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Wintermädchen

Wintermädchen

Titel: Wintermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Halse Anderson
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mit ihr befreundet als du!«
    »Ach, wirklich?« Sie setzt ihre Empörungsmiene auf: Augen weit aufgerissen, Kopf vorgestreckt, Mund sperrangelweit offen, damit auch jeder mitbekommt, wie wahnsinnig schockiert sie ist. »Deswegen hat sie ja auch nie mit dir geredet! Ich weiß genau, wie du sie fertiggemacht hast. So was würde eine echte Freundin niemals tun. Ich würde so was niemals tun!«
    Die Leute an den Nachbartischen hören zu. Von der Theatergruppe wird erwartet, dass sie sich sanftmütig und deprimiert benimmt. Öffentliche Zickenkriege gibt es da sonst nie.
    Ich würde am liebsten einfach davonschwimmen, aber meine Kiemen flattern und aus meinem Mund steigen wütende Blasen auf. »Wenn du ihre Freundin warst, wo warst du denn dann, als sie Angst hatte und sich verlassen fühlte?«, frage ich. »Bist du ans Telefon gegangen? Nein, bist du nicht. Du bist echt das Letzte!«
    »Was redest du denn da? Cassie hat gar nicht bei mir angerufen.«
    Sasha legt mir eine Hand auf den Arm. »Beruhig dich, Lia.«
    »Beruhigen? Wie soll ich mich denn beruhigen? Sie ist tot!«
    Ich bin aufgestanden. Ich schreie. Ich glaube, ich habe meinen Joghurt nach Salatundketchup geworfen.
    Ein fetter Sicherheitsdienstfisch kommt herbeigeschwommen, um wieder Ruhe und Ordnung herzustellen.
    026.00
    Als ich das Haus betrete (musste nachsitzen, danke, nein, Sir, kommt nicht wieder vor, ja, es ist für uns alle nicht leicht), ist Jennifer gerade auf dem Sprung.
    »Dein Vater hatte versprochen, heute den Einkauf zu erledigen«, sagt sie, als ich meine Jacke in den Garderobenschrank hänge.
    »Lass mich raten: Er ist immer noch in der Bibliothek und geht nicht an sein Handy.«
    »Er hat es auf der Kommode liegen lassen. Dieses verdammte Buch bringt ihn noch um.« Sie sieht aus, als ob sie noch mehr sagen möchte, es sich dann aber anders überlegt. »Ich fahr jetzt zum Supermarkt.«
    »Kann ich irgendwas tun?«
    »Könntest du staubsaugen? Die Putzfrau ist schon wieder nicht aufgetaucht und die Teppiche sind total verdreckt.«
    Die Dame von der Kriminalpolizei klingelt, als ich Emma gerade mit dem Staubsauger durchs Wohnzimmer jage und so tue, als wäre er ein Drache.
    Ich übergebe Emma das tödliche Ungeheuer und mache die Haustür auf.
    Die Beamtin stellt sich vor: »Detective Margaret Greenfield.« Dann fragt sie, ob sie hereinkommen darf.
    Ich habe Cassie nicht umgebracht.
    Irgendwie landen wir in der Küche, die Dame auf Dads Stuhl, ich auf meinem und Emma auf meinem Schoß, sie zerquetscht mich.
    Ichhabsienichtumgebrachtichhabsienichtumgebracht.
    »Nur ein paar kleine Fragen«, sagt die Kriminalbeamtin. »Kein Grund zur Beunruhigung, nur die letzten fehlenden Puzzleteile.« Sie klappt herzhaft gähnend ihr Notebook auf. »Entschuldige bitte, der Schichtwechsel bringt meinen Schlafrhythmus jedes Mal durcheinander. Also: Die Telefonunterlagen zeigen, dass sie in der Nacht, in der sie starb, bei dir angerufen hat.«
    Ich antworte wie in Trance. »Ach, wirklich? Das wusste ich nicht. Mein Telefon ist in meinem Zimmer Mein Handy ist seit Freitag weg. Schon das dritte in zwei Jahren, das ich verloren habe. Mein Vater wird ausrasten.«
    »Das letzte Mal hat er wirklich gebrüllt«, fügt Emma hinzu. Sie verlagert ihr Gewicht auf meinem Schoß, quetscht mir die Hüftknochen an den Holzstuhl. »Lia wird richtig Ärger kriegen. Er gibt ihr mindestens hundert Jahre Hausarrest.«
    »Könnten wir jetzt bitte wieder über Miss Parrish reden«, sagt die Kriminalbeamtin.
    Ich lege Emma einen Finger auf die Lippen. »Pscht.«
    »Na ja, ich weiß nicht, warum sie mich hätte anrufen sollen. Wir haben seit Monaten nicht mehr miteinander gesprochen. Unsere Freundschaft war beendet. Aus keinem speziellen Grund, so was passiert wohl einfach im letzten Jahr der Highschool.«
    Die Beamtin nickt und klappt ihr Notebook zu. »Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern«, sagt sie. »Gott sei Dank ist das vorbei.«
    »Können Sie mir sagen, was mit Cassie los war?«, frage ich.
    »Nein, bedaure. Falls dir noch irgendetwas einfällt, hier ist meine Nummer.« Sie überreicht mir ihre Karte. »Richte deinen Eltern aus, dass sie mich anrufen können, wenn sie möchten. Wie gesagt, es gibt keinen Grund zur Sorge. Wir wollen den Fall nur abschließen.«
    Nachdem Emma wegen des Polizeibesuchs bei Dad und Jennifer ein verdammtes Riesentheater gemacht ha t … Nachdem ich eine Stunde brauchte, um die beiden wieder zu beruhigen, und dieselben Fragen immer und immer

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