Winterkill
das alles nicht wahr ist, Father! Dass Niskigwun und der Wendigo nichts mit dem Tod unserer Tochter zu tun haben. Dass sie einen Unfall hatte, einen gewöhnlichen Unfall, sagen Sie uns das, Father Paul!«
»Auch Niskigwun verfügt nicht über übernatürliche Kräfte«, erwiderte Father Paul. »Wie sollte er etwas mit einem Unfall zu tun haben, der in North Dakota passiert ist?« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich werde mit ihm reden. Auch ihm kann nicht daran gelegen sein, dass sein Volk unter einer Legende leidet und es im Reservat zu Unruhen kommt. Machen Sie sich keine Sorgen und grüßen Sie Wendy von mir. Sie wird Sie hören können, da bin ich sicher.« Er begleitete das Ehepaar zur Tür. »Wendy ist versichert, hoffe ich.«
»Ja, das ist sie«, sagte Jack. »Vielen Dank für Ihren Zuspruch, Father Paul.«
Der Pater öffnete die Tür und wartete, bis sie in ihren Pick-up gestiegen und vom Hof gefahren waren. Erst dann schloss er die Tür. Als er zum Altar zurückgekehrt war, bemerkte er zu seinem Schrecken, dass das Kruzifix umgekippt und von einer brüchigen Eisschicht bedeckt war. Auf der bestickten Altardecke glitzerte frischer Schnee.
»Verraten Sie mich nicht!«, bat Sarah den Türsteher. »Das sind gefährliche Killer!« Ohne auf die Antwort des Mannes zu warten, verschwand sie durch die Metalltür neben den Aufzügen und humpelte die Treppe in die Tiefgarage hinab. Erleichtert erkannte sie, dass man weder einen Codenoch eine Magnetkarte brauchte, um den Zugang zu öffnen.
Aus Angst, sich zu verraten, verzichtete sie darauf, das Licht einzuschalten. Im schwachen Schein des beleuchteten Schildes über der Tür tastete sie sich an den geparkten Autos entlang. Sie standen dicht und in mehreren Reihen.
Hinter ihr schwang die Metalltür auf. Die Stimmen eines Mannes und einer Frau erklangen und jemand schaltete das Licht ein. Die Helligkeit wanderte von einer Neonlampe zur nächsten, bis der ganze schlauchförmige Raum erleuchtet war. Gerade noch rechtzeitig gelang es Sarah, hinter einem Lieferwagen in die Hocke zu gehen.
Ein junges Paar steuerte auf einen BMW zu, beide teuer gekleidet und blendender Laune. Anscheinend waren sie im Aufzug nach unten gekommen und hatten die Killer gar nicht gesehen.
»Hast du denn noch Hunger?«, fragte der Mann, während er auf seinen Schlüssel drückte und die Türen seines Wagens mit einem Piepsen öffnete.
»Auf Sushi immer«, antwortete sie fröhlich. »Und dann gehen wir tanzen, du hast es versprochen.« Sie kicherte. »Und was wir dann tun, überlege ich mir noch. Du nimmst dir doch morgen frei?«
»Das Meeting kann warten.« Er hielt ihr die Tür auf, ging um den Wagen herum und stieg ein. Mit blubberndem Motor fuhr er zum Ausgang. Er öffnete das Fenster und drückte auf einen Knopf an der Wand. Laut ratternd bewegte sich das Rolltor nach oben.
Im selben Augenblick ging die Metalltür ein zweites Mal auf und die Killer stürmten mit gezogenen Pistolen in die Tiefgarage. Sie ließen enttäuscht die Waffen sinken, als sie den BMW sahen.
Sarah duckte sich noch tiefer in ihrem Versteck.Dankbar für den kräftigen Motor des BMW, der ein leichtes Scharren ihrer Füße übertönte, als sie den verstauchten Knöchel entlastete, lehnte sie sich an den Lieferwagen.
»Sie ist nach oben gefahren«, sagte einer der beiden Männer. »Die versucht den gleichen Trick wie bei sich zu Hause. Die ist in irgendeiner Wohnung.«
»Hier gibt’s keine Feuerleiter.«
»Dann muss sie noch hier sein. Diesmal finden wir sie und wenn ich in jeder verdammten Wohnung nachsehen muss. Worauf warten wir noch?«
Die Killer verschwanden und ließen Sarah erleichtert zurück. Sie hatte wieder mal Glück gehabt, aber wie lange noch? Ihr musste irgendetwas einfallen, damit dieser Albtraum endlich aufhörte.
Sie wartete, bis sie sicher sein konnte, dass die Männer nicht zurückkehrten, und humpelte zum Rolltor. Wie in den meisten Tiefgaragen war eine normale Tür darin eingelassen. Sie öffnete sie einen Spalt und spähte hinaus, spürte den böigen Wind und die Schneeflocken in ihrem Gesicht. Der Escalade stand vor dem Hauseingang.
Wo blieb Ethan? Die zehn Minuten waren doch längst um. Als hätte er sie gehört, bog plötzlich ein gelbes Taxi um die Ecke. Sie trat auf den Bürgersteig und lief darauf zu, winkte aufgeregt und öffnete erleichtert die Tür, als es vor ihr stehen blieb. »Gott sei Dank, Ethan …«, begann sie und sah sich einem älteren Herrn mit Baseballmütze
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