Winterliebe: eine Anthologie aus fünf sinnlich-romantischen, humorvollen und homoerotischen Love Storys (German Edition)
das Spektrum der Emotionen kennen. Nur Reue war nicht dabei.
„Du stehst unter dem Mistelzweig.“
„Ich steh unter was?“, überrascht blickte Cai nach oben und ihm entfuhr ein leises „Oh.“
Das war eine dieser menschlichen Traditionen, oder? Angestrengt dachte er nach, als Blake langsam auf ihn zukam. Plötzlich fiel ihm ein, was es mit diesem Brauch auf sich hatte, daher hätte er eigentlich zurückweichen müssen, tat es aber nicht.
Stattdessen stammelte er lediglich: „Oh, das ist ... also ich ...“, da legten sich bereits Blakes Lippen sanft und zögerlich auf die seinen. Ein leises, verblüfftes Seufzen entschlüpfte Cai wegen der seltsamen Gefühle, die diese Berührung in ihm hervorrief. Was … was, oh Herr, war das?
Automatisch schlossen sich seine Lider und er erwiderte leicht den Druck. Ganz vorsichtig zupften die fremden Lippen an seinen. Einmal, zweimal, dann waren sie plötzlich fort.
Verwirrt blinzelte Cai, und erst als er in Blakes schwarze Augen sah, die ihm so nah waren, begriff er, was gerade passiert war. Erschrocken wich er zurück und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Sogleich griffen Blakes Hände nach ihm, umfassten seine Oberarme und hielten ihn. Und wieder waren da diese eigenartigen Empfindungen. Nicht fähig, den Blick abzuwenden, starrte er Blake an, dem es ähnlich zu gehen schien, nur dass dieser abermals näher trat.
„Was ... das ... wir ...“, stammelte Cai und erinnerte sich vage, dass er das hier nicht zulassen durfte. Es war nicht richtig, es war ...
„Ich weiß, dass ich das nicht sollte“, schien Blake seine Gedanken zu lesen, war ihm indes aber so nahe, dass er seinen nach Vanille duftenden Atem riechen konnte. Oh Himmel, seine Knie waren mit einem Mal so weich. „Aber ich … verdammt, verzeih mir!“
Damit umfasste Blake sein Gesicht mit beiden Händen und presste seine Lippen erneut auf die seinen. Diesmal jedoch bestimmter und entfachte damit ein Feuer in Cais Inneren, das diesen hätte erschrecken müssen, es aber nicht tat – mit Blake zusammen hatte er vor nichts Angst. Nicht einmal vor dem Fegefeuer, dessen Vorgeschmack diese Hitze sein mochte und ihn sicherlich erwartete. Das hier war das Paradies, welches im Grunde nur den Menschen vorbehalten war und er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, davon zu kosten.
Wie von selbst hob er eine Hand, um sie Blake in den Nacken zu legen und ihn näher zu ziehen. Nun entwich diesem ein kleiner Laut und nur allzu willig kam er der Aufforderung nach.
Hungrig strichen Blakes Finger über die herrlich breiten Schultern. Spürte, wie sich die Muskeln unter dem dünnen Stoff seines T-Shirts, welches er Cai zuvor zum Backen geliehen hatte, bewegten und die Versuchung, unter den Saum zu schlüpfen, um die Haut darunter zu erkunden, war übermächtig. Am liebsten hätte er Cai das Ding gleich abgestreift, um ungehindert diesem Vergnügen zu frönen, und genau dieser Gedanke brachte ihn zur Vernunft. Sanft, aber bestimmt löste er sich von Cai und atmete tief durch.
„Was ist?“, erkundigte sich dieser und wirkte leicht benommen.
„Wir sollten lieber aufhören“, räusperte sich Blake und senkte den Blick. Sähe er weiterhin in diese Augen, die ihn so unschuldig und zugleich hungrig anblickten, würde er alle Moralvorstellungen über Bord werfen.
„Aber warum?“, hakte Cai verständnislos nach und Blake rieb sich mit einer Hand über den Nacken, auf dem gerade noch Cais Finger ein Streichelkonzert vollführt hatten.
„Na ja, wenn wir weiter machen, weiß ich nicht ... ähm ...“, er brach ab und konnte schwören, dass seine Wangen leuchteten wie eine rote Ampel.
„Was weißt du nicht?“, wollte Cai verwirrt wissen und Blake stöhnte innerlich auf. Cai schien noch unschuldiger und unwissender zu sein, als er gedacht hatte.
Du hast dich da selbst reingeritten, nun löffel es auch aus, meldete sich sein Gewissen und er überlegte fieberhaft, wie er das Thema am besten anging. Aufklärung eines Engels. Das war doch sicherlich eine weitere große Sünde, oder?
Na, darauf kommt's jetzt wohl auch nicht mehr an, dachte er zynisch.
„Ich weiß ja nicht, in welchen Situationen ihr uns sonst immer alleine lasst“, begann Blake und verzog über dieser Vorstellung das Gesicht. „Aber du musst doch schon mal bei deinen eigentlichen Schützlingen mitbekommen haben, was zwei Menschen nach dem Küssen miteinander anstellen.“
Unerwartet köchelte bei dem Gedanken, dass Cai normalerweise
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