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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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mit dem köstlichen Duft der Kuchen erfüllt, die sich schon im Ofen befanden. Als Heather sachte Almas Schulter berührte, sah die Frau von dem Kuchenteig auf, und ihre Augen waren so leer wie die einer Schaufensterpuppe. Dann blinzelte sie und wischte sich die mehlbedeckten Hände an der Schürze ab. »Heather, du hättest nicht kommen müssen - du hättest bei Jack bleiben sollen.«
    Sie umarmten sich. »Ich wünschte, ich könnte etwas tun, Alma«, sagte Heather.
    »Ich auch, Mädchen, ich auch.«
    Als sie sich voneinander lösten, sagte Heather: »Was hat das ganze Backen zu bedeuten?«
    »Morgen nachmittag ist die Beerdigung. Keine Verzögerung. Ich will das Schwierigste hinter mich bringen. Nach dem Gottesdienst werden jede Menge Verwandte und Freunde kommen, und ich muß ihnen doch etwas zu essen vorsetzen.«
    »Das können doch andere erledigen.«
    »Mir ist es lieber, wenn ich ihnen helfe«, sagte Alma. »Was soll ich sonst machen? Dasitzen und nachdenken? Ich will einfach nicht nachdenken. Wenn ich mich nicht beschäftige und meine Gedanken nicht ablenke, drehe ich völlig durch. Weißt du, was ich meine?«
    Heather nickte. »Ja. Ich weiß es.«
    »Es heißt«, sagte Alma, »daß Jack lange im Krankenhaus und dann in der Reha-Klinik sein wird, vielleicht monatelang. Du und Toby, ihr werdet viel allein sein. Bist du darauf vorbereitet?«
    »Wir werden ihn jeden Tag besuchen. Wir stehen die Sache gemeinsam durch.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Na ja, ich weiß, ich werde allein dastehen, aber...«
    »Das habe ich auch nicht gemeint. Komm, ich will dir etwas zeigen.«
    Heather folgte Alma ins Schlafzimmer, und Alma schloß die Tür. »Luther hat immer befürchtet, ich könnte allein dastehen, falls ihm etwas zustößt, und deshalb hat er dafür gesorgt, daß ich auf mich aufpassen kann.«
    Heather hockte sich auf ein Bänkchen vor einem Toilettentisch und beobachtete erstaunt, wie Alma eine Vielzahl von Waffen aus ihren Verstecken holte. Unter dem Bett hatte sie eine Schrotflinte mit Pistolengriff verborgen. »Das ist die beste Verteidigungswaffe, die es gibt. Hat genug Durchschlagskraft, um ein Arschloch umzupusten, das sich mit PCP vollgeknallt hat und für Superman hält. Du mußt nicht mal genau zielen, halte einfach drauf und zieh den Abzug durch, die Streuladung wird ihn schon erwischen.« Sie legte das Schrotgewehr auf die Chenille-Steppdecke. Aus einem Schrank holte Alma ein schweres, gefährlich aussehendes Gewehr mit Zielfernrohr und großem Magazin.
    »Ein Sturmgewehr, Heckler und Koch HK91«, sagte sie. »Die kann man in Kalifornien nicht mehr so einfach kaufen.« Sie legte es neben der Schrotflinte auf das Bett.
    Sie öffnete eine Nachttischschublade und holte eine große Handfeuerwaffe heraus. »Eine Browning Neun-Millimeter-Halbautomatik. In dem anderen Nachttisch liegt auch eine.«
    »Mein Gott«, sagte Heather, »du hast ja ein ganzes Arsenal.«
    »Lediglich verschiedene Waffen für verschiedene Zwecke.«
    Alma Bryson war einsfünfundsiebzig groß, aber keineswegs eine Amazone. Sie war attraktiv, gertenschlank, hatte feine Gesichtszüge, einen Schwanenhals und Handgelenke, die fast so dünn und zerbrechlich waren wie die einer Zehnjährigen. Ihre schlanken, grazilen Hände schienen nicht imstande zu sein, auch nur mit einer der schweren Waffen umzugehen, die sie soeben präsentiert hatte, doch anscheinend kannte sie sich mit allen aus. Heather erhob sich von der Bank. »Ich verstehe ja, daß man zum Schutz eine Pistole hat, vielleicht sogar eine Schrotflinte. Aber ein Sturmgewehr?«
    Alma betrachtete die Heckler & Koch. »So zielsicher, daß man auf hundert Meter drei Schuß in ein Feld von einem bis zwei Zentimeter Durchmesser abgeben kann. Schießt NATO-Munition vom Kaliber 7,62 ab, die so durchschlagskräftig ist, daß sie einen Baum, eine Ziegelmauer oder ein Auto durchschlägt und trotzdem den Burschen erledigt, der sich dahinter versteckt. Sehr zuverlässig. Du kannst Hunderte von Schüssen abfeuern, bis das Ding fast zu heiß zum Anfassen ist, aber es klemmt trotzdem nicht. Ich bin der Ansicht, du solltest auch eins haben, Heather. Du solltest bereit sein.«
    Heather kam sich vor, als sei sie dem weißen Kaninchen durch seinen Bau in eine seltsame, dunkle Welt gefolgt. »Bereit wofür?«
    Almas sanftes Gesicht wurde härter, und ihre Stimme war vor Wut verzerrt. »Luther hat es schon vor Jahren kommen sehen. Er hat gesagt, die Politiker würden tausend Jahre der Zivilisation

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