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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kinderschändungen, frei herumlaufende Massenmörder, Räuber, die Autobesitzer mit vorgehaltener Waffe zwangen, ihnen ihr Fahrzeug zu überlassen, ökologische Weltuntergangsszenarien, ein junger Drogist, dem man wegen lausigen fünfzig Dollar und dem Wechselgeld in seiner Registrierkasse in den Kopf geschossen hatte, Vergewaltigungen, Messermorde, Strangulationen. Er wußte, daß das moderne Leben aus mehr als nur alledem bestand. Es gab noch Menschen mit gutem Willen, und es gab noch gute Taten. Aber die Medien konzentrierten sich auf den grimmigsten Aspekt eines jeden Themas, und Jack tat es ihnen gleich. Obwohl er versuchte, die Zeitung nicht aufzuschlagen und das Fernsehgerät nicht einzuschalten, zogen ihn die lebhaften Berichte über die neuesten Tragödien an wie die Flasche den Alkoholiker oder den leidenschaftlichen Spieler die Aufregung der Rennbahn. Die Verzweiflung, die diese Nachrichten auslösten, war ein abwärts rasender Fahrstuhl, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Und der Fahrstuhl wurde immer schneller. Als Heather beiläufig erwähnte, daß Toby in einem Monat ins dritte Schuljahr kommen würde, begann Jack, sich Sorgen über den Drogenhandel und die Gewalt zu machen, die so viele Schulen in Los Angeles umgaben. Er entwickelte die Überzeugung, Toby würde ums Leben kommen, wenn es trotz ihrer finanziellen Probleme nicht irgendwie gelingen sollte, genug Geld aufzutreiben, um ihn auf eine Privatschule zu schicken. Die Überzeugung, daß ein früher so sicherer Ort wie ein Klassenzimmer heute so gefährlich wie ein Schlachtfeld war, führte ihn unausweichlich und schnell zu der Schlußfolgerung, daß sein Sohn heutzutage nirgendwo mehr sicher war. Wenn Toby in der Schule ums Leben kommen konnte, dann doch auch auf ihrer Straße, während er vor ihrem eigenen Haus spielte? Jack wurde zu einem übermäßig vorsichtigen Vater, was er nie zuvor gewesen war, und zögerte, den Jungen aus den Augen zu lassen. Am fünften August, zwei Tage vor der geplanten Wiederaufnahme seines Dienstes, war seine Stimmung immer noch auf dem Nullpunkt. Die Vorstellung, sich zum Dienstantritt wieder in der Abteilung zu melden, trieb den Schweiß auf seine Handflächen, wenngleich es noch mindestens einen Monat lang dauern würde, bis er seinen Schreibtischposten aufgeben und wieder Streife fahren würde. Er war der Ansicht, seine Ängste und Depressionen vor jedem verborgen zu haben. In dieser Nacht erfuhr er, daß dem nicht so war. Nachdem er zu Bett gegangen war und die Lampe ausgeschaltet hatte, brachte er den Mut auf, das in die Dunkelheit zu sagen, was er am Tage nicht gesagt hätte, weil es ihm peinlich gewesen wäre: »Ich gehe nicht wieder auf die Straße zurück.«
    »Ich weiß«, sagte Heather, die neben ihm im Bett lag.
    »Ich meine nicht, daß ich nicht sofort wieder zum Streifendienst eingeteilt werde. Nie mehr, meine ich.«
    »Ich weiß, Baby«, sagte sie leise, suchte mit ihrer Hand nach der seinen und ergriff sie.
    »Ist das offensichtlich?« fragte er.
    »Es sind ein paar schlimme Wochen gewesen.«
    »Es tut mir leid.«
    »Du mußt das durchstehen.«
    »Ich dachte, ich würde auf der Straße sein, bis ich in Rente gehe. Etwas anderes habe ich nie gewollt.«
    »Manche Dinge ändern sich eben«, sagte sie.
    »Ich kann es nicht mehr riskieren. Ich habe mein Selbstvertrauen verloren.«
    »Du wirst es schon zurückbekommen.«
    »Vielleicht. «
    »Bestimmt«, beharrte sie. »Aber du wirst trotzdem nicht mehr Streife fahren. Du kannst es nicht mehr. Du hast deine Aufgabe erfüllt, du hast dein Glück so weit ausgereizt, wie man es von einem Polizisten erwarten kann. Soll doch jemand anders die Welt retten.«
    »Ich fühle mich...«
    »Ich weiß.«
    »... leer...«
    »Das wird schon besser werden. Alles wird einmal besser.«
    »...wie ein elender Drückeberger.«
    »Du bist kein Drückeberger.« Sie rutschte näher an ihn heran und legte die Hand auf seine Brust. »Du bist ein guter Mensch, und du bist tapfer - viel zu tapfer, wenn du mich fragst. Hättest du diesen Entschluß nicht getroffen, hätte ich ihn für dich getroffen. So oder so. Ich hätte dich dazu gezwungen, denn es ist sehr wahrscheinlich, daß beim nächstenmal ich Alma Bryson sein werde und die Frau deines Partners zu mir kommen wird, um mich zu trösten und meine Hand zu halten. Verdammt noch mal, das werde ich nicht zulassen. In einem Jahr wurden zwei Partner in deiner Gegenwart erschossen, und seit Januar sind sieben Cops getötet

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