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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Sie nahm ihn, schlüpfte aus dem Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu. Auf dem Korridor zog sie den Bademantel an und band den Gürtel zu. Obwohl sie eigentlich nach unten gehen, eine Kanne Kaffee kochen und lesen wollte, wandte sie sich statt dessen zu Tobys Zimmer am Ende des Ganges. So sehr sie sich auch bemühte, sie kam nicht gegen die Furcht an, die der Alptraum ausgelöst hatte, und ihre Besorgnis konzentrierte sich nun auf ihren Sohn. Die Tür von Tobys Zimmer stand einen Spalt offen, und der Raum war nicht völlig dunkel. Seit sie auf die Ranch gezogen waren, hatte er sich wieder angewöhnt, bei gedämpftem Licht zu schlafen. Heather und Jack hatte dieser Verlust an Selbstvertrauen überrascht, aber nicht unbedingt mit Besorgnis erfüllt. Sie gingen davon aus, daß er die Dunkelheit wieder dem roten Leuchten der schwachen Lampe, die sie in eine Steckdose über dem Boden gestöpselt hatten, vorziehen würde, sobald er sich erst an die neue Umgebung gewähnt hatte. Toby steckte bis zum Hals unter der Bettdecke; nur der Kopf auf dem Kissen war von ihm zu sehen. Sein Atem ging so flach, daß Heather sich hinabbeugen mußte, um ihn zu hören. Nichts in dem Zimmer war anders, als es sein sollte, aber sie verharrte trotzdem einen Augenblick bei ihrem Sohn. Irgend etwas machte ihr Sorgen. Als Heather sich schließlich zögernd zur geöffneten Zimmertür umdrehte, hörte sie ein leises Kratzen, das sie innehalten ließ. Sie kehrte zum Bett zurück. Toby war nicht erwacht und hatte sich auch nicht bewegt. Doch noch während sie ihren Sohn betrachtete, wurde ihr klar, daß das Geräusch von der Hintertreppe gekommen war. Es war das heimliche, verstohlene Scharren von einem harten Gegenstand gewesen, vielleicht einem Stiefelabsatz, der über eine hölzerne Stufe gezogen wurde - die Luft unter jeder Treppenstufe verlieh dem Geräusch eine entschieden hohle Beschaffenheit. Heather wurde augenblicklich von derselben Beunruhigung erfaßt, die sie an jenem Montag gespürt hatte, da sie Paul Youngblood und Toby die Wendeltreppe hinab gefolgt war. Die paranoide Überzeugung, daß irgend jemand - irgend etwas? - hinter der nächsten Biegung wartete. Oder über ihnen hinwegstieg. Ein Feind, der von einer einzigartigen Wut besessen und zu extremer Gewalt fähig war. Heather starrte die geschlossene Tür am Kopf dieser Treppe an. Sie war weiß gestrichen, reflektierte aber den roten Schein der Nachtlampe und schimmerte beinahe wie ein Portal aus Feuer. Heather wartete auf ein weiteres Geräusch. Toby seufzte im Schlaf. Nur ein Seufzen. Sonst nichts. Alles war ruhig. Heather sagte sich, daß sie sich vielleicht geirrt, ein harmloses Geräusch von draußen gehört vielleicht einen Nachtvogel, der sich mit raschelndem Gefieder und dem Scharren von Klauen auf den Schindeln des Dachs niedergelassen hatte - und dieses Geräusch irrtümlich auf die Treppe verlagert hatte. Der Alptraum hatte sie nervös gemacht. Ihre Wahrnehmungen mochten nicht mehr ganz vertrauenswürdig sein. Sie hoffte, daß sie sich geirrt hatte.
    Knarr-knarr.
    Diesmal gab es keinen Zweifel. Dieses Geräusch war zwar leiser als das erste, war aber eindeutig hinter der Tür zur Hintertreppe erklungen. Heather fiel ein, daß ein paar der hölzernen Stufen geknarrt hatten, als sie sie am Montag hinabgestiegen waren, und daß sie geradezu geächzt und geklagt hatten, als sie sie am Mittwoch geputzt hatte. Sie wollte Toby aus dem Bett reißen, ihn aus dem Zimmer bringen, schnell zum Elternschlafzimmer laufen und Jack wecken. Doch sie war noch nie in ihrem Leben vor etwas davongelaufen. Während der Krise der letzten acht Monate hatte sie beträchtliches Selbstvertrauen entwickelt. Obwohl sie auf dem Nacken eine Gänsehaut hatte, als würden haarige Spinnen darüber krabbeln, errötete sie tatsächlich, als sie sich vorstellte, sie würde wie die ängstliche Maid aus einem schlechten Roman fliehen, halb verrückt vor Angst, obwohl sie nichts Bedrohlicheres als ein seltsames Geräusch wahrgenommen hatte. Statt dessen ging sie zu der Tür. Der Sicherheitsriegel lag vor. Sie drückte das linke Ohr gegen den Spalt zwischen Tür und Pfosten. Ein schwacher Zug kalter Luft sickerte von der anderen Seite durch, doch sie nahm kein Geräusch wahr. Als sie lauschte, stellte sie sich vor, däß der Eindringling auf der obersten Treppenstufe stand, direkt hinter der Tür, nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt. Sie konnte ihn sich genau vorstellen, eine dunkle und fremde

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