Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
Vom Netzwerk:
Stimmung vom Papa frostig und irgendwann keift er mich an: »Du interessierst dich wirklich einen Scheißdreck für deine Familie. Du vergisst es, die Oma abzuholen, weigerst dich, meine Zehen zu suchen, und schreibst noch nicht mal eine Karte aus dem Urlaub!«
    »Ja, sag einmal: spinnst du jetzt?«, werf ich grad ein, da zerrt er seinen dreizehigen Fuß unterm Tisch hervor und hält ihn mir direkt über den Teller.
    Ja, Mahlzeit.
    »Jetzt gib doch einmal eine Ruh mit deinem depperten Haxen!«, schreit die Oma. »Hättest ja die blöden Zehen bloß selber suchen müssen. Hast ja nix an den Augen gehabt oder an den Händen. Und lass mir jetzt den Bub in Ruh!«
    Ich triumphier grad so über den Tisch, da schreit mich die Oma an: »Da brauchst jetzt gar nicht so blöd grinsen! Wennst’ mich noch einmal irgendwo vergisst, dann ist der Teufel los, verstanden?«
    Verstanden! Ich nicke.
    »Sargnägel!«, murrt die Oma in ihren Teller. »Ihr seid’s allesamt meine Sargnägel!«
     
    Nach der Runde mit dem Ludwig setz ich mich hinter in den Garten und genehmige mir ein Bier. Nach einer Weile kommt der Papa mit einer Flasche Rotwein und setzt sich dazu. Sagen tut keiner was. Dann dreht er sich einen Joint, schaut provokant zu mir rüber und zündet ihn an. Zieht genüsslich und lässt den Rauch ganz langsam aus seinem Mund kreisen.
    Provokant bis zum Gehtnichtmehr.
    Keine zwei Minuten später und völlig unerwartet rollt der Leopold in den Hof. Kommt auf uns zu und sagt: »Sagt’s einmal, haben wir noch irgendwo das alte Bettstadel, das wir früher   … Sag einmal, Papa, ist das zufällig ein Joint, den du da grad rauchst?«
    Dem Papa ist sein Willkommensgrinsen eingefroren. Stattdessen sagt er: »Erstklassiges Näschen, Bub!«
    »Ich glaub, ich versteh nicht ganz«, sagt der Leopold ziemlich verdattert.
    »Was genau verstehst jetzt da nicht?«, muss ich mich einmischen.
    »Der Papa sitzt im Garten und raucht einen Joint, und du als Bulle hockst daneben und trinkst ein Bier!«
    »Ich mag halt keine Joints«, sag ich.
    »Du Arschloch! Du weißt genau, was ich meine!«
    Jetzt ist der Leopold wirklich außer sich.
    Der Papa deutet auf einen leeren Stuhl und sagt: »Setz dich!«
    »Ich werd mich hüten! Glaubst du, ich kann mir so was erlauben? Da können sie dich einsperren dafür!«
    Er schaut sich um, ob irgendwo die Drogenfahndung lauert, und redet dann weiter: »Wie lang weißt du das schon?«
    Die Frage gilt mir.
    »Seit ich auf der Welt bin.«
    »Warum hab ich das nie mitbekommen?«
    Die Frage gilt dem Papa.
    »Schau, Leopold, es hat sich einfach nie ergeben«, versucht es der Papa.
    Weil aber der Leopold nicht blöd ist (hinterfotzig schon, aber nicht blöd), durchschaut er die Sache.
    »Du hast mir nicht getraut!«
    Er fasst sich ziemlich theatralisch an die Stirn und sagtnoch einmal, und diesmal verhältnismäßig schrill: »Du hast mir einfach nicht getraut!«
    »Doch, schon. Eigentlich schon. Aber   …«
    Weiter kommt der Papa gar nicht, weil der Leopold dann abdreht und wegfährt. Die Versuche vom Papa, ihn zurückzurufen, sind genauso halbherzig wie nutzlos.
     
    »Du hast dem Leopold nicht getraut?«, sag ich so, mehr zu mir selbst, und bekomm auch keine Antwort.
    Es ist mucksmäuschenstill. Eine ganze Zeit lang.
    »Ich hab immer gedacht, der Leopold ist dein Lieblingssohn«, sag ich, und wieder mehr zu mir selber.
    »Das hat der Leopold umgekehrt auch geglaubt«, sagt der Papa und nimmt einen Riesenschluck Wein. »Oder warum denkst du, hat er mich immer mit Geschenken überschüttet. Warum schleimt er mir her, dass es eine wahre Freude ist?«
    »Geh, jetzt tu doch nicht so! Das Geschleime beruht schon auf Gegenseitigkeit. Glaubst, ich hab nie gemerkt, wie du ihn anschaust? Die reinste Götzenverehrung ist das, wenn du den Leopold anschaust.«
    »Jetzt redest du genau wie er. Das sagt er auch immer, von deiner Person. So unähnlich seid ihr zwei euch vielleicht gar nicht.«
    »Gott bewahre!«
    Der Papa lacht leise, brummig und zufrieden.
    Pause, wieder eine lange.
    Dann möchte ich wissen: »Zwecks was braucht jetzt der Leopold ein Bettstadel?«
    »Ja, mei, vielleicht hat er sich vermehrt.«
    »Das würd grad noch fehlen!«
    Später laufen die Beatles, genauer ihre Schmachtfetzen, und die Lautstärke ist beachtlich.
     
    Wie ich am nächsten Tag in mein Büro komm, ruft mich der Moratschek an und sagt, der Ossi-Klaus hat sich in seiner Gefängniszelle erhängt. Hat ein seitenlanges Geständnis geschrieben und

Weitere Kostenlose Bücher