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Wintermörder - Roman

Titel: Wintermörder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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wandte sich Denise, seiner Frau, zu, doch Myriam konnte in seinem Blick keine Wärme oder auch nur den Anschein von Trost erkennen.
    »Was sind das für Leute hier im Haus, Denise?«
    »Ihre Frau hat sich damit einverstanden erklärt, dass sich rund um die Uhr zwei Polizeibeamte im Haus aufhalten und das Telefon überwacht wird«, erklärte Myriam ungerührt.
    »Wie, einverstanden erklärt?«
    »Sie hat eine Einverständniserklärung unterschrieben.«
    »Ohne Anwalt?« Er blickte seine Frau ungläubig an. »Du hast unseren Anwalt nicht angerufen?«
    »Nein!«
    Denise blieb völlig ruhig.
    Myriam wäre froh, sie könnte Serienmörder oder Amokläufer so schnell als Sadisten identifizieren. Ein Blick genügte. Oliver Winkler bildete sich ein, ihm gehöre die halbe Welt, und er sei kurz davor, die andere Hälfte zu erwerben. Er war nicht einmal ein Wolf im Schafspelz. Er war genau das, was sie auf den ersten Blick in ihm sah. Mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit ein gottverfluchtes Arschloch.
    Als wäre es Gedankenübertragung, erhob sich Denise, trat auf ihren Ehemann zu, blieb stehen und spuckte ihm mitten ins Gesicht. Dann verließ sie den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Myriam reichte Oliver Winkler ein Papiertaschentuch. »Ich hoffe, Ihr Flug war angenehm.«
    Thomas war nur mit einem einzigen Koffer zu ihr gekommen. Schon daran hätte Myriam erkennen müssen, dass er nicht für immer blieb. Nur ein paar Anzüge im Schrank, mehr nicht. Wenn ein Mann nicht mit seinen CDs, Videos und DVDs einzog, war es nicht von Dauer.
    »Ich hätte wissen müssen«, hatte er gesagt, »dass es nicht gut geht. Du willst alles unter Kontrolle haben. Auch mich. Du bildest dir ein, in deinem Job geht es um Leben und Tod. Das legst du dir zurecht, um dir eine Bedeutung zu geben, dabei geht es dir nur darum, über andere zu herrschen.«
    »Und worum geht es dir?«, hatte Myriam geschrien. »Dir geht es doch wie allen Männern nur um einen guten Fick mit einer Frau, die zehn Jahre jünger ist.«
    Das war das Schlimmste. Sie hatte die Sprache der Angeklagten übernommen. Sie schrie wie die Leute in den Gerichtsshows. Aber das Leben war keine Gerichtsshow. Das Leben bestand aus einer Aneinanderreihung von Straftaten, für die es keine Gesetze gab. Zum Beispiel, dass Oliver Winkler seine Frau verachtete.
    Er war ins Bad gegangen, um sich das Gesicht gründlich zu waschen.
    Denise blieb verschwunden.
    Carl Winkler starrte bereits seit zwanzig Minuten schweigend zum Fenster hinaus.
    Im Flur ließ sich Myriam von den beiden Beamten über die Anrufer informieren. Es waren immer dieselben Leute: Verwandte, Freunde, Mitarbeiter und natürlich die Presse.
    »Wir haben das Telefon jetzt leiser gestellt«, meinte der ältere von beiden, der aussah, als wäre er Reservist und infolge einer allgemeinen Mobilmachung aus seinem wohlverdienten Ruhestand zurückgerufen worden. »Kein Grund, Frau Winkler unnötig aufzuschrecken.«
    »Wie ist Ihr Name?«
    »Glaser«, antwortete er.
    »Sie gehören zum Team von Fuchs.« Myriam reichte ihm die Hand. »Ich habe bereits von Ihnen gehört.«
    »Vermutlich nichts Gutes«, antwortete er.
    »Wir machen den Job nicht, weil wir heilig gesprochen werden wollen.«
    Er nickte als Antwort, und sie ging in die Küche, wo sie auf Liebler traf, der an der geöffneten Terrassentür lehnte und rauchte. Er schien über irgendetwas nachzudenken.
    »Was geht hier eigentlich vor?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wir wären nicht hier, wenn wir es wüssten.«
    Sie nahm ein Glas aus dem Schrank und goss Wasser ein.
    »Übrigens, Jost will die Pressekonferenz verschieben«, sagte Liebler.
    »Warum? Er gehört zur Spezies der Piranhas. Er stürzt sich gnadenlos auf alles. Er frisst schlechte Nachrichten, um sie sofort wieder halbverdaut auszuspucken.«
    »Ausspucken? Ich wusste nicht, dass Piranhas das machen.«
    »Egal, aber kaum fließt Blut, sind sie da. Wie Jost. Welche Begründung hatte er?«
    »Terminliche Schwierigkeiten.« Liebler betonte
terminlich.
    »In so einer Sache kennt der Piranha keine anderen Termine.
    Da gibt es nur fressen, bevor man selbst gefressen wird. Er führt also etwas im Schilde. Warum sollte ausgerechnet die Presse uns Spielraum verschaffen? Das macht mich nervös. Ob der Entführer wieder bei ihm angerufen hat?«
    »Das Telefon wird überwacht.«
    »Eigentlich sollten wir auf Jost keine Rücksicht nehmen.«
    »Er hatte als Einziger Kontakt zu dem Entführer.« Liebler wandte den

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