Winterlicht
Sendecane wiederfinden.“
Schwer atmend befreite sich Finnikin aus Perris Griff. „Such jemanden, der die Königin so gut zu beschützen versteht wie du“, erwiderte er bitter. „Denn es sieht ganz so aus, als müsstest du bald nach Charyn aufbrechen, um einen König zu töten.“
„Wenn die Königin es von mir verlangt, werde ich es tun.“
Kapitel 29
W oche um Woche verging. Dorfhütten wurden aus Lehmziegeln und Stroh errichtet. Die Fußböden bestanden aus festgetretener Erde und die Dächer wurden mit Reet gedeckt. Die Flüchtlinge hatten unter den schlimmsten Bedingungen gehaust, und viele von ihnen genossen allein schon die Vorstellung, bald wieder in den eigenen vier Wänden zu leben.
Die ehemals Eingeschlossenen gewöhnten sich daran, die Vertriebenen als ihre neuen Nachbarn zu begrüßen. Die Bauern nahmen den Ackerbau wieder auf und ganz allmählich begannen sich auch die alten Gewohnheiten wieder unter den Menschen auszubreiten.
Eines Morgens standen Trevanion, Perri und Moss beieinander und sahen Lord Augustin zu, der neben seinen Söhnen und den Dorfbewohnern auf dem Land arbeitete. Die Sonne brannte vom Himmel, doch Augustin wirkte zufrieden zwischen den anderen Männern. Ihr Leben begann wieder so etwas wie Normalität anzunehmen und Gespräche über Saat und Ernte wurden gelegentlich Streitgespräche. Trevanion bemerkte, dass die Arbeiter Freude daran hatten, den Handpflug über den Boden zu ziehen, obwohl die Arbeit so anstrengend war.
„Wo sind die Ochsen?“, fragte Perri und streckte die Hand aus, um den Pflug von Lord Augustin zu übernehmen.
„Wir teilen sie mit den anderen Tieflanddörfern und wechseln uns ab“, sagte der Herzog und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich glaube, Clough hat die Tiere heute.“
„Sennington wurde fast völlig dem Erdboden gleichgemacht, Augustin“, sagte Trevanion. „Konntest du Abie nicht dazu bringen, dass sie Lady Beatriss davon überzeugt, mit den Bewohnern ihres Dorfes nach Fenton zu ziehen? Viele Familien Fentons sind in den Fieberlagern umgekommen. Unzählige Morgen fruchtbares Land sind deshalb unbewirtschaftet geblieben.“
Lord Augustin lachte resigniert. „Warst du jemals mit meiner Frau, Lady Beatriss und Tesadora im selben Raum?“, fragte er. „Schrecklich. Als ich auch nur versucht habe, etwas in der Art vorzuschlagen, wurde ich schon in Grund und Boden geredet. Dann war ich auch noch so dumm, dieser Schlange Tesadora und ihren Mädchen Schutz anzubieten, nachdem die Königin aus ihrem Kloster geschafft und die Garde nicht länger dort postiert war. Nur für alle Fälle.“ Er wackelte schaudernd mit dem Kopf. „Ich bin sicher, es dauerte nur einen Wimpernschlag und schon hatte sie mich mit irgendeinem Bann belegt.“
„Du fürchtest dich vor den Frauen?“, fragte Trevanion belustigt.
„Ich schäme mich dessen nicht und du bist ein Narr, wenn du keine Angst vor ihnen hast“, erwiderte Lord Augustin.
„Lucian hat sich angeboten, die Monts zum Arbeiten nach Fenton zu schicken“, bemerkte Perri, als er mit dem Pflug zurückkam.
„Ich fürchte, er ist noch zu jung und hat nicht genügend Charakterstärke, um die Monts anzuführen“, sagte Lord Augustin.
Trevanion schüttelte den Kopf. „Er trug seinen toten Vater auf den Schultern bis in die Berge. Das hat weniger mit körperlicher als mit innerer Stärke zu tun. Finn hat viel Zeit mit ihm und seinem Volk verbracht, und die Monts tun, was sie am besten können. Sie leben weiter.“
„Ich nehme an, Finnikin ist jetzt nicht dort“, sagte Lord Augustin missbilligend.
„Er ist in Sarnak. Palastangelegenheiten“, erwiderte Trevanion. Lord Augustins gereizter Ton nötigte ihm ein Stirnrunzeln ab.
„Allein?“, fragte Perri.
„Er hat einen von seinen Jungs aus dem Dorf mitgenommen. Warum bist du so sicher, dass er nicht bei den Monts ist?“, fragte Trevanion.
„Weil die Königin dort ist und es heißt, Finnikin sei immer an dem Ort zu finden, wo sich die Königin gerade nicht aufhält.“
Trevanion nahm eine drohende Haltung ein. „Eine weitere kleine Intrige der Frauen? Wenn irgendjemand ein Problem damit hat, wo sich mein Sohn wann aufhält, werde ich ihm sagen, er möge sich bitte um seine Angelegenheiten kümmern. Und dabei ist es mir völlig egal, ob deine Frau oder Tesadora vor mir steht.“
„Ihr habt Lady Beatriss ausgelassen“, sagte Moss.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Lady Beatriss in Finnikins Angelegenheiten
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