Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterlicht

Winterlicht

Titel: Winterlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melina Marchetta
Vom Netzwerk:
Nacken spürte und innehielt. Evanjalin neben ihm erstarrte.
    „Dreh dich um“, knurrte der Angreifer.
    Finnikin fing Evanjalins warnenden Blick auf, aber ehe er etwas sagen konnte, stieß sie der Angreifer zur Seite und sie fiel hin.
    „Lass uns kämpfen, nur du und ich!“, sagte Finnikin und drehte sich schnell um.
    Gütiger Himmel! Er stand einem wahren Riesen gegenüber. Hoch wie ein Turm und breit wie ein Klotz stand ein Mann mit kurz geschorenem dunklem Haar und Bart vor ihm. Er hielt zwei Schwerter in der Hand. Seine Hände waren Pranken, doppelt so groß wie Trevanions Hände, und den ersten Streich Finnikins wehrte er mit großem Geschick ab.
    Evanjalin rappelte sich auf und schleuderte ihre Wasserflasche gegen den Hünen. Das zeigte kaum Wirkung, denn schon kreuzten sich die Schwerter erneut.
    „Ich spiele nur mit ihm“, brummte der Riese nicht unfreundlich. „Mach das noch mal, Kleine, und ich bringe ihn um.“
    „Fass sie noch mal an, drohe ihr oder wage es auch nur, sie anzusehen, dann bringe ich dich um!“, sagte Finnikin und zwang den Mann, einen Schritt zurückzuweichen.
    „Ich mache es dir einfacher.“ Der Riese ließ das Schwert in seiner Linken fallen und streckte die Rechte aus, um klarzumachen, wer hier das Sagen hatte.
    Jetzt sah Finnikin seinen Gegner zum ersten Mal richtig, und er musste sich zwingen, nicht zu grinsen. „Geh und hole meinen Vater, Evanjalin“, sagte er und blies sich die Haare aus dem Gesicht. Er hörte ihre eiligen Schritte.
    „Oje, sie holt deinen Vater“, höhnte der Riese. „Muss ich mich jetzt fürchten?“
    „Könnte sein. Du bist aus Lumatere, nicht wahr?“, fragte Finnikin in Yut und tat so, als hätte er genug Luft, um zu kämpfen und gleichzeitig zu sprechen.
    Die Miene des Mannes verfinsterte sich. „Du fragst zu viel, dürres Bürschchen.“
    „Dürres Bürschchen? Etwas Besseres fällt dir wohl nicht ein?“
    Der Hüne kniff die Augen zusammen, seine Hiebe folgten schneller aufeinander, Finnikins Arm begann zu schmerzen und seine Knie wurden weich.
    „Du siehst aus wie einer aus dem Flussland“, spottete Finnikin. „Die werden nur noch von denen aus den Bergen übertroffen, wenn ich richtig im Bilde bin.“
    Der Hüne biss die Zähne zusammen, und Finnikin hätte am liebsten gelacht, weil man den Kerl dermaßen leicht reizen konnte.
    Moss aus dem Flussland.
    Von den Männern der Garde war er immer wegen seines Namens gehänselt worden. Er war der größte Spitzbube unter den Getreuen des Königs, aber Balthasar und Isaboe hatten ihn immer bewundert. Er wiederum hatte die Kinder des Königs geliebt, als wären sie seine eigenen. Als man an jenem Morgen die blutverschmierten Haare und Kleiderfetzen Isaboes gefunden hatte, war sein Kummer so groß gewesen, dass Trevanion ihn zurückhalten musste, damit er sich nicht selbst mit Steinen schlug.
    „Du redest zu viel“, fuhr Moss ihn an. „Soweit ich weiß, kennen die Leute aus dem Flussland von Lumatere nicht Ihresgleichen.“
    „Tatsächlich?“ Mit einem lauten Knurren versetzte Finnikin ihm einen Stoß, dann ließ er sein Schwert fallen. Sein eigenes Schwert noch in der Hand, blickte ihn Moss aus dem Flussland verdattert an.
    Finnikin zählte an den Fingern auf: „Felsgebiet. Flussland. Berge. Tiefland. Wald. So ist die Reihenfolge, was die Stärke angeht“, reizte er ihn.
    „Du willst unbedingt sterben, mein Freund. Mein Vater pflegte zu sagen: Jeder, der sich für einen besseren Kämpfer hält als die Bewohner des Flusslands, verdient den Tod.“
    „Und mein Vater pflegte zu sagen: Nur wenigen Leuten steht eine gebrochene Nase.“
    Finnikin wirbelte um seine eigene Achse und versetzte Moss einen Fußtritt ins Gesicht. Der große Kerl taumelte, dann trat ein erwartungsvolles Funkeln in seine Augen. Er warf sein Schwert weg und stürzte sich auf Finnikin.
    „Kämpfen wir mit bloßen Händen“, sagte er und nickte zufrieden. „Und schrei nicht wie ein Mädchen.“
    Trevanion stürzte in den Hof, gefolgt von Sir Topher, Evanjalin und Froi. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Mann, der doppelt so groß war wie Finnikin, diesen in den Schwitzkasten nahm.
    „Was treiben sie da?“, rief Sir Topher entsetzt.
    „Sie müssen beweisen, dass sie richtige Männer sind“, antwortete Evanjalin gelangweilt. „Ich nehme an, es ist einer der Euren, Hauptmann Trevanion?“
    Trevanion konnte seine Freude nicht verbergen. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Ja“,

Weitere Kostenlose Bücher