Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
steht!«
Unfreundlich, muss ich schon sagen. Ich deute der Oma Bescheid und sag: »Ich würde das auch so lassen. Arschlecker, passt einwandfrei für dieses Geschäft hier!«
Auf dem Heimweg fahren wir am Ossi-Klaus vorbei. Er kommt grad aus einem Reisebüro und überquert direkt vor uns die Straße. Weil ich aber leider im dichten Verkehr bin, kann ich nicht anhalten. Ich starr ihm also hinterher, und auf einmal sagt die Oma: »Wieso starrst du jetzt den Bofrost-Fahrer so an?«
Daheim erfahr ich dann, mit Händen und Füßen und Zettel und Stift, dass sie steif und fest behauptet, dass der Typ, der gerade über die Straße ging, einmal ein Bofrost-Fahrer war. Da der Klaus aber ein Architekt ist, kann er unmöglich ein Bofrost-Fahrer sein und aus!
Weil die Oma freilich schon merkt, dass ich ihr das jetzt nicht recht glaube, wird sie wütend. Sie mag es nämlich gar nicht, wenn man sie nicht für voll nimmt. Sie tritt mir gegen’s Schienbein und geht.
Kapitel 16
Ich fahr dann zuerst einmal zum Sonnleitnergut. Die Frau Dechampes-Sonnleitner ist zu Hause und öffnet ein bisschen verwundert, weil die Polizei vor der Tür steht. Sie ist eine sehr gepflegte Frau, allerdings nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Ferrari. Vielmehr ein Jaguar vielleicht.
Weil ich jetzt nicht gleich erzählen mag, dass ich ihr zukünftiger Schwiegersohn bin, frag ich sie erst mal nach dem Hausverkauf. Sie wundert sich gar nicht, warum ich das wissen möchte, ist wahrscheinlich der Typ Mensch, der einem Polizisten sowieso alles erzählt.
»Wir wollten das Haus ja schon lange verkaufen«, erzählt sie ein bisschen wehmütig. »Zuerst über ein Immobilienbüro. Wir dachten, wenn wir es ein bisschen renovieren, mit Heizung und so, dann erzielen wir einen guten Preis. Das war leider nicht so. Keine Interessenten. Na ja, wer kann sich auch heutzutage noch so ein Gut leisten. Das Immobilienbüro selber hätte es dann haben wollen. Aber der Preis war nicht akzeptabel. Geradezu lächerlich. Darum bin ich hier. Ich werde es nun mal auf eigene Faust versuchen.«
Aha.
»Aha«, sag ich.
Wo wir jetzt ja schon so ein vertrautes Verhältnis haben, frag ich sie nach ihrer Tochter. Sie stutzt ein wenig und sagtdann: »Da müssen Sie falsch informiert sein, Monsieur, mein Mann und ich sind leider kinderlos geblieben.«
Sie hat einen ganz reizenden Französischslang.
»Nichte, Großnichte, Cousine?«, frag ich so.
Sie schüttelt den Kopf. Überlegt eine Weile und schüttelt noch mal den Kopf.
»Wissen Sie, das ist auch der Grund, warum wir das Gut nun verkaufen wollen. Wir haben keine Nachkommen und werden unseren Lebensabend in Kanada verbringen, wo wir schon seit vielen Jahren leben. Es hat keinen Sinn, das alles hier zu erhalten. Für wen denn auch?«
Sie schaut etwas versonnen über das Anwesen.
»Mercedes Dechampes-Sonnleitner?«, will ich ihr auf die Sprünge helfen.
Nix. Kennt sie nicht, sagt sie.
Jetzt wird’s aber hinten höher als vorn!
»Gnädige Frau, überlegen Sie bitte genau. Ich mein, so häufig kommt ja jetzt der Name auch nicht vor. Ganz abgesehen davon, dass diese Mercedes, die Sie angeblich nicht kennen, jetzt monatelang den Schlüssel gehabt hat und hier im Gut ein- und ausgegangen ist.«
Sie schüttelt den Kopf.
»Entschuldigen Sie bitte, Monsieur, aber ich werde wohl schon noch wissen, ob ich in der Verwandtschaft jemanden habe, der Mercedes heißt. Und ich sage es Ihnen noch einmal: Nein, keine Mercedes weit und breit! Und was den Schlüssel angeht, die Immo-Novum, also das Immobilienbüro, das ich vorhin erwähnt habe, hatte als Einziges einen Schlüssel für das Gut, in den letzten Monaten. Sonst niemand.«
»Sie hat sogar eine Heizung einbauen lassen, die Mercedes Dechampes-Sonnleitner«, muss ich jetzt mit aller Vehemenz noch mal einwerfen.
»Der Einbau der Heizung wurde von mir telefonisch in Auftrag gegeben und von der Immo-Novum überwacht. Die Dame dort, die das gemacht hat, heißt Kleindienst. Alexandra Kleindienst. Ich kann Ihnen gern die Telefonnummer geben. Und noch einmal: keine Mercedes weit und breit!«
Weil ich die Informationen jetzt erstens nicht sehr erfreulich finde und zweitens erst mal verarbeiten muss, verabschiede ich mich.
Die Immo-Novum schon wieder! Ich fahr ins Büro, weil ich dort die Unterlagen liegen hab, die mir der Birkenberger übergeben hat und in die ich bisher noch keinen einzigen Blick geworfen habe. Außerdem zerplatzt gleich mein Hirn, weil der Ferrari,
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