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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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erhöhen“, sagte Jo und klang herausfordernd.
    Ben wusste nicht, worauf Alex’ Vater hinaus wollte, doch es reizte ihn. Er schien ohnehin nicht um das Beenden der Partie herum zu kommen und so ließ er sich gern auf etwas Extravagantes ein.
    „Einverstanden“, erwiderte er schlicht und nickte bestärkend.
    Eigentlich war er sogar froh, sich auf diese Weise von all seinen Gedanken ablenken zu können und erleichtert, dass das Verhältnis zwischen ihm und Jo nicht allzu angekratzt schien. So musste er nicht länger befürchten, vielleicht aus der Villa geschmissen zu werden.
    „Dann lass uns runtergehen!“, forderte Jo den Dunkelhaarigen schließlich auf und ging dabei einen Schritt zur Seite. Er öffnete die Tür und machte eine Geste, mit welcher er Ben den Vortritt gewährte. Ben lächelte dankend und schritt in den Flur. Jo folgte ihm und zog Bens Zimmertür hinter sich zu. Den Flur durchquerten sie schweigend, schritten dann die Treppe hinunter und gingen bis zum Wintergarten. Jo führte Ben an einen kleinen runden Tisch, der sich direkt neben der großen Fensterfront befand, durch die man in den Garten schauen konnte. An dem Tisch standen zwei Stühle. Ben ließ sich auf einem davon nieder und wartete gespannt auf eine weitere Erklärung.
    „Ich werde eben das Schachbrett holen“, sagte Jo und verschwand noch einmal aus dem Wintergarten. Vermutlich befand sich das angefangene Spiel noch dort, wo es begonnen hatte: Im Arbeitszimmer. Ben kratzte sich am Hinterkopf. Er hatte keinen blassen Schimmer, was Jo mit ihm vorhatte. Gedankenverloren blickte er zur Seite in den Garten. Dabei musste er daran denken, dass Alex Sam irgendwo dort begraben hatte. Es war ein unangenehmes Gefühl, das sich bei diesem Gedankenzug durch seinen Körper zog. Er seufzte und blickte verschwommen geradeaus. Es schneite noch immer und durch den Wind hatte sich die Schneedecke im Garten wüstenähnlich verzogen. Der Winter hielt schon wochenlang an und schien kein Ende zu finden. Der Himmel war grau und ließ es recht düster erscheinen. Draußen war eine derart trübe Atmosphäre, dass man augenblicklich melancholisch wurde, wenn man es zuließ, seine Gefühle dem Wetter anzupassen.
    Plötzlich vernahm Ben ein lautes Räuspern und wurde damit sofort wieder zur Besinnung gebracht. Jo stand mit einem kleinen Tablett neben dem Tisch, auf dem sich außer dem Schachbrett noch eine Flasche Rotwein und zwei Gläser befanden. Ben stand sofort hilfsbereit auf und nahm die einzelnen Gegenstände vom Tablett, um sie auf den Tisch zu stellen.
    „Danke“, sagte Jo daraufhin und lehnte das daraufhin leere Tablett gegen die Glasscheibe.
    Dann nahm er die bereits geöffnete Weinflasche und schenkte erst Ben, dann sich selbst etwas ein. Aus den Gläsern begann ein säuerliches Aroma aufzusteigen und das Aussehen des blutroten Weines sorgte dafür, dass sich Bens Magen zusammenzog. Wenn es etwas gab, das er hasste, dann war es Wein, aber das wollte er sich aus Höflichkeit keinesfalls anmerken lassen.
    Jo hob sein Glas und machte vor sich in der Luft eine Geste, als ob er anstoßen wollte. Dann setzte er das Glas an seine Lippen und trank einen kräftigen Schluck. Ben zögerte noch eine Weile, bis er es dem Architekten gleichtat und die fruchtig-säuerliche Flüssigkeit hinunterwürgte.
    „Zu einem guten Spiel gehört auch ein guter Tropfen“, sagte Jo zufrieden und stellte das Glas vor sich auf dem Tisch ab.
    Ben nickte mit einem aufgesetzten Lächeln.
    „Und?“, fragte er dann. „Wie willst du das Spiel aufpeppen?“
    „Ganz einfach“, antwortete Jo, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete seine Hände auf dem Schoß. „Bei jedem getanen Zug stellt man seinem Gegner eine Frage. Diese Frage muss schnell und ehrlich beantwortet werden. Am Ende hat der Sieger der Partie einen Wunsch frei.“
    Ben verzog sein Gesicht skeptisch. Er war sich nicht sicher, ob er sich auf derart merkwürdige und strenge Regeln einlassen konnte. Zunächst versuchte er diesen Gedanken allerdings mit Gelassenheit zu überspielen.
    „Einen Wunsch frei?“, fragte er und lachte verlegen. „Was solltest du dir denn von mir wünschen?“
    „Lass das mal meine Sorge sein!“, erwiderte Jo und grinste überlegen.
    Ben dachte nach. Dann warf er einen Blick auf das angefangene Spiel. Er war weiß, Jo war schwarz. Aktuell hatten noch beide Farben gleich viele Figuren. Jo war allerdings um einen Turm reicher, dafür fehlte ihm jedoch ein Bauer. Der Stand der

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