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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Steckers drangen weiterhin die hypnotisierenden Tonwellen aus dem Gerät.
    Entsetzt und fassungslos starrte sie das Radio an. Toby war immer noch in Trance und sprach mit der unsichtbaren Wesenheit, wie er mit einem eingebildeten Freund gesprochen hätte. »Kann ich? Hm...Kann ich...wirst du? Wirklich?«
    Das verdammte Ding war unbarmherziger als die Drogenhändler in der Stadt, die die Kinder an Schulhöfen, Straßenecken, in Spielhallen, vor Kinos oder in den Einkaufszentren anblickten, überall, wo sie ein Opfer finden konnten, unermüdlich, so schwer auszurotten wie Läuse.
    Batterien. Natürlich. Das Radio verfügte auch noch über einen Satz Batterien.
    »Vielleicht...vielleicht...«
    Sie legte die Uzi auf den Tisch, griff nach dem Radio, öffnete de Plastikverschalung auf der Hinterseite und riß die beiden aufladbaren Batterien heraus. Sie warf sie in die Spüle, wo sie klapperten wie Würfel auf dem Boden eines Knobelbechers. Der Schwanengesang des Radios war verstummt, bevor Toby eingewilligt hatte; also ging diese Runde an Heather. Tobys geistige Freiheit hatte auf dem Spiel gestanden, doch sie hatte eine Sieben geworfen und den Einsatz gewonnen. Er war für den Augenblick in Sicherheit.
    »Toby? Toby, sieh mich an.«
    Er gehorchte. Er schwankte nicht mehr, seine Augen waren klar, und er schien in die Wirklichkeit zurückgefunden zu haben. Falstaff bellte, und Heather dachte, der Lärm habe ihn aufgeregt, oder vielleicht die starke Furcht, die er in ihr wahrgenommen hatte, doch dann sah sie, daß seine Aufmerksamkeit sich auf das Fenster über der Spüle richtete. Er stieß ein hartes, böses, warnendes Bellen aus, das einen Feind vertreiben sollte. Sie drehte sich gerade noch rechtzeitig um, so daß sie etwas auf der Veranda ausmachte, was vom Fenster wegschlüpfte. Es war dunkel und groß. Sie hatte es nur aus den Augenwinkeln gesehen, und es war zu schnell verschwunden, als daß sie es hätte erkennen können. Etwas rüttelte an der Türklinke. Das Radio war nur eine Ablenkung gewesen. Als Heather die Mikro Uzi von der Arbeitsfläche nahm, stürmte der Retriever an ihr vorbei und baute sich vor den Töpfen und Pfannen und Tellern auf, die sie vor der Hintertür aufgestapelt hatten. Er bellte die Messingklinke wütend an, die sich schnell auf und ab bewegte, auf und ab. Heather packte Toby an der Schulter und zog ihn zur Dielentür. »In die Diele, aber bleib dicht hinter mir – schnell!«
    Die Streichhölzer befanden sich bereits in ihrer Jackentasche. Sie legte die Hand um den Griff des nächsten Zwanzigliterbenzinbehälters. Sie konnte nur einen Kanister ergreifen, da sie die Uzi nicht beiseite legen wollte. Falstaff gebärdete sich wie verrückt, knurrte so heftig, daß Speichel von seinen Lefzen flog. Die Haare auf seinem Nacken sträubten sich, er hatte den Schwanz angelegt und stand geduckt und straff da, als wolle er die Tür anspringen, bevor das Ding draußen überhaupt hindurchgekommen war. Das Schloß öffnete sich mit einem lauten Klicken. Der Eindringling hatte einen Schlüssel. Oder brauchte er vielleicht gar keinen? Heather erinnerte sich daran, wie das Radio von allein angesprungen war. Sie wich bis zur Schwelle zwischen Küche und Diele zurück. Reflexionen des Lichts der Lampe funkelten auf der Klinge, als sie langsam hinabgedrückt wurde. Sie stellte den Benzinbehälter auf den Boden und hielt die Uzi mit beiden Händen fest. »Falstaff, komm her! Falstaff!«
    Als die Tür aufgeschoben wurde, schwankte der Geschirrturm. Der Hund wich zurück, nachdem sie ihn noch mehrmals gerufen hatte.
    Ihre >Alarrnanlage schwankte stärker, kippte um und brach in sich zusammen: Töpfe, Pfannen und Geschirr schepperten über den Küchenboden, Gabeln und Messer schlugen wie Glocken gegeneinander, und Gläser zerbrachen. Der Hund lief zu Heather, bellte aber weiterhin, fletschte die Zähne und schaute wütend zur Tür. Heather hielt die Uzi fest in beiden Händen, hatte den Sicherungshebel zurückgeschoben und einen Finger leicht auf den Abzug gelegt. Was, wenn die Waffe Ladehemmung hatte? Denk nicht daran; sie würde nicht klemmen. Sie hatte traumhaft funktioniert, als Heather sie vor einigen Monaten in einem Canon in einer abgelegenen Gegend oberhalb von Malibu ausprobiert hatte. automatisches Feuer, das an den Wänden dieses schmalen Engpasses hallte, leere Patronenhülsen, die durch die Luft flogen, zerfetzte Dornenbüsche, der Geruch von heißem Messing und verbranntem Pulver, Kugeln, die

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