Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
gekriegt, da könnte man glatt den ganzen Hof auslegen. Und da hat sie sich natürlich gefreut.
Ja, und der Leopold ist jetzt auch im Urlaub, und zwar in Thailand. Last minute, auch spottbillig.
Ja, ein einziges Schlaraffenland bei uns daheim, und ich bestell Grüße und leg auf. Der Minutenzeiger zeigt drei Minuten später.
Großartig.
Bis ich den Ferrari treff, dauert’s noch ewig. So leg ich mich erst mal an den Strand und schau aufs Meer.
Der Leopold in Thailand! Das ist jetzt wieder typisch. Holt sich wahrscheinlich jetzt eine Thailänderin, nachdemer von Rumäninnen die Schnauze voll hat. Lässt sich vermutlich wieder ein paar Jahre lang verarschen und dann ist sie weg. Wobei man es ja keiner Frau verdenken kann, muss man schon sagen. Also, den Leopold zu verlassen ist im Grunde das einzig Richtige, was diese Weiber in ihrem ganzen Leben tun.
Ja, und irgendwie kommen meine Gedanken dann wieder auf den Ferrari. Oder besser, auf die Worte vom Birkenberger über den Ferrari. Und weil ich natürlich niemals so dastehen will wie der Leopold, muss ich zumindest die winzige Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Rudi recht hat. Dass er recht hat und sie womöglich doch ein falsches Spiel spielt. Egal wie sie ausschaut oder ob sie an meinen Fingern lutscht.
Also mach ich mich weit vor der vereinbarten Uhrzeit auf den Weg zum Büro von der Immo-Novum.
Die Geschäftsräume liegen im ersten Stock eines eindrucksvollen alten Gebäudes. Im Erdgeschoss ein Bekleidungsgeschäft. Ein großer Torbogen führt in den Innenhof. Dort ist dann auch der Eingang zu den oberen Etagen. Eine andere Tür steht offen und führt wohl ins Lager des Geschäftes. Zumindest wimmelt es dort von großen Kartons, Kleidern auf Bügeln, mit Folie umhüllt, und Schaufensterpuppen.
Auf dem Firmenschild der Immo-Novum steht außer der Öffnungszeit nur eine Telefonnummer. Daneben ist ein Plastikbehälter mit Prospekten zum Entnehmen. Und das sind dieselben, wo mir der Rudi freundlicherweise schon ein Exemplar besorgt hat.
Wie ich da so steh und überleg, hör ich Schritte die Treppe runterkommen, und durch die Glastür kann ich glasklar die tollen Beine vom Ferrari erkennen. Sie ist nichtallein, ein zweites Paar Füße begleitet sie auf Schritt und Tritt. In meiner Panik, erwischt zu werden, dreh ich mich ab und verschwind geschwind im Lager der Bekleidungsfirma. Wie die beiden passiert sind, schieb ich meinen Blick durch den Türspalt. Und direkt vor meinen Augen huschen der Ferrari und der Ossi-Klaus über die Straße. Er legt den Arm um sie.
Ja, geht’s noch?
Ein paar Meter weiter steigen sie gemeinsam in einen Wagen. Und weg sind sie.
Verdammt.
Erst einmal geh ich zurück zum Hotel. Was soll ich auch hier noch? Der Rudi sitzt am Strand und filmt das Meer, wohl zum hundertsten Mal.
»Na, du Arsch, hast du dich wieder beruhigt?«, fragt er, und ich setz mich zu ihm. Weil ich jetzt nicht anders kann, erzähl ich ihm von meiner Beobachtung und weiß schon vorher, was er sagt. Nämlich: Hab ich’s dir nicht gesagt!
»Hab ich’s dir nicht gesagt? Die hat da ihre zarten Fingerchen mit drin, da kannst du drauf wetten. Wenn sie nicht sogar selber alle vier …«
Er macht eine Handbewegung, die ihm die Gurgel durchschneidet.
»Die Mercedes ist keine Mörderin! Die ist höchstens die Geschäftspartnerin von einem Mörder!«, werf ich jetzt ein.
»Gut! Machen wir halt eine Wette, Franz. Wenn du sie heute triffst und sie kann dir eine gute Erklärung geben, werde ich für immer schweigen. Wenn nicht, dann wirst du jetzt endlich ermitteln! Verstanden?«
»Worauf willst du eine Erklärung?«
»Ja, zum Beispiel auf ihren falschen Namen. Oder warum sie nie erwähnt hat, dass sie ein Immobilienbüro hat.Das rein zufällig das Neuhoferhaus gekauft hat. Oder warum es die Firma in München nicht mehr gibt, dafür aber eine auf Mallorca. Da gibt’s eine ganze Menge Fragen. Und jetzt reiß dich mal zusammen und mach hier nicht den gekränkten Liebhaber!«
Ja, der Rudi kennt mich halt wie kein Zweiter.
»Der Leopold ist nach Thailand geflogen«, sag ich, um das Thema zu wechseln.
»Nach Thailand? Aber doch wohl nicht mit Frau?«, will der Rudi wissen.
»Ohne Frau!«
»Das ist vernünftig. Das wär ja sonst grad so, wie wenn man aufs Oktoberfest fährt und sein eigenes Bier mitbringt«, sagt der Rudi und muss grinsen.
»Abgesehen davon, ist ihm die Frau eh abhandengekommen.«
»Aha«, sagt der Rudi und greift nach seiner
Weitere Kostenlose Bücher