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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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seinem Herzen einen solchen Schlag hätte versetzen können? Wie bizarr müßte ein Tier sich benehmen - welche Bedrohung müßte es darstellen -, daß Fernandez sich in einen Herzanfall hineinsteigert?«
    »Das ist des Pudels Kern«, sagte der Anwalt und trank sein Glas ebenfalls aus. »Es ergibt einfach keinen Sinn.«
    »Anscheinend liegt hier ein kleines Geheimnis vor.«
    »Was für ein Glück, daß Sie Detective waren.«
    »War ich nicht. Ich bin Streife gefahren.«
    »Na ja, jetzt haben die Umstände Ihnen zu einer Beförderung verholfen.« Paul erhob sich von seiner Schreibtischecke.
    »Hören Sie, Sie müssen sich bestimmt keine Sorgen machen. Wir wissen, daß diese Waschbären an keiner Krankheit litten. Und es gibt bestimmt eine logische Erklärung dafür, was Ed mit diesem Gewehr vorhatte. Das ist eine friedliche Gegend. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß da draußen irgendeine Gefahr lauert.«
    »Sie haben wahrscheinlich recht«, pflichtete Jack ihm bei.
    »Ich habe die Sache nur zur Sprache gebracht, weil...»Na ja, sie kommt mir komisch vor. Ich dachte nur, wenn Sie irgend etwas Ungewöhnliches sehen, sollten Sie es nicht einfach abtun. Rufen Sie Travis an. Oder mich.«
    Jack stellte das leere Glas auf den Schreibtisch neben Pauls.
    »Das werde ich. Mittlerweile...Ich wüßte es zu schätzen, wenn Sie Heather nichts davon erzählten. Wir haben in L. A. ein wirklich schlimmes Jahr gehabt. Das ist in vielerlei Hinsicht ein neuer Anfang für uns, und ich möchte nicht, daß ein Schatten darauf fällt. Wir sind etwas nervös. Wir müssen darüber hinwegkommen, müssen positiv denken.«
    »Deshalb habe ich ja diesen Augenblick ausgewählt, um es Ihnen zu sagen.«
    »Danke, Paul.«
    »Und machen Sie sich auch keine Sorgen darüber.«
    »Werde ich nicht.«
    »Denn es steckt bestimmt nichts dahinter. Nur eins der vielen kleinen Geheimnisse des Lebens. Leute, die neu in dieser Gegend sind, kriegen manchmal das große Zittern, weil das Land so weit und wild ist. Ich wollte Ihnen keine Angst einjagen.«
    »Machen Sie sich da mal keine Sorgen«, beruhigte Jack ihn.
    »Nachdem man mit ein paar der Verrückten, die in L. A. rumlaufen, Kugelbillard gespielt hat, kann ein Waschbär einem nicht die Stimmung verderben.«

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    Während ihrer ersten vier Tage auf der Quartermass-Ranch - von Dienstag bis Freitag - putzten Heather, Jack und Toby das Haus von oben bis unten. Sie rieben die Wände und das Holzwerk ab, gingen mit dem Staubsauger über die Teppiche und die Polstermöbel, spülten das gesamte Geschirr und sämtliche Haushaltsgeräte, tauschten das Auslegepapier in den Küchenschränken aus, schenkten Eduardos Kleider einer Kirche in der Stadt, die sie an die Bedürftigen verteilte, und richteten sich ganz allgemein häuslich ein. Sie wollten Toby erst in der folgenden Woche in der Schule anmelden, damit er Zeit hatte, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Er hatte seine helle Freude daran, spielen zu können, während andere Jungs seines Alters in Klassenzimmern gefangen waren. Am Mittwoch traf die Umzugsspedition mit der kleinen Lieferung aus Los Angeles ein: der Rest ihrer Kleidung, ihre Bücher, Heathers Computer mitsamt Zubehör, Tobys Spielzeug und die anderen Gegenstände, die sie nicht hatten verkaufen oder verschenken wollen. Da sie nun viele ihrer vertrauten Besitztümer hatten, fühlten sie sich schon recht heimisch in Montana.
    Obwohl die Tage im Lauf der Woche immer kühler und bewölkter wurden, blieb Heathers Stimmung gut und fröhlich. Angstanfälle wie Heather sie am Montagabend während der Besichtigung erlebt hatte, blieben ihr in der Folge erspart. Von einem Tag zum anderen verblich diese paranoide Episode immer mehr aus ihren Gedanken. Sie wischte Spinnweben weg und legte auf der Hintertreppe Fliegenfänger aus, putzte die Wendeltreppe mit scharfem Ammoniakwasser und beseitigte den schwachen Geruch von Moder und Verfall. Sie wurde nicht mehr von unheimlichen Gefühlen überwältigt und konnte kaum glauben, daß sie eine abergläubische Furcht vor der Treppe empfunden hatte, als sie diese zum erstenmal hinter Paul und Toby hinabgestiegen war. Von einigen Fenstern im Obergeschoß aus konnte sie den Friedhof auf dem Grashügel sehen. Er kam ihr nicht mehr makaber vor; zu deutlich waren ihr Pauls Worte über die Verbundenheit der Rancher mit dem Land, das ihre Familien seit Generationen ernährt hatte, in Erinnerung geblieben. In der gestörten Familie, in der sie

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