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Wintermörder - Roman

Titel: Wintermörder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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aber klang wenigstens wie ein Fluch.
    Myriam trug bereits den Mantel, als sie schnell noch den Fernseher anschaltete. Auch hier Hans Frank, verurteilt zum Tode durch den Strang wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
    Der Name Winkler wurde immer wieder geschickt eingeflochten. Der Begriff Kriegsgewinnler fiel. Doch wusste die Presse nicht mehr als sie. Die Medien hatten dieselben Fragen und dieselben Antworten: nämlich keine.
    Sarah rief an, als sie gerade auf dem Weg war. Offenbar hatte sie heute Morgen die Zeitung gelesen, denn in ihrer Stimme lag ungewohnte Zurückhaltung.
    »Ab morgen«, meinte ihre Schwester zuversichtlich, »sind wir unsere Sorgen los. Er wird sich an die Frau gewöhnen. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, hat nur Gutes von polnischen Pflegekräften berichtet. Sie sind fleißig, sauber, anspruchslos.«
    So wie Sarah es sagte, klang es wie die Beschreibung einer Hunderasse. Der polnische Hütehund — gutmütig, kinderlieb und gehorsam. Myriam wünschte sich, es gäbe eine andere Lösung.
    Doch sie hatte keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Frederik war die zweite Nacht verschwunden. Und noch immer hatten sie nicht die geringste Spur.
    Im Gericht angekommen, sah sie, dass Henri Liebler bereits vor ihrem Büro wartete. Als die Ledersohlen ihrer Stiefel auf dem Parkett klackten, drehte er sich um und lächelte ihr entgegen. Er folgte ihr ins Büro. So etwas wie Wärme schwebte durch ihren Körper. Kaum spürbar.
    »Ich habe heute früh gleich in Krakau angerufen«, sagte er, die Schultern hochgezogen, die Hände tief in den Taschen der schwarzen Lederjacke vergraben.
    Myriam zog den Mantel aus und hängte ihn über die Heizung.
    »Haben Sie jemanden erreicht?«
    »Ja.« Er reichte ihr mehrere Blätter eines Faxes. »Das Feuer ist eine Stunde bevor die Einweihungsfeier beginnen sollte, ausgebrochen. Eine Plastikfolie wurde durch Benzin in Brand gesetzt.«
    Sie deutete auf einen Stuhl: »Setzen Sie sich doch. Gab es Verletzte?«
    Er nahm Platz. »Offenbar nicht.«
    Sie überflog kurz den Bericht, der vorsintflutlich mit Schreibmaschine geschrieben worden war. Sie konnte ihn kaum entziffern. »War das Projekt umstritten?«
    »Dem Bericht ist zu entnehmen, dass das Zentrum ursprünglich mitten in Kazimierz geplant worden war. Das ist das ehemalige jüdische Viertel.«
    »Ich weiß«, nickte Myriam. »Schindlers Liste wurde dort gedreht.«
    »Genau.«
    »Woher haben Sie Ihre Informationen?«
    »Der Kollege aus Krakau hat sie mir geschickt.«
    »Matecki?«
    »Ja. Sein Büro liegt in Kazimierz. Es ist sein Bezirk.«
    »Was war vorher dort?«, fragte Myriam.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was befand sich vorher an der Stelle? Gab es dort schon ein Kaufhaus? War der Platz leer?«
    »Matecki meinte, dass ganze Häuserzeilen abgerissen werden mussten.«
    »Im ehemaligen jüdischen Viertel? Und dagegen hat niemand protestiert?«
    »Keine Ahnung.«
    »Fragen Sie Matecki danach.«
    »Okay.«
    Eine Weile schwiegen beide. Eine Stille, die Myriam nicht peinlich war. Im Gegenteil.
    »Der Kreis der Verdächtigen wird immer größer anstatt kleiner«, bemerkte sie nach einigen Sekunden.
    »Definitiv!«
    Wieder Schweigen.
    »Kümmern Sie sich um die Versicherungsunterlagen, die Denise in der Firma nicht finden konnte?«
    Er nickte mehrfach, wobei sie seinen Gesichtsausdruck nicht interpretieren konnte. »Sie wissen, dass das die Aufgabe der Spurensicherung gewesen wäre! Sie hätten das Büro versiegeln lassen müssen.«
    »Schicken Sie die Spurensicherung heute hin.«
    »Okay, Frau Staatsanwältin.«
    »Sparen Sie sich Ihren Spott.«
    Er erhob sich, stand neben ihrem Schreibtisch und machte den Eindruck, als wolle er etwas sagen.
    »Ist noch etwas?«
    »Wir treffen uns in einer Stunde im Präsidium. Der Bericht des Experten ist fertig.«
    »Welches Experten?«
    »Den Sie berufen haben.«
    »Ich?«
    »Ja, Sie. Der Schweizer.«
    »Welcher Schweizer?«
    »Wegen des Gutachtens zu der Schreibmaschine.«
    Er reichte ihr ein Blatt, das ihre Unterschrift trug und das sie bereits vergessen hatte. Sie legte es beiseite, ohne einen Blick darauf zu werfen.
    »Noch eine Spur. Noch ein Gutachten. Das führt zu nichts. Wir müssen endlich jemanden finden, für den es einen Grund gibt, sich an den Winklers zu rächen. Da interessiert es mich nicht, auf welcher Schreibmaschine der Entführer seine Nachricht geschrieben hat.«
    »Hej«, sagte Liebler, »es ist nie so, dass es nur eine Spur gibt. Sie wissen doch, viele Wege

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