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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Cocktailstunde hatte schon begonnen, das konnte man an ihrer Stimme hören. Ich konnte mir auch vorstellen, in naher Zukunft einen Gin Tonic zu mir zu nehmen.
    Zu Hause angekommen, mixte ich mir einen, und der war sehr kalt und sehr trocken. Ich rief noch einmal auf Pers Nummer an, aber es war niemand da.
    Elsa war schon im Auto eingeschlafen.
    Wir saßen auf dem Balkon und sahen zu, wie der Himmel die blaue Färbung des Abends bekam. Es duftete nach der sommerlichen Stadt.
    »Das ist doch seltsam«, meinte Angela. »Was wirst du jetzt machen?«
    »Weiter Urlaub«, sagte ich.
    »Ich weiß ja nicht, ob ich das glauben kann.«
    »Was sollte ich denn machen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Wir hörten Elsa in ihrem Zimmer schreien. Angela stand auf, denn ich hielt gerade meinen Drink in der Hand.
    Die beiden kamen zurück.
    »Sie ist wieder wach.«
    »Wie wäre es mit einem Spaziergang?«
    »Gern.«
    »Es ist nur ein paar Kilometer bis zu … ihrem Haus. Dem von Per und Monika.«
    »Dann haben wir ja ein Ziel«, sagte Angela.
     
    Sie wohnten in einem Mietshaus mit sieben Wohnungen aus den 30er Jahren. Wenn es nicht bereits unter Denkmalschutz stand, dann war es ganz sicher nur noch eine Frage der Zeit.
    Es gab einen Fahrstuhl, und wir fuhren mit dem Kinderwagen hinauf. Der Fahrstuhl erinnerte an den in unserem eigenen Haus. Vom Treppenhaus gingen drei Türen ab, von denen eine einen Spalt offen stand. An der Tür stand »Sjölander«, das war Pers Nachname, und jetzt auch Monikas.
    »Die Tür ist ja offen«, meinte Angela.
    Ich klingelte. Man hörte die Türglocke sehr laut durch den Türspalt. Ich rief Pers Namen, aber es antwortete niemand. Elsa rief auch seinen Namen.
    »Was sollen wir machen?«, fragte Angela, ein wenig ängstlich.
    »Du fährst mit Elsa im Fahrstuhl hinunter und wartest da unten ein Weilchen auf mich.«
    »Und du? Du wirst doch nicht da reingehen wollen?«
    »Ich werde ihn noch einmal auf dem Handy anrufen.«
    Ich wählte die Nummer, aber es ging niemand ran.
    Angela hatte den Knopf für den Fahrstuhl gedrückt und der hielt mit einem Seufzer, der alt und melancholisch klang, auf der Etage.
    »Ich muss doch nachsehen«, sagte ich.
    Angela schüttelte den Kopf, rollte den Kinderwagen in den Fahrstuhl und fuhr hinunter.
    Ich schob die Tür mit dem Ellenbogen auf und ging vorsichtig über die Schwelle. Ich hatte keine Waffe dabei. Auf dem Fußboden vorm Eingang lagen Kleider. Ich hörte das Brummen der Klimaanlage und von draußen gedämpften Verkehrslärm.
    Rechts lag die Küche, ich ging hinein. Der Tisch war leer, aber in der Spüle stand sehr viel Geschirr, obwohl die Geschirrspülmaschine mit der geöffneten Klappe fast leer war.
    Ich ging rasch durch die drei Zimmer der Wohnung, doch es war kein Mensch da. Die Zimmer waren von den abendlichen Lichtern der Stadt erfüllt, von Kringeln und Strahlen der untergehenden Sonne und von Neonlicht und Straßenlaternen, die durch die nackten Fenster schienen.
    In keinem Schrank versteckte sich irgendjemand. Niemand lag unter dem Doppelbett. Keiner in der Badewanne.
    Abgesehen von den wenigen Kleidungsstücken auf dem Fußboden vorm Eingang schien die Wohnung nicht in Unordnung zu sein.
    Ich ging wieder in den Flur und hörte, wie der Fahrstuhl sich hoch und runter quälte.
    Die Tür zur Wohnung hatte offen gestanden.
    Das hier gefiel mir nicht.
    Plötzlich begriff ich, dass ich mitten in einer neuen Voruntersuchung war. Immer mit der Ruhe. Er konnte aus irgendeinem Grund rausgerannt sein und vergessen haben, die Tür hinter sich zu schließen.
    Vielleicht hatte sie angerufen. Das war doch wichtiger gewesen, als sich mit Kommissar Winter zu treffen, der sowieso nicht mehr nötig war, da das Problem gelöst war, oder? Sie war nicht mehr verschwunden, und wenn sie Eheprobleme gehabt hatten, dann waren die jetzt vielleicht auch gelöst.
    Vielleicht.
    Ich ging wieder ins Schlafzimmer, wo der Anrufbeantworter stand, und drückte mit dem Zeigefinger, um den ich ein Taschentuch gewickelt hatte, auf »Play«.
    Die einzigen Nachrichten auf dem Band waren meine eigenen.
    Ich verließ die Wohnung, schloss die Tür hinter mir und hörte, wie das Schloss einrastete.
    Angela wartete unten. Elsa war wieder eingeschlafen.
    »Es war niemand dort«, sagte ich.
    »Schön«, sagte Angela.
    »Ich weiß, was du denkst.«
    »Du brauchst doch nicht auch noch im Urlaub unbedingt ein oder zwei Morde.«
    »Nein.«
    »Aber das hier kannst du nicht loslassen, oder?«
    »Was würdest

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