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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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denn es tat plötzlich sehr gut, von so vielen Leuten umgeben zu sein. Vermutlich lag es daran, dass er sich ausnahmsweise einmal nicht einsam fühlte. Er war ein individueller Mensch inmitten vieler anderer spezifischer Charaktere und fiel dadurch überhaupt nicht auf. Deshalb kam er sich in jenem Moment nicht besonders außergewöhnlich oder anders vor, sondern vollkommen menschlich. Er fühlte sich weder verdächtig, noch kriminell und fühlte sich dadurch normal und dazugehörig. Genau das war es, was ihm gut tat, denn es war längst überfällig gewesen, dass er seinen Verstand mal etwas abschaltete, sich ein wenig ablenkte und das Leben einfach mal so nahm, wie es war. Er begann in diesem seltenen Gefühl von Freiheit zu schwelgen und genoss das berauschende Gefühl des Alkohols, der ihn von Minute zu Minute mehr betäubte.
    Wahrscheinlich hätte er diese Art der Erholung noch wesentlich länger auf sich wirken lassen, wenn ihn nicht plötzlich eine unbekannte Frau angesprochen hätte.
    „Alles in Ordnung, Kleiner?“, wurde er von der Seite gefragt.
    Alex schlug seine Augen auf und versuchte dabei, den in ihm aufsteigenden Schwindel zu ignorieren. Er blickte nach rechts, in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und traf daraufhin auf die dunklen Augen einer schlanken Frau, die etwas älter als er zu sein schien. Sie hatte kurze, schwarze Haare, von denen sie ein paar Strähnen mit schlichten Spangen nach hinten geklemmt hatte. Sie war recht blass, hatte große Augen und rosafarbene, volle Lippen. An ihrer linken Halsbeuge befand sich ein tätowierter Schriftzug, den Alex nicht entziffern konnte. Gedankenverloren betrachtete er die Fremde und fragte sich, wie lange sie wohl schon neben ihm saß und ihn beobachtet hatte. Skeptisch sah er sie an und zuckte schließlich kurz mit der Schulter. Die Frau war nicht sein Typ. Zwar hatte sie ein hübsches Gesicht, wirkte im Gesamten allerdings nicht besonders weiblich. Sie hatte etwas Verruchtes an sich und vor allem die Art und Weise, wie sie ihn mit ihrer rauchigen Stimme angesprochen hatte, schreckte ihn ab. Er hob seine Hand, um den Barkeeper ein weiteres Mal zu sich zu winken, senkte sie aber gleich darauf wieder, als ihm bewusst wurde, dass er vorerst keinen weiteren Tropfen Alkohol vertragen würde.
    „Hast ’n Scheiß Tag gehabt, was?“, erklang wieder die rauchige Stimme neben ihm.
    Alex wandte sich erneut zur Seite und sah, wie die Schwarzhaarige ihn fragend anblickte. Anscheinend wollte sie nicht nachgeben, sondern Alex unbedingt dazu bewegen, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Der Blonde zögerte noch etwas, bevor er schließlich nachgab und sich darauf einließ.
    Er nickte und erwiderte: „Jab, einen überaus beschissenen Tag.“
    Daraufhin grinste die Fremde genügsam, als ob sie nur auf diese Antwort gewartet hatte und nun überaus zufrieden darüber war, mit ihrer Vermutung richtig gelegen zu haben. Sie hob ihre Hand, so dass dieses Mal sie es war, die den Barkeeper zu sich winkte. Die männliche Bedienung hatte sie gesehen und eilte kurze Zeit später zu ihr an den Tresen. Er zog beide Augenbrauen nach oben und schaute sie mit einem Blick an, der sie wortlos dazu aufforderte, ihren Getränkewunsch zu äußern.
    „Zwei Whiskey, bitte!“, bestellte sie daraufhin.
    „Zwei?“, hakte der dunkelhaarige Typ hinter dem Tresen nach.
    „Ja, einen für ihn“, sie nickte in Alex’ Richtung, „und einen für mich.“
    „Und was für ein Whiskey darf es sein?“, fragte der Barkeeper.
    „Das ist mir egal. Bring uns einfach was von dem, den du als letztes ausgeschenkt hast“, erwiderte sie selbstbewusst.
    Alex musterte sie von der Seite und musste innerlich über ihre Antwort schmunzeln, denn sie hätte genau so gut von ihm stammen können. Noch immer schaffte er es nicht, die in Schwarz tätowierten Hieroglyphen an ihrem Hals zu entziffern, vermutete allerdings, dass es irgendein Name war.
    Der Barkeeper wartete noch einen Moment, blickte abwechselnd von Alex zur Fremden und wieder zurück. Schließlich wandte er sich wieder ab.
    „Whiskey?“, fragte Alex und blickte die Dunkelhaarige neben sich etwas fragwürdig an.
    „Du siehst aus, als ob dir Whiskey momentan ganz gut bekommen würde“, erwiderte sie und grinste frech. Sie war kaum geschminkt, hatte lediglich ihre Wimpern mit etwas schwarzer Tusche aufgepeppt. Ihre blasse Haut war so makellos wie die einer Porzellanpuppe.
    Alex konnte nicht die kleinste Spur einer Unreinheit auf ihr

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