Wintermond
haben. Jetzt muß ich dringend ein paar Hausbesuche machen - ein paar kranke Pferde, um die ich mich kümmern muß, eine Kuh mit einem entzündeten Huf. Bei dem bevorstehenden Sturm will ich so schnell wie möglich wieder zu Hause sein.« Er sah auf seine Uhr. »Fast schon vier.«
»Fünfundzwanzig Zentimeter Schnee, haben wir gehört.«
»Da kennen Sie die neuesten Nachrichten noch nicht. Der erste Sturm ist stärker geworden, und der zweite ist nicht mehr einen Tag hinter ihm, sondern nur noch ein paar Stunden. Insgesamt werden wohl sechzig Zentimeter fallen.«
Heather war froh, daß sie heute morgen einkaufen gefahren waren und ihre Vorräte aufgefüllt hatten.
»Aber wie dem auch sei«, sagte Travis und zeigte auf den Hund, »wegen diesem Burschen bin ich vorbeigekommen.« Er folgte Toby zu dem Kombi. Jack legte einen Arm um Heather, um sie zu wärmen, und sie traten hinter den Jungen. Travis legte zwei Finger auf die Scheibe, und der Hund leckte begeistert die andere Seite des Glases, winselte und wedelte noch heftiger als zuvor mit dem Schwanz. »Ein gutmütiger Bursche. Nicht wahr, Falstaff? Er heißt Falstaff.«
»Wirklich?« sagte Heather.
»Nicht unbedingt ein passender Name, was? Aber er ist zwei Jahr alt und hat sich daran gewöhnt. Paul Youngblood hat mir gesagt, daß Sie genau so ein Tier wie Falstaff suchen.«
Toby schnappte nach Luft und sah Travis an.
»Wenn du deinen Mund so weit aufreißt«, warnte Travis ihn, »wird irgendein Tier reinfliegen und sich ein Nest bauen.« Er lächelte Heather und Jack zu. »So was in der Art hatten Sie doch im Sinn?«
»Ganz genau so was«, sagte Jack.
»Aber wir wollten eigentlich einen Welpen haben...«, sagte Heather.
»Mit Falstaff haben Sie alle Vorzüge eines guten Hundes und müssen sich nicht mit den Kinderkrankheiten herumschlagen. Er ist zwei Jahre alt, ausgewachsen, stubenrein und gut erzogen. Wird nicht auf den Teppich machen oder die Möbel zernagen. Aber er ist noch immer ein junger Hund und hat noch viele Jahre vor sich. Sind Sie interessiert?«
Toby schaute besorgt auf, als wäre es unvorstellbar, daß ihm so etwas Gutes widerfahren könne, ohne daß seine Eltern Einwände erheben könnten oder der Erdboden sich unter ihm auftun und ihn lebendig verschlucken würde.
Heather sah Jack an, und der sagte: »Warum nicht?«
Dann sah sie Travis an und sagte: »Warum nicht?«
»Ja!« Toby machte aus dem Wort einen Ausdruck explosiver Freude.
Sie gingen zum Heck des Wagens, und Travis öffnete die Ladeklappe. Falstaff sprang hinaus, schnüffelte augenblicklich aufgeregt an ihren Füßen, umkreiste sie zuerst in der einen und dann der anderen Richtung, schlug mit dem Schwanz gegen ihre Beine und leckte überglücklich ihre Hände, als sie ihn streicheln wollten. Er schien nur aus Fell und warmer Zunge und kalter Nase und herzerweichenden braunen Augen zu bestehen. Nachdem er sich beruhigt hatte, nahm er vor Toby Platz und hielt ihm seine Pfote hin.
»Er gibt sogar Pfötchen!« jubelte der Junge, ergriff die Pfote und schüttelte sie heftig.
»Er hat jede Menge Tricks drauf«, sagte Travis.
»Woher kommt er?« fragte Jack.
»Von einem Ehepaar hier aus der Stadt, Leona und Harry Seaquist. Sie hatten ihr ganzes leben lang Golden Retriever. Falstaff hier war ihr letztes Tier.«
»Er ist viel zu schön, als daß man ihn einfach weggeben würde.«
Travis nickte. »Ein trauriger Fall. Vor einem Jahr bekam Leona Krebs und war nach drei Monaten tot. Und vor ein paar Wochen hatte Harry einen Schlaganfall. Sein linker Arm blieb gelähmt, er kann nur noch undeutlich sprechen, und sein Gedächtnis hat stark nachgelassen. Er mußte nach Denver ziehen und wohnt jetzt bei seinem Sohn, aber sie wollten keine Hunde haben. Hany hat wie ein Baby geweint, als er sich von Falstaff verabschieden mußte. Ich habe ihm versprochen, daß ich ein gutes Zuhause für den Burschen finde.«
Toby kniete nieder und schlang die Anne um den Hals des Retrievers, und das Tier leckte ihm das Gesicht. »Wir geben ihm das beste Zuhause, das ein Hund je gehabt hat, nicht wahr, Mom, nicht wahr, Dad?«
»Wie nett von Paul Youngblood«, sagte Heather zu Travis, »Sie wegen uns anzurufen.«
»Tja, er hat mitbekommen, daß Ihr Junge einen Hund haben möchte. Und das hier ist nicht die große Stadt, wo jeder nur dem Geld hinterherhetzt. Wir haben hier jede Menge Zeit, um uns in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen.« Er hatte ein breites, einnehmendes Lächeln.
Die kühle Brise
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