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Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
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Lagrami und ihre Novizinnen lange vor dieser Nacht gerettet.“
    „Glaub bloß nicht, dass ich gefühlsduselig bin, junger Mann“, erwiderte Tesadora scharf. „Das würde dich nur wie einen Dummkopf aussehen lassen.“
    Ihre Miene zeigte keine Regung, und Finnikin war sich sicher, dass sie nicht mehr preisgeben würde. Sie erhob sich, um die Männer zum Ausgang zu begleiten.
    „Wir werden den Bäcker heute Nacht befragen“, sagte Trevanion, während sie ihr folgten.
    „Das bezweifle ich“, erwiderte sie.
    Sir Topher und Finnikin wechselten fragende Blicke.
    „Die Königin hat bereits für seine Freilassung gesorgt“, klärte sie die Männer auf.
    „Habt Ihr sie dazu überredet?“, fragte Finnikin ärgerlich.
    Tesadora lachte traurig. „Ich habe gehört, die Königin lässt sich nur von einem einzigen Menschen zu irgendetwas überreden.“
    „Wenn die Königin erfährt, was im Kerker vorgefallen is t …“, begann Finnikin.
    „Es geschieht nicht viel in Lumatere, worüber die Königin nicht Bescheid wüsste“, sagte sie mit triumphierendem Blick. „Ich würde ihr Angebot annehmen und du solltest dich weniger um die Wahrheit und mehr um das Wohl deines Volkes kümmern.“
    Finnikin schauderte, als er der Wahrheit ins Auge sah. Und an Sir Tophers und Trevanions Mienenspiel erkannte er, dass sie zu demselben Schluss gekommen waren. Der Giftanschlag war keine spontane Rachetat aufgebrachter Waldbewohner gewesen. Der Auftrag, den Thronräuber und seine Männer zu vergiften, musste von höchster Stelle erteilt worden sein.
    „Wo ist sie?“, fragte er, als sich Moss ihnen näherte.
    „Vergiss nicht, wo dein Platz ist“, mahnte Trevanion. „In Lumatere regiert die Königin, Finnikin.“
    „Perri hat sie zu den Monts gebracht“, sagte Moss.
    Bevor ein weiteres Wort fiel, saß Finnikin auch schon wieder auf seinem Pferd.
    Trevanion spürte Tesadoras wütenden Blick, als Finnikin davonritt.
    „Er soll nicht vergessen, wo sein Platz ist?“, rief sie ärgerlich. „Meine Herren, diesem Königreich zuliebe hoffe ich, dass Ihr den Jungen nicht nur auf seine Stellung unter den Ersten des Königreichs, sondern auch auf seinen Platz an der Seite der Königin vorbereitet habt.“
    „Keine leichte Aufgabe angesichts der Tatsache, dass der Fluch Eurer Mutter in seinem Kopf herumspukt, seit er acht Jahre alt war“, erwiderte Sir Topher.
    „Ein Junge erinnert sich an Worte, wie es ihm gefällt“, sagte sie. „Doch ein Mann muss ihre Bedeutung verstehen.“
    Finnikin holte die Königin und Perri ein, als sie am Fuß der Berge rasteten. Isaboe saß mit dem Rücken an eine Trauerweide gelehnt neben dem Gardisten. Die Knie hatte sie bis zum Kinn hochgezogen.
    Finnikins Wut war durch den Ritt nicht kleiner geworden. Als Perri das Pferd zügig näher kommen sah, war er sofort auf den Beinen und zückte sein Schwert. Isaboe stellte sich hinter ihn, ihre Augen wirkten dunkel und durchdringend. Als Finnikin absaß, steckte Perri sein Schwert zurück in die Scheide und Isaboe ging an ihm vorbei. „Ich hoffe, du bringst Nachricht, dass ihr Froi gefunden habt“, sagte sie. Ärger schwang in ihren Worten mit. Sie trug ein violettes Kleid, das am Hals mit Gold besetzt war und weit über ihre Knöchel fiel, sodass sie auf ein Pferd steigen und reiten konnte.
    „Was hast du getan?“, fragte er. Er konnte seine Wut kaum zügeln.
    Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. „Was ich tun musste“, antwortete sie.
    „Wir brauchten einen Beweis“, fuhr er sie an, „über die Pläne Charyns. Du hast uns jeder Möglichkeit beraubt, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen, indem du alle Belastungszeugen hast töten lassen.“
    Sie schien so wenig schuldbewusst, dass er noch zorniger wurde. Ein Blick über ihre Schulter zeigte ihm, dass sich Perri bereitmachte einzugreifen. In seinem Gesicht lag ein warnender Ausdruck. Finnikin wusste, er würde im selben Moment auf dem Boden liegen, da er die Grenze überschritt.
    „Du empfindest keine Reue?“, fragte er. „Du bedauerst nichts?“
    Hass flammte in ihren Augen auf. „Ich bedauere, dass ich ihre Qualen nicht mit ansehen konnte. Ich hörte, es habe lange gedauert“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich erfuhr, wie qualvoll ihr Tod war.“
    „Belegonia ha t …“
    „Belegonia sucht nach einer Gelegenheit, in Charyn einzumarschieren, seit dieses Land existiert“, schrie sie. „Es wartet auf jede nur mögliche

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