Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
Vom Netzwerk:
sagte er, „sie gehören beide zu mir.“
    Finnikin flog durch die Luft und landete mit lautem Stöhnen vor ihren Füßen.
    „Er hat eine schwache Linke“, sagte Trevanion rasch, noch ehe Finnikin wieder auf die Füße gekommen war.
    „Du lieber Himmel, es ist Moss“, sagte Sir Topher und klopfte Trevanion freudestrahlend auf die Schulter. „Er ist viel größer als Finnikin“, setzte er besorgt hinzu. „Er hätte ihm wehtun können.“
    „Er sagte, er spiele nur mit ihm“, beruhigte ihn Evanjalin, während immer mehr Leute auf ihre Balkone traten, um sich das Spektakel im Hof anzusehen.
    Finnikin tänzelte um den Hünen herum und wich seinen Schlägen aus. Und wo immer er konnte, schlug er zurück. „Mein Vater meint, du hast eine schwache Linke“, sagte er. Sein Schädel brummte bereits.
    Moss hielt ihn mit der linken Hand auf Distanz. Finnikin duckte sich weg, dann sprang er den großen Mann von hinten an und zerrte ihn an den Ohren. „Und mein Vater muss es wissen.“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Evanjalin auf ihn zukam. „Weg da, Evanjalin. Sonst kriegst du noch was ab!“
    „Wie lange soll das noch gehen, Finnikin? Frag ihn, ob sie etwas zu essen haben. Du hast mir einen Schweinebraten versprochen.“
    Finnikin verdrehte die Augen, während Moss sich schüttelte und ihn abwerfen wollte. „Frau, ich kämpfe hier! Ist das deiner Aufmerksamkeit entgangen?“
    Moss griff sich über die Schulter, packte Finnikin an der Jacke und warf ihn über den Kopf. Plötzlich hielt er inne. Er ließ Finnikin auf den Boden gleiten und starrte ihn an.
    „ Finnikin ? Hat sie Finnikin gesagt?“
    Finnikin war schwindlig, die ganze Welt drehte sich um ihn.
    „ Finn?“ , fragte Moss wieder, und dann dämmerte ihm etwas. „Hast du ihr nicht gesagt, sie soll deine n …“ Er drehte sich zu den anderen um.
    Einen Augenblick stand er still da. „Was für ein Glückstag!“, murmelte er. „Oh, was für ein Glückstag!“ Staunend machte er einen Schritt auf Trevanion zu, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Hätte Finnikins rechtes Ohr nicht ohnehin schon von seinen Prankenhieben geklungen, dann wäre es spätestens jetzt taub geworden, so laut johlte der Riese. Moss packte Trevanion und hob ihn in die Luft, beide lachten und die Zuschauer auf den Balkonen klatschten Beifall.
    „Der Wirt hat gesagt, dass Fremde nach uns gefragt hätten. Wir hielten euch für Spione aus Charyn.“ Finnikin sah, wie sich Moss Tränen aus den Augen wischte. „Das habe ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt.“ Er ging zu Sir Topher und drückte ihn fest an sich. „Lagrami hat diesen Tag gesegnet, Sir Topher.“
    Taumelnd kam Finnikin wieder auf die Beine. Moss versetzte ihm gutmütig einen Schlag auf den Rücken, dann blickte er Evanjalin an. „Hast du nicht was von Essen gesagt, meine Schöne?“
    Evanjalins Gesicht strahlte bei diesem Kompliment.
    „Heute Abend werden wir feiern, meine Freunde.“
    Die königliche Garde von Lumatere war in einem Gasthaus am Stadtrand untergebracht. Schon seit fünf Jahren wohnten sie hier. Sie verbrachten ihre Tage damit, die Soldaten von Pietrodore auszubilden und Pläne für einen Angriff auf den Palast zu schmieden, für den Fall, dass sie wieder nach Lumatere zurückkehren sollten. Jahr für Jahr waren Perri und Moss im Tal der Stille gewesen, um nachzusehen, ob sich irgendetwas geändert hatte.
    „Dort ist es stockfinster“, berichtete Moss, als er sie über eine bröckelnde Steintreppe auf das flache Dach des Wirtshauses führte. „Der Dunst des Bösartigen hüllt das ganze Königreich und auch den Wald von Lumatere ein.“
    Vom Dach aus konnte Finnikin in einen großen Innenhof blicken, der von hohen Mauern umgeben war.
    „Hier üben wir mit den jungen Burschen von Pietrodore“, erklärte Moss und sperrte eine Tür auf. Sie gingen eine schmale Holzstiege hinunter, bis sie in einen großen, rechteckigen Saal drei Stockwerke tiefer kamen. Obwohl das Licht schummrig war, herrschte ein lebhaftes Treiben. Der Saal war voller Männer, die früher zur Königlichen Garde gehört hatten, entschlossenen Männern, die fast noch genau so aussahen, wie sie Finnikin aus Lumatere in Erinnerung hatte. Sie trugen kurz geschorenes Haar, und man sah ihnen an, dass sie stets kampfbereit waren. Einige spielten Karten, andere hatten die Köpfe zusammengesteckt.
    Moss grinste Finnikin an. „Meine Herren!“, rief er laut. „Und wie ich höre, sind auch einige Damen unter uns,

Weitere Kostenlose Bücher