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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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schätzen, denn ich bin kein Astrologe. Aber nicht mehr als einen Monat. Das ist sicher.«
    Canta kam aus seinem Versteck in der oberen Etage. Er und der Mann am Feuer drehten einen Tisch um und stellten ihn vor das zerschlagene Fenster. Antikas zündete ein paar Laternen an. »Was machst du da?« fragte Canta ängstlich.
    »Sie können nicht in die Schänke eindringen«, sagte Antikas, »also können wir wenigstens Licht haben.« Er winkte den Priester heran und setzte sich wieder an seinen Tisch. »Ich muss vor Morgengrauen zu meinem Pferd«, sagte er. »Hast du einen Zauber, um mir dabei zu helfen?«
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Meine Fähigkeiten waren für Magie nicht ausreichend.«
    »Was sind denn dann, bitte, deine Fähigkeiten?«
    »Ich bin ein Heiler.«
    Antikas fluchte, dann versank er in Gedanken. Sie schwiegen minutenlang. Dann sah der Schwertkämpfer auf. »Du sagst, dieser Platz sei heilig. Wie kommt das?«
    »Das habe ich doch gesagt. Früher stand hier ein Schrein.«
    »Ja, ja. Aber was ist noch immer da, was ihn heilig macht? War ein Zauber dabei?«
    »Ja, viele Zauber. Sie sitzen in den Steinen der Mauer und im Holz der Decken.«
    »Wenn wir also den Schrein an einen anderen Ort bringen würden, dann wäre dieser auch heilig?«
    »Ich glaube schon.«
    »Komm mit«, befahl Antikas, stand auf und nahm eine Laterne aus ihrer Wandhalterung. Zusammen gingen die beiden Männer zur Rückseite der Taverne. Antikas fand die Kellertür und stieg die Stufen hinunter. Unten war es kalt, und er ging an Fässern mit Wein, Bier und Schnaps vorbei. »Wo ist der Altar?« fragte er.
    »Hier drüben«, sagte der Priester und führte ihn zu einem etwa ein Meter hohen Steinblock. Auf die Vorderseite war das Bild eines Bullen eingraviert, aber schon sehr verwittert. Auf jeder Seite fand sich eine Hand, die einen Halbmond hielt. Auch diese waren von der Zeit angenagt Antikas ließ den Priester die Laterne halten und ging wieder nach oben.
    Er nahm die Axt, die der erste Angreifer des Mobs hatte fallenlassen und ging zurück in den Keller.
    »Was hast du vor?« fragte der Priester. Antikas schwang die Axt auf den Altar. Zweimal schlug er zu, dann brach ein faustgroßes Stück ab. Er ließ die Axt fallen und hob den Stein auf.
    »Du sagst, die Zauber stecken im Stein. Vielleicht schützt mich das hier vor den Dämonen.«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen«, sagte der Priester. »Was du da hast, ist nur ein winziges Stück.«
    »Ich habe keine andere Wahl, als es zu versuchen, Priester. Die Königin ist in den Bergen, nur von vier Männern bewacht.«
    »Und du glaubst ein fünfter macht einen Unterschied?«
    »Ich bin Antikas Karios, Priester. Das macht immer einen Unterschied.«
     
    Antikas steckte den Stein unter seine Tunika und ging wieder nach oben. Er trat an den umgedrehten Tisch, der das Fenster blockierte und spähte hinaus auf die Straße. Alles war still. Sein Mund war trocken, sein Herz schlug rasend schnell. Antikas Karios fürchtete keinen Menschen, aber der Gedanke an die Dämonen, die dort draußen auf ihn warteten, drohte ihn zu lähmen. Er packte den Tisch, um ihn beiseite zu schieben.
    »Geh nicht da raus!« flehte Canta und wiederholte damit nur, was die Stimme in Antikas’ Herzen auch sagte.
    »Ich muss«, entgegnete er, schob den Tisch weg und kletterte auf die Fensterbank.
    Die Nachtluft strich kühl über seine Haut und er sprang leichtfüßig zu Boden. Hinter ihm schoben die beiden anderen hastig den Tisch wieder an seinen Platz. Antikas lief über die Straße und verschwand in einer Gasse. Er war noch nicht hundert Schritt weit gekommen, als der Angriff begann. Die Temperatur um ihn herum sank ruckartig, und er hörte Wispern im Wind. Es wurde lauter und lauter und füllte seine Ohren wie das Summen zorniger Hornissen. Schmerz dröhnte in seinem Kopf. In seiner Tunika wurde der Stein immer wärmer. Antikas taumelte und stürzte beinahe. Wut flammte in ihm auf – aber gleichzeitig fühlte er, wie die Kälte in sein Gehirn drang. Die Stimmen zischten ihn jetzt in einer Sprache an, die er noch nie gehört hatte, und doch verstand er, was sie sagten: »Gib auf! Gib auf! Gib auf!«
    Er torkelte gegen eine Hauswand und fiel auf die Knie. Der Schmerz durch das Aufschlagen auf dem Pflaster schloss das Gekreische in seinem Kopf aus. Er konzentrierte sich auf den Schmerz – und auf die Hitze des Steins auf seiner Haut.
    Er wollte gegen dieses Eindringen toben, schreien. Aber ein

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