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Wintermaerchen

Wintermaerchen

Titel: Wintermaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Helprin
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Waffe greifen, aber es blieb ihm keine Zeit. Er hätte es wissen müssen!«
    »Mit mir kannst du so was nicht machen, oder?«, fragte Peter Lake und blickte Pearly furchtlos in die Augen. »Ich war für dich immer unantastbar, erinnerst du dich?«
    »O ja, mit dir geht das nicht, das stimmt«, antwortete Pearly. »Eine Frau beschützt dich, Peter Lake, ein Mädchen. Ich habe es versucht, oder etwa nicht? Aber du hast einen Schutzschild – oder jedenfalls hattest du einen. Es sieht allerdings so aus, als hätte sie die Sache jetzt satt, denn diesen Gwathmi hat sie ja durchgelassen. Nichts ist ewig, Peter Lake, nicht einmal ihre Liebe zu dir.«
    »Liebe überträgt sich von Seele zu Seele, Pearly. Sie währt tatsächlich ewig. Aber das kannst du nicht verstehen.«
    »Vielleicht doch. Du würdest staunen, wenn du wüsstest, was ich alles gelernt habe. Meinetwegen, sie überträgt sich von Seele zu Seele, aber du musst zugeben, dass es Liebe nur in begrenzten Mengen gibt und dass bei diesem Tauschgeschäft immer ein paar Seelen ganz allein und ohne Schutz dastehen.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Peter Lake. »Ich glaube, dass Geben nichts mit Verlieren zu tun hat.«
    »Das ist ein blödes Ammenmärchen!«, schrie Pearly, »und es verstößt gegen alle Gesetze! Die Welt ist in vollkommenem Gleichgewicht. Wenn du gibst, verlierst du. Wenn du nimmst, erhältst du. Weiter nichts.«
    »Nein«, sagte Peter Lake. »Die Gesetze, die du für absolut hältst, werden gelegentlich teilweise außer Kraft gesetzt. Überhaupt sind sie höchst kompliziert, und das, was ins Auge sticht, ist nicht immer unbedingt wahr.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Pearly.
    Peter Lake zögerte, dann antwortete er: »Nein, ich bin mir nicht sicher.«
    »Natürlich bist du das nicht, denn du wirst nicht mehr beschützt! Du bist jetzt alleine, Peter Lake. Ich habe es doch gewusst. Wenn ich nur lange genug durchhalte und warte, bis du am Ende bist, dann erwische ich dich.«
    »Vielleicht habe ich keinen Schutz mehr«, gab Peter zurück. »Aber trotzdem musst du erst mit mir kämpfen.« Er richtete sich auf und spuckte Pearly in die Augen; das hatte noch niemand gewagt.
    Pearly hatte sofort sein Kurzschwert in der Hand und schlug zu, doch Peter Lake sprang zur Seite. Jetzt erst sah er die Short Tails, die auf Mauerresten kauerten, hinter zerbrochenen Säulen hockten und sich in dichten Reihen um den Altar drängten. Als Pearly laut brüllte und mit dem Schwert einen Schlag von links nach rechts ausführte, warf sich Peter Lake zurück und sprang flink auf den Sockel einer geborstenen Säule.
    »Glaubst du vielleicht, ich könnte dich nicht einfach so fertigmachen?«, sagte er und stieß seine Faust in die Luft. »Zweifelst du etwa an meiner Fähigkeit, all diese Wichte, die hier herumlungern, schneller als das Licht nach Canarsie befördern zu können?« Vor Wut schäumend vergaß Peter für einen Augenblick, was er sich vorgenommen hatte.
    Pearly stürzte sich mit dem Schwert auf ihn und versuchte, ihm die Knöchel durchzuschlagen. Diesmal wich Peter Lake nicht aus, sondern trat blitzschnell mit dem linken Fuß auf die Klinge, sodass sie zwischen Schuh und Stein eingeklemmt wurde. So sehr sich Pearly auch anstrengte, er konnte das Schwert nicht herausziehen. »Wieso bist du so sicher, dass sich die Dinge geändert haben?«, fragte Peter, den Fuß fest auf die Klinge gestemmt.
    Pearly lächelte.
    »Wieso?«, fragte Peter Lake wieder.
    »Weil wir das Pferd geschlachtet haben!«
    »Das ist ausgeschlossen«, sagte Peter Lake, aber seine Augen begannen zu schwimmen.
    »Ach ja? Aber es ist noch nicht einmal zehn Minuten her.«
    »Das glaube ich dir nicht!«
    »Du brauchst es mir auch nicht zu glauben«, sagte Pearly. »Du kannst dich selbst davon überzeugen.« Er gab den hinter ihm versammelten Männern einen Wink. Es kam Bewegung in die Reihen, und ein Gang öffnete sich, durch den ein Dutzend Short Tails kamen. Sie waren alle blutverschmiert und trugen die Gliedmaßen, die Kruppe und den Kopf eines Pferdes. Sie sahen aus wie die Leute in den Schlachthäusern, die ganze Lämmer oder Rinderhälften auf der Schulter tragen. Die Stücke, die sie schleppten, waren noch vom Fell bedeckt, und obwohl es über und über blutig war, war es dennoch ein weißes Fell.
    Peter Lake war geschlagen. Er stieg von der Säule herunter und ließ das Schwert auf den Boden klirren, wo Pearly es aufhob.
    »Sieh nur!«, sagte Pearly und zeigte auf den Haufen

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