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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Heather.«
    »Ich liebe dich«, sagte sie, »mehr als das Leben.«
    Wärme stieg in ihren Augen empor, aber sie war entschlossen, vor ihm nicht zu weinen. Positives Denken. Nie den Mut verlieren. Seine Lider flatterten. »Ich bin so müde«, sagte er.
    »Wovon denn?«
    Er lächelte erneut. »Ein schwerer Arbeitstag.«
    »Ach was? Ich dachte, ihr Cops sitzt den ganzen Tag nur in Imbißbuden rum, schlagt euch den Wanst voll und kassiert Schutzgeld von Drogenhändlern.«
    »Manchmal verprügeln wir auch unschuldige Bürger.«
    »Na ja, das kann ziemlich ermüdend sein.«
    Seine Augen hatten sich geschlossen. Sie strich weiterhin über sein Haar. Seine Hände waren noch immer unter den Ärmeln der Zwangsjacke verborgen, und sie wollte gerade die verzweifelt berühren.
    Plötzlich riß er die Augen auf. »Luther ist tot?« fragte er. Sie zögerte. »ja.«
    »Hab' ich mir gedacht, aber...ich hatte gehofft...«
    »Du hast die Frau gerettet, Mrs. Arkadian.«
    »Immerhin etwas.«
    Seine Lider flatterten wieder und fielen zu, und sie sagte: »Du ruhst dich jetzt lieber aus, Schatz.«
    »Hast du Alma schon besucht?«
    Er meinte Alma Bryson, Luthers Frau.
    »Noch nicht, Liebling. Ich kam nicht hier weg, verstehst du?«
    »Besuche sie«, flüsterte er.
    »Werde ich.«
    »Jetzt. Mir geht es gut. Aber sie...braucht dich.«
    »In Ordnung.«
    »So müde«, sagte er und schlief wieder ein.
    Als Heather ihren Mann für diesen Abend allein ließ, befanden sich drei Besucher im Warteraum der Intensivstation - zwei uniformierte Beamte, deren Namen sie nicht kannte, und Gina Tendero, die Frau eines weiteren Polizisten. Sie nahmen begeistert zur Kenntnis, daß Jack zu sich gekommen war, und Heather wußte, daß sie die Nachricht in der Abteilung verbreiten würden. Im Gegensatz zu den Ärzten verstanden sie es, als sie sich verdrossen weigerte, über die Lähmung und die Behandlung zu sprechen, die erforderlich war, um sie zu überwinden.
    »Kann mich jemand nach Hause fahren?« fragte Heather.
    »Damit ich meinen Wagen holen und Alma Bryson besuchen kann?«
    »Ich fahre dich zuerst zu Alma und dann nach Hause«, sagte Gina. »Ich will sie ebenfalls besuchen.«
    Gina Tendero war eine der auffälligsten Ehefrauen in der Abteilung und vielleicht von der gesamten Polizei von Los Angeles. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt, sah aber aus wie vierzehn. An diesem Abend trug sie Schuhe mit über zehn Zentimeter hohen Absätzen, enge schwarze Lederhosen, einen roten Pulli, eine schwarze Lederjacke, ein riesiges silbernes Medaillon mit einem bunten Emailleporträt von Elvis in der Mitte und diverse Ohrringe mit jeweils mehreren anhängenden Reifen, die dermaßen ineinander verschachtelt waren, daß es sich um Variationen jener Puzzles hätte handeln können, die angeblich für die Entspannung gestreßter Geschäftsleute sorgten. Ihre Fingernägel waren mit einem grellen, purpurnen Neonton lackiert, eine Schattierung, die sich auch - wenn auch etwas dezenter - in ihrem Lidschatten wiederfand. Ihr pechschwarzes Haar war eine üppige Lockenmasse, die bis auf ihre Schultern fiel; es sah aus wie eine Perücke von Dolly Parton, war aber hundertprozentig ihr eigenes. Obwohl sie ohne Schuhe keine einssechzig groß war und gerade mal fünfzig Kilo wog, schien Gina stets größer als alle anderen in ihrer Umgebung zu sein. Als sie mit Heather durch die Krankenhauskorridore ging, waren ihre Schritte lauter als die eines doppelt so großen Mannes, und einige Schwestern drehten sich mit mißbilligendem Stirnrunzeln zu dem Tock-tock-tock ihrer hohen Absätze auf dem gekachelten Boden um.
    »Bist du in Ordnung, Heth?« fragte Gina, als sie zu dem vierstöckigen Parkhaus gingen, das der Klinik angeschlossen war.
    »Ja.«
    »Nein, im Ernst.«
    »Ich stehe es schon durch.«
    Am Ende eines Korridors gingen sie durch eine grüne Metalltür in das Parkhaus. Hier waren sie von kaltem, nacktem, grauem Beton und niedrigen Decken umgeben. Ein Drittel der Leuchtstoffröhren war trotz der Drahtkäfige, die sie schützen sollten, kaputt, und die Schatten zwischen den Wagen boten zahlreiche Stellen, an denen jemand sich verstecken konnte. Gina fischte eine kleine Spraydose aus ihrer Handtasche und legte den Zeigefinger auf die Düse, und Heather fragte: »Was ist das?«
    »Pfefferspray. Hast du keins dabei?«
    »Nein.«
    »Was glaubst du, wo du wohnst, Mädchen - im Disneyland?«
    »Vielleicht sollte ich mir so eine chemische Keule kaufen«, sagte Heather, als sie zwischen den

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