will. Dann aber find ich ihn. Den Klaus. Einer dieser Grinser ist der Ossi-Klaus. Ohne jeden Zweifel. Weiter unten ist ein Stempel, wo draufsteht: Klaus Mendel, und eine Telefonnummer. Ich werd verrückt!
    Die Oma nicht, sie lehnt sich selbstgefällig zurück und schmeißt mir einen Blick übern Tisch, dass sie gut in einen Triumphbogen passen tät.
    Der Prospekt ist drei Jahre alt, etwas vergilbt und jetzt beschlagnahmt.
    »Wenn du was über den wissen willst, dann frag die Mooshammer Liesl, die hat bei dem eingekauft. Ich nicht, mir war der viel zu teuer«, hör ich die Oma noch auf dem Weg nach draußen.
     
    Die Mooshammer Liesl kann sich noch ganz genau an den Ossi-Klaus erinnern.
    »Ach, den hab ich gern mögen«, sagt sie. »Das war ein alter Ratscher, weißt, Franz. Das war immer nett, wenn er gekommen ist, grad so mit seinem Dialekt, gell.«
    »Was hat er denn immer so geratscht, der Herr Mendel?«
    »Ja, so über alles halt. Auch über unser Dorf. Das hat ihm schon gefallen, da bei uns. Unsere Lebensart und so. Weil er das halt gar nicht kennt. Es ist doch schon auch was ganz anderes als bei denen im Osten, gell? Er hat auch einmal überlegt, ob er sich hier was kaufen soll. So gut hat’s ihm gefallen bei uns. Hat sich auch immer ein bisschen die Häuser angeschaut und die Grundstücke, und hat sich danach erkundigt.«
    Aha.
    »Aha«, sag ich. »Und warum ist er dann auf einmal nicht mehr gekommen, der freundliche Bofrost-Mann?«
    »Mei, er hat ein anderes Gebiet gekriegt, glaub ich. Jedenfalls hab ich ihn dann nicht mehr gesehen. Zumindest nicht mehr mit dem Bofrost-Wagen. So ein- oder zweimal hab ich ihn dann noch privat hier getroffen. Aber wie gesagt, es hat ihm halt gut gefallen bei uns.«
    Sie macht eine Pause und schreit auf einmal: »Kommst morgen auf einen Kaffee vorbei?«
    Ja, warum schreit sie denn jetzt so, und warum soll ich morgen auf einen Kaffee vorbeikommen?
    Dann merk ich aber, dass sie mich gar nicht meint, sondern die Mary, weil die gegenüber wohnt und drüben grad die Wäsche abnimmt.
    »Morgen ist es schlecht, Liesl. Weil: da muss ich den Ignatz-Fynn zum Karate und anschließend zum Kieferorthopäden fahren. Übermorgen

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