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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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ausnahmsweise mal seinen Problemen hinzugeben. Genau das war es nämlich, was auch Alex vorhatte. Er wollte für Ordnung in seinem Kopf sorgen und dieses Vorhaben nun endlich in die Tat umsetzen. Er hatte sehr viele Probleme, musste also stückweise vorgehen und sich mit jedem einzelnen von ihnen auseinandersetzen. Also begann er bei seiner verstorbenen Mutter und seinem ebenfalls verunglückten besten Freund. Doch mit dieser Vergangenheit hatte er sich schon sehr oft auseinandergesetzt und sie deshalb längst einigermaßen verarbeiten können. Deshalb konnte er sie abhaken und in seinem gedanklichen Aktenschrank verschwinden lassen.
    Der nächste Punkt waren seine Pokerspiele. Er vermisste das Pokern und den großen Reiz, den es mit sich gebracht hatte. Mit dem Spielen hatte er sich immer gut ablenken können und einen Grund mehr gehabt, aus seinem Elternhaus zu fliehen. Doch die Zeit des Spielens war vorbei und eigentlich konnte Alex sogar stolz darauf sein, diese Art von Sucht hinter sich gelassen zu haben - wenn auch eher ungewollt und gezwungenermaßen. Dennoch war er sich sicher, dass er dieser Leidenschaft ziemlich schnell wieder verfallen würde, sobald es die nächste Möglichkeit dazu geben würde. Das reine Pokern war allerdings nicht das Hauptproblem, sondern vielmehr die Schulden, die ihn seit zwei Wochen belasteten. 40.000 Euro. Das war eine Menge Geld, die sein Vater eigentlich locker aufbringen konnte, es aber nicht wollte. Seine Schulden machten ihn fertig und hatten seinem geliebten Hund, Sam, sogar das Leben gekostet.
    Alex musste schlucken, griff nach der schwarzen Tasse und trank sie halb leer. Es war ungerecht, dass ihm in seinem Leben bislang alles genommen worden war, was ihm etwas bedeutet hatte. Sam hatte es nicht verdient zu sterben und der Gedanke an dessen Tod schmerzte ihn ungemein. Er hoffte zumindest, dass sein Hund schmerzfrei gestorben war und die Scheißkerle ihn nicht vorab irgendwelchen sinnlosen Qualen ausgesetzt hatten.
    40.000 Euro.
    Noch immer hatte er nicht die leiseste Ahnung, wie er diese hohe Summe auftreiben sollte. An seinen bisherigen Versuchen war er gescheitert, hatte nur unnötig weiteres Geld verloren und sich auf kriminelle Machenschaften eingelassen. Er war bei einer unschuldigen Frau eingebrochen und sie damit vermutlich um ihr jahrelang zusammengespartes Geld gebracht. Eigentlich war etwas Derartiges überhaupt nicht seine Art, doch letztendlich hatte ihn seine Verzweiflung dazu angetrieben. Im Nachhinein fand er diese Tat nicht nur unfair, sondern auch abartig. Er war der Sohn eines reichen Architekten und hatte eigentlich genug Geld. Trotz seines Standes hatte er eine arme Frau um ihr ganzes Vermögen gebracht. Weiter wollte er nicht darüber nachdenken, denn mit einem Mal begann er, sich mächtig vor sich selbst zu ekeln. Also ließ er den Einbruch ebenfalls in einer fiktiven Schublade verschwinden und begann den gedanklichen Film daraufhin weiter vor zu spulen. Als nächstes rückte der von Diego zusammengeschlagene Student in seinen Kopf. Noch immer wusste er nicht genau, was letztendlich mit diesem geschehen war und ob er überhaupt noch lebte oder nicht. Da die Polizei allerdings keine Andeutungen in diese Richtung gemacht hatte, vermutete er, dass dessen Verschwinden noch gar nicht aufgefallen war. Irgendwann würde es jedoch auffallen, weshalb er nur hoffen konnte, dass ihn niemand mit dieser Sache in Verbindung brachte. Mehr wollte und konnte er nicht darüber nachdenken und schob dieses Problem deshalb vorerst zur Seite.
    Er nahm einen weiteren Schluck seines Cocktails. Dabei spürte er eine wohlige Wärme durch sein Inneres ziehen, die sich in ihm ausdehnte wie etwas Tinte auf einem Stück Taschentuch, dessen feuchte Farbe sich Faser für Faser durch den Stoff sog und damit von einem anfänglichem Punkt zu einem wahren Fleck heranwuchs. Genau so durchzog ihn der Alkohol, durchfloss seine Adern, gelangte in seine Gefäße, seine Muskeln und Glieder und schließlich in seine Nervenzellen. Seine Wangen begannen zu glühen, sein Denken sich immer weiter zu verlangsamen.
    Eine seiner weiteren Sorgen war die Polizei, die ihn dabei erwischt hatte, wie er Diegos Haus verlassen hatte. Die beiden Beamten hatten ihm viele Fragen gestellt und letztendlich war er nur dank seines gekonnten Bluffens und seines angesehenen Namens entkommen, ohne weiterhin verdächtigt zu werden. Das allein änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass die Polizei nun von ihm

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