Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
sich dann in aller Seelenruhe aufgehängt. Ja, so sind sie. Immer das Gleiche. Die, wo das Maul am weitesten aufreißen und den meisten Dreck am Stecken haben, machen sich genau da aus dem Staub, wo’s brenzlig wird.
»In seinem Geständnis nimmt er alle Schuld auf sich, angeblich kann die Witwe überhaupt nichts dafür«, sagt der Moratschek.
»Die Witwe? Welche Witwe genau?«, frag ich.
»Ja, die Kleindienst halt. Moment … Alexandra Kleindienst. Ja, seine Komplizin halt.«
»Die waren verheiratet?«
»Ja, wartens’ … gleich hab ich’s … seit vier Jahren, um genau zu sein.«
Aha.
»Aha«, sag ich jetzt und bin ziemlich baff.
»Wie dem auch sei, Eberhofer, jedenfalls müssen Sie sich den Gashi noch einmal zur Brust nehmen. Wissens’ schon, den Kranführer. Weil: der hat laut Geständnis den Container so lang über dem Neuhofer baumeln lassen, bis der eben … Ja, den Rest kennen Sie ja selber.«
Der Gashi also! Hat mich mein Gefühl doch nicht getäuscht damals. Allerdings hat mich mein Gefühl so was von getäuscht beim Ferrari, das kann man gar nicht erzählen. War die mit dem Klaus verheiratet! Und hat mir den Kopf verdreht, dass es mir immer noch ganz schwindelig ist. Aber so sind sie, die Weiber. Bestimmt ist die Susi auch nicht anders. Macht mir einen auf beleidigt und eifersüchtig, und treibt’s hinter meinem Rücken hemmungslos mit dem Heizungs-Pfuscher.
Kapitel 24
Weil ich jetzt, sagen wir einmal, ziemlich grantig bin, mach ich mich gleich auf den Weg zur Firma Krawall. Der Wallner steht vor einem Lkw und redet mit dem Gashi, der drin hockt. Beide rauchen eine Zigarette und ihre Wiedersehensfreude hält sich in Grenzen. Ich zieh mal gleich meine Waffe, um von vornherein alle Unklarheiten zu beseitigen. Beide lassen die Kippen fallen und reißen die Arme in die Höh.
»Aussteigen, aber hurtig!«, schrei ich den Gashi an, und er steigt aus. So schlecht können seine Deutschkenntnisse also gar nicht sein. Mit den Handschellen gefesselt, nehm ich ihn mit in mein Büro. Vorher kommt noch der Wallner an den Streifenwagen und klopft mir ans Fenster.
»Wie lang wird das dauern? Das ist mein bester Mann.«
»Der beste Mann hat einen Mord begangen, mein Freund! Und vor ein paar Wochen sind Sie mir in den Ohren gelegen, dass wir die Sache aufklären sollen, weil sonst Ihr Ruf im Arsch ist. Wenn Sie aber Mörder einstellen, brauchen Sie sich um Ihren Ruf sowieso nix zu scheißen!«
Fenster rauf, Abfahrt.
»Ich bin doch kein Mörder!«, sagt der Gashi unterwegs. Akzentfreies Deutsch.
Wie sich hinterher rausstellt, ist er schon seit seinemzweiten Lebensjahr hier und spricht beide Sprachen fließend. Die Nummer von damals mit dem Dolmetscher war nur ein Spaß, sagt er, und es tut ihm auch leid. Ich mach mir jetzt auch einen Spaß, und zwar so: Ich häng ihm nämlich alle vier Neuhofermorde der Reihe nach an den Hals, ausgemalt bis ins Detail. Wie er nach einem Anwalt schreit, behaupte ich steif und fest, keiner wäre bereit, ihn zu vertreten. Einen Vierfachmörder vertritt man halt nicht, weil: die Erfolgsaussichten sind gleich null.
»Aber das Einzige, was ich getan hab, war, den Kran nicht zu bewegen. Eine Zeit lang zumindest. Der Mendel hat zu mir gesagt, er hätte mit dem Neuhofer gewettet, dass der sich nicht traut, unter dem Container zu stehen. Aber der hat sich schon getraut. Und dann wollte der Mendel, dass der blöde Container eben eine Weile über dem Neuhofer schwebt, damit er Angst kriegt. Das hab ich dann gemacht und dafür schon vorher hundert Euro kassiert. Das war alles! Ich schwör’s!«
»Ich schwör’s! Ich schwör’s! Ja, was glaubst denn du eigentlich, wie oft ich diesen Satz schon gehört hab?«
Ich beug mich weit nach vorn und wir atmen uns an. Dann beginnt er zu weinen, der spaßige Albaner. Und ich bin zufrieden. Er unterschreibt seine Aussage und kann gehen.
Nachdem er weg ist, steht meine Bürotür offen und ich kann durch den Gang hindurch ein Lachen vernehmen. Kommt aus dem Büro von der Susi und es muss dort unheimlich lustig sein. Wenn ich ganz genau hinhör, kommt mir die Lache bekannt vor. Nicht die von der Susi, die ja sowieso. Nein, die zweite, und ich muss sagen: unangenehmere. Ich mach mich gleich auf den Weg, und wie ich vorder Susi steh, steh ich gleichzeitig auch vor dem Flötzinger. Die zwei lachen weiter, so als ob’s mich gar nicht gäb.
»Was ist denn jetzt da so lustig bei euch herinnen?«, frag ich, weil mir so
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