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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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weiß“, er schüttelte seinen Kopf mit einer Mimik, die aussagte, dass Alex wirklich nicht mehr zu helfen war. „Komm selbst erst mal klar! Dann können wir uns gern noch mal unterhalten.“
    Auf diese Worte hin wandte er sich ab, öffnete die Tür und verließ schließlich den Ort des Geschehens. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er die Luft laut aus, wie jemand, der viel geistige Arbeit geleistet hatte und dringend eine Verschnaufpause brauchte. Dann durchquerte er den Flur und ging auf sein Zimmer. Dort angekommen riss er zunächst einmal seine Schranktür auf und kramte aus dem sich darin befindenden Chaos ein sauberes T-Shirt hervor, um es gleich darauf anzuziehen. Das dreckige warf er vorerst in eine der hinteren Zimmerecken und ließ sich daraufhin erschöpft auf dem Bett nieder. In seinem Kopf herrschte ein furchtbares Durcheinander. Alex’ Verhalten war einfach zu typisch und im Grunde genommen auch vorhersehbar gewesen. Dennoch hätte Ben sich lieber einer andere Reaktion gewünscht. Ihm selbst war es relativ egal, was Alex behauptete und ihm an den Kopf warf. Er hasste es allerdings, dass der Blonde immer wieder in sein altes Muster zurückfiel und sich hinter einem Charakter versteckte, der er einfach nicht war. Man musste schon ziemlich naiv sein, um den Worten des Blonden auch nur den kleinsten Funken Glauben zu schenken. Es war ganz offensichtlich, dass Alex auf Ben abfuhr. Er war es schließlich gewesen, der auf Ben zugegangen war, ihn geküsst hatte und sich so demonstrativ und rhythmisch gegen ihn gepresst hatte, als ob er es kaum mehr hatte erwarten können, es mit Ben zu treiben. Es war lächerlich von Alex, sich dieses Verhalten als einen Ausrutscher einzureden und gleichzeitig zu erwarten, dass andere ihm diese Ausrede abkauften. Andererseits fragte Ben sich selbst, was er auch anderes hätte erwarten sollen. Er kannte Alex mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass dieser nur so und niemals anders hätte reagieren können.
    Eigentlich war Mittagszeit, doch Ben war jeglicher Appetit vergangen. Er wollte lieber in aller Ruhe nachdenken, um zwanghaft zu überlegen, wie es weiter gehen sollte. Noch immer wusste er nicht, wie lange Alex ihn im Bad beobachtet hatte. Auch das war ein weiteres Indiz dafür, dass er den Blonden nicht kalt ließ. Jeder normale und desinteressierte Mensch hätte sich in solch einem Moment entweder schnellstens zurückgezogen oder sich schleunigst bemerkbar gemacht. Doch Alex hatte keine der beiden Optionen gewählt, ihn stattdessen angestarrt wie irgendein perverser Spanner.
    Ben seufzte und spürte mit einem Mal einen enormen Drang in sich aufkommen, sich zu bewegen oder mit irgendetwas zu beruhigen. Aber zunächst einmal musste er sich zusammenreißen und einfach versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er stand auf und schritt zum Fenster. Draußen schneite es wieder. Durch den Wind wurden die Schneeflocken wie gehetzte Insekten am Fenster vorbeigejagt. Über die frei gewordenen Wege hatte sich bereits eine neue dünne Schneedecke gelegt, als ob der Winter jegliche Spuren verwischen wollte. Ben versuchte sich zu konzentrieren und Alex’ Verhalten weiter zu interpretieren, doch gelang es ihm nicht. Statt einen weiteren Gedanken an den Kuss zu verschwenden, fielen ihm plötzlich wieder all die anderen Dinge ein, die sich kürzlich außerhalb des Badezimmers abgespielt hatten. Er dachte an Sam und versuchte sich in Alex’ Lage zu versetzen. Der Tod des Schäferhundes musste schrecklich für Alex sein, denn gegenüber Sam war der Blonde immer fürsorglich und bemüht gewesen. Vermutlich hatten die beiden nach dem Tod von Alex’ Mutter eine innige Freundschaft zueinander aufgebaut, die nun durch nichts zu ersetzen war. Dann dachte er an Alex’ Geldschulden und fragte sich, wie der Blonde diese jemals begleichen wollte. Er konnte nicht nachvollziehen, dass Alex seinen Vater nicht ein weiteres Mal um das Geld bat und einfach betonte, dass es sehr dringend war. Auf diesen Gedankenzug folgte auch schon der nächste, nämlich der an Jo. Alex hatte seinem Vater üble Dinge an den Kopf geworfen und war dabei psychisch völlig zusammengebrochen. Obwohl Jo sich Ben gegenüber stets bemühte und fürsorglich verhielt, glaubte Ben das, was Alex gesagt hatte. Es passte einfach alles zusammen. Von Beginn an hatte Ben bemerkt, dass zwischen Alex und dessen Vater ein eisiges, fast fremdes Verhältnis herrschte. Alex’ Vorwürfe würden diesen Sachverhalt

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