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Wintermaerchen

Wintermaerchen

Titel: Wintermaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Helprin
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aber dadurch wurde alles nur noch beklemmender. Die Marrattas trafen Asbury, Christiana und Jessica Penn im Gebäude der Sun , dicht am Eingang. Neben einer kleinen Palmengruppe, die von mehreren Spotlights angestrahlt wurde, setzten sie sich auf eine Bank. Die Dampfmaschinen des Kraftwerks zischten und stampften mit kraftvollem Rhythmus, um Strom für die Pressen und die vielen Lampen zu erzeugen. Beim Ghost auf der anderen Seite des Printing House Square war alles stockfinster; die Belegschaft starrte zur siegreichen Konkurrenz hinüber. Die Gesichter dieser Menschen, abwechselnd in den Schein des Feuers und das aus der Sun dringende Licht getaucht, waren traurig, bleich wie der Mond und in Hände gestützt, die nichts zu tun hatten.
    Als Peter Lake am Fuß der Treppe ankam, sah er die Marrattas auf der anderen Seite der Halle und ging auf sie zu. Kurz bevor er die Palmengruppe erreichte, durchzuckte ihn ein so heftiger Schmerz, dass er sich am liebsten zusammengekrümmt hätte. Er legte eine Hand auf die Stelle, blieb ruhig stehen und hoffte, der Schmerz möge schnell nachlassen. Die anderen unterhielten sich miteinander. Hardesty und Asbury sprachen über den Tresorraum, wo Hardesty das Tablett deponiert hatte. Die mehreren Pfunde Gold, aus dem es bestand, das riesige, starke Pferd, die Barkasse, die vielen Kenntnisse und Fertigkeiten, über die die Gunwillows, die Marrattas und Mrs Gamely verfügten – all dies würde für einen Neuanfang in der Stadt reichen, wie immer es dort aussehen mochte, nachdem das Feuer erstorben und der Morgen angebrochen wäre.
    Peter Lake trat zwischen den Palmen hervor. Im selben Augenblick hastete Cecil Mature, der sich heftig atmend einen Weg durch die Menschenmenge gebahnt hatte, durch die Halle. Als er Peter erblickte, füllten sich seine kaum sichtbaren Augen mit Tränen, und auch Peter Lake fühlte so etwas wie brüderliche Liebe in sich aufsteigen. Als er sprach, bebte seine Stimme vor innerer Bewegung. »Hast du Werkzeug, um einen Tresor zu sprengen?«, fragte er.
    Cecil brach vor Glück fast zusammen. Alles war wieder genau wie früher! »Das kann ich besorgen«, antwortete er begeistert.
    »Bohrmaschinen und Hämmer haben wir bei der Sun «, sagte Peter. »Aber hier sind alle Maschinen aus ziemlich weichem Metall. Was ich von dir brauche, sind Diamantbohrer in jeder Größe, verstellbares Bohrfutter, Nitro und Sonden, wie sie von Safeknackern verwendet werden. Den Rest bringe ich selbst mit.«
    »Das habe ich schnell zusammen!«, rief Cecil im Gehen. »Warte hier auf mich!«
    Peter Lake wandte sich zu Asbury: »Erzählen Sie mir von dem Pferd, das Sie erwähnt haben. Ist es wirklich riesengroß, sodass man fast eine Leiter braucht, um hinaufzusteigen? Ist es weiß wie Schnee und schöner als die Pferde von Reiterstandbildern? Kämpft es so, wie Sie es bei einem Pferd nie für möglich halten würden, mit wirbelnden Vorderläufen und einem Kopf, der wie eine Keule hin und her schwenkt? Neigt es dazu, extrem weite Sprünge zu machen, wenn man ihm seinen Willen lässt, sodass es gewissermaßen fliegt? Jawohl, ich meine wirklich fliegen , nicht fliehen!«
    »Ja, das stimmt alles«, schaltete sich Christiana ein.
    »Dann ist es mein Pferd«, sagte Peter mit einer Stimme, dass Christiana die Augen senken musste, denn sie wusste, dass sie den Hengst ein weiteres Mal verloren hatte. Peter wandte sich Virginia zu. »Wo ist Ihre kleine Tochter?«, fragte er.
    »Sie ist tot. Sie haben es doch selbst gesehen!«
    »Aber wo ist sie jetzt?«
    »Wir haben sie auf der Insel der Toten begraben«, sagte Hardesty.
    Peter Lake schloss die Augen und dachte nach. Dann nickte er mit dem Kopf, als wäre ihm gerade etwas klar geworden. Er öffnete die Augen und sagte: »Grabt sie wieder aus.«
    »Was sagen Sie da?«, erwiderte Hardesty in plötzlichem Zorn.
    »Was ich sage? Ich sage, Sie sollen zur Insel der Toten gehen und sie wieder ausgraben! Exhumieren Sie sie, wenn Sie es lieber so sagen wollen. Holen Sie sie aus ihrem Grab heraus!«
    »Aber warum denn?«, fragte Hardesty. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
    »Weil sie leben wird!«, sagte Peter Lake ruhig. »Das weiß ich von Beverly.« Er hob eine Hand. »Tun Sie nur das, was ich Ihnen sage. Ich nehme das Pferd, weil es mir ohnehin gehört, doch als Gegenleistung werde ich den Tresor öffnen und das Tablett für Sie herausholen.«
    »Sie sprachen eben von einer Beverly«, sagte Hardesty zu Peter. »Meinen Sie vielleicht Beverly

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