Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
Flötzinger entgegen. Und zwar nicht in seinem grindigen Gas-Wasser-Heizungs-Bus, sondern ganz elegant im Privat-BMW. Hat das Fenster sperrangelweit offen und lässig den Arm rausbaumeln. Trägt eine Sonnenbrille und ein dümmliches Grinsen im Gesicht und ist offensichtlich nicht allein. Grad, wie ich die Begleitung anschauen will, blendet mich die Sonne derart, dass ich leider nur noch erkenn, dass es eindeutig kein Mann ist.
Wie ich die Oma dann der Masseuse übergeben hab, plagt mich die Neugier. Ich möcht ums Verrecken gern wissen, wen der Flötzinger da durch die Gegend kutschiert. Die Mary ist es jedenfalls nicht, das prüf ich als Erstes. Nein, sagt sie, ihr Gatte ist nicht daheim. Und dann schmiert sie dem Ignatz-Fynn eine, gleich nachdem der halt der Clara-Jane eine geschmiert hat.
Ich fahr weiter zum Rathaus, weil mein nächster Verdacht natürlich bei der Susi liegt. Sie ist nicht in ihrem Zimmer, und die Kollegin sagt: »Ja, die Susi ist heute schon etwas früher weg. Soviel ich weiß zum Zahnarzt.«
Zum Zahnarzt also.
Weil ich natürlich weiß, zu welchem sie geht, die Auswahl ist hier jetzt auch nicht so riesig, fahr ich da hin. Ihr Auto steht nicht im Hof und auch nicht ihr Fahrrad. Ich schau eine Weile zu den Fenstern rauf, im ersten Stock, und schließlich halt ich es nicht mehr aus.
Im Wartezimmer ist sie nicht, das ist einwandfrei zu sehen. Aber es besteht die Möglichkeit, dass sie im Behandlungsraum ist. Um das herauszufinden, muss ich dableiben. Also täusch ich jetzt Zahnschmerzen vor, die schlimmer nicht sein könnten, und schon bin ich der Nächste. Wer immer grad da dran ist, muss eine Komplettsanierung kriegen, weil es dauert und dauert und dauert. Am Ende kommt ein Mann heraus, schweißgebadet und käsig, und in keiner Weise der Susi ähnlich. Meine Schmerzen verschwinden im gleichen Tempo, in dem sie gekommen sind, und schon bin ich weg.
Wieder im Auto, muss ich ständig an die Susi denken, wie sie in den Armen dieses miesen Heizungs-Pfuschers so dahinschmachtet. Wie sie mit ihren zarten Fingern durch sein ungepflegtes Haar streicht. Wie sie ihn am Hals küsst, wie sie es bei mir immer gemacht hat. Wie sie ihm ganz sanft den Buckel massiert.
Um Gottes willen!
Der Buckel!
Ich hab die Oma vergessen! Es fällt mir siedendheiß ein, grad wie ich so an den Flötzinger seinen Buckel denk. Ich tret aufs Gas und bin Sekunden später bereits vor der Massagepraxis. Aber es ist schon zu spät.
Weit und breit keine Oma in Sicht, und die Praxis ist schon zu, weil unser Termin der letzte war. Also fahr ich die Strecke ab, genau bis zu unserem Hof.
Keine Oma.
Der Papa sitzt im Garten mit der Mütze auf dem Schoß und weiß von nix. Wie ich auf dem Weg zurück zum Auto bin, schreit er mir hinterher: »Komm mir du ja nicht ohne die Oma heim, hörst du!«
Ich fahr wieder zur Praxis und versuch, durch die Fenster zu schauen, aber wegen Intimsphäre ist alles blickdicht. An der Tür hängt ein Schild mit Namen und Öffnungszeiten, und eine Telefonnummer. Da ruf ich dann an.
»Schönen guten Tag, blablabla, leider rufen Sie außerhalb unserer Geschäftszeiten an, bla …«
Also auch nix.
Ich fahr noch einmal heim, keine Oma weit und breit. Dafür aber der Papa, ziemlich sauer, und der holt seinen alten Hobel aus der Garage und hilft mir beim Suchen.
Um es kurz zu machen: Dank der Mooshammer Liesl find ich die Privatadresse von der Masseuse und somit auch die Masseuse. Die sagt, sie hätt nach dem Termin mit der Oma im Büro ihre Buchführung gemacht. Und die Oma hat derweil am Fenster vom Behandlungsraum auf mich gewartet. Wie die Buchführung fertig war, ist die Oma weg gewesen und sie hat zugesperrt und ist heim.
Weil jetzt alles nix hilft, fahren wir noch einmal zusammen in die Praxis, vielleicht war die Oma ja am Klo zu der Zeit. Die Oma war nicht am Klo, sondern im Behandlungsstuhl. Weil: sie hat sich jetzt nämlich für ein Vermögen die Hühneraugen wegmachen lassen und da wollte sie sich mit der blöden Steherei nicht gleich neue holen, sagt sie. Drum hat sie sich in den Behandlungsstuhl gesetzt und auf mich gewartet. Und dann ist sie eingeschlafen. Und weil halt die Oma eine Rosine ist und der Stuhl mit dem Rücken zur Tür steht, hat die Masseuse sie nicht gesehen, bevor sie heimging.Wie wir reinkommen, schläft die Oma immer noch und ist einigermaßen verwundert, dass jetzt gleich der Papa und ich da sind, um sie abzuholen.
Beim Abendessen ist die
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