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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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erkennen.
    „Und? Wieso war dein Tag so beschissen?“, fragte sie Alex und blickte ihm dabei direkt in die Augen.
    „Wieso spendierst du mir ’nen Whiskey?“, konterte Alex und spürte wieder den alkoholbedingten Schwindel in seinen Kopf steigen. „Seh’ ich so aus, als ob ich das nötig hätte?“
    Er wusste, dass er unfreundlich und arrogant klang, doch das war ihm egal. Immerhin hatte nicht er dieses Gespräch gesucht, sondern nur aus purer Höflichkeit auf ihre anfängliche Frage geantwortet.
    „Im Gegenteil“, erwiderte sie. „Aber ich kenn’ solche beschissenen Tage und wollte dir damit eine kleine Aufmunterung spendieren.“
    „Aha“, machte Alex, wandte den Blick wieder ab und starrte ausdruckslos auf den glänzenden Tresen. Gedankenverloren begann er damit, die feuchte, kreisrunde Spur, die sein Becher hinterlassen hatte, nachzuziehen und wischte sie letztendlich ganz weg. In genau diesem Moment kehrte der Barkeeper zu ihnen zurück, stellte zwei mit Eiswürfeln gefüllte Whiskeygläser vor ihnen ab und hielt daraufhin eine Jack Daniel’s Flasche in die Höhe. Die schwarzhaarige Unbekannte neben Alex nickte zufrieden. Daraufhin kippte der Barkeeper etwa 4cl der dunklen Flüssigkeit in die Gläser, so dass die darin befindenden Eiswürfel nun wie kleine Eisberge inmitten eines kastanienbraunen Ozeans zu schwammen begannen.
    „Danke“, sagte die Schwarzhaarige an die Bedienung gewandt und zog ihr Glas weiter zu sich.
    „Gern“, erwiderte der Barkeeper und verschwand daraufhin wieder in Richtung des vorderen Tresenbereichs.
    Die blasse Frau hob das Glas und deutete Alex an, es ihr gleich zu tun. Dieser zögerte noch einen letzten Moment, bevor er ihrer wortlosen Anweisung folgte und sein Glas in der Luft andeutungsweise gegen das ihre stieß.
    „Cheers!“, grinste sie und das so überzeugend, dass Alex sich ein zaghaftes Lächeln nicht länger verkneifen konnte. Er nickte, setzte das Glas an seinen Mund und nippte gleich mehrmals an dem pikanten Getränk, das sehr intensiv, fast rauchig, schmeckte. Im Abgang war der Whiskey recht scharf und hinterließ nach etwas Zeit ein mandelähnliches Aroma in seinem Mund.
    „Also, Kleiner ... willst du darüber reden?“, fragte die Schwarzhaarige dann und blickte ihn neugierig an.
    „Das geht dich nichts an“, gab Alex schroff zurück.
    Mit seiner linken Hand drehte er das auf dem Tresen stehende Whiskeyglas und beobachtete dabei, wie die klaren Eiswürfel klirrend hin und her schwappten.
    „Es geht mich zwar nichts an, aber es interessiert mich“, erwiderte die Frau und schien ihn dabei mit ihrem festen Blick zu löchern.
    Alex wurde von Sekunde zu Sekunde schummriger zumute. Eigentlich war ihm bewusst gewesen, dass er mit jedem weiteren Schluck Alkohol seine Grenzen überschreiten würde und bekam nun die Folgen seiner Inkonsequenz zu spüren. Die fremde Frau provozierte ihn förmlich und schien auch innerhalb der nächsten Minuten nicht damit aufhören zu wollen. Vermutlich war es schon ein Fehler gewesen, den Whiskey überhaupt anzunehmen, denn mit dieser Geste hatte er unwillkürlich auf das Gespräch eingewilligt. Also gab er schließlich nach, sah auf und atmete tief durch.
    „Der Alltag“, erwiderte er trocken und nippte erneut an seinem Whiskey.
    „Der Alltag?“, hakte die Unbekannte nach. „Deine Antwort gefällt mir“, sie lachte leise auf. „Bist du öfter hier? Ich hab’ dich hier noch nie gesehen.“
    „Liegt vielleicht daran, dass du zum ersten Mal hier bist?“, entgegnete Alex und glaubte sogar mit seiner Gegenfrage Recht zu haben. Zwar war er nicht allzu oft im Christiansen’s, wollte sich dies allerdings nicht anmerken lassen und begann deshalb an dem reizenden Spiel, das sie mit ihren Fragen trieb, teilzunehmen.
    Die Schwarzhaarige lachte auf und schüttelte ungläubig ihren Kopf.
    „Du bist wirklich gut, Kleiner“, sagte sie und grinste verschmitzt. „Ja, du gefällst mir.“
    Alex mochte es nicht, wie sie ihn nannte, zog allerdings auch nicht in Erwägung, ihr dies zu sagen. Stattdessen ignorierte er dies und vermutete, dass es einfach ihr Charakter war, sich in dieser Art und Weise zu artikulieren. Nichts Persönliches also.
    „Und was ist es bei dir?“, fragte er dann und schaute in ihre dunklen Augen.
    „Was meinst du?“, gab sie irritiert zurück.
    „Na, du hast gesagt, dass du solche beschissenen Tage kennst.“
    „Ach, das meinst du“, erwiderte sie und schien einen Moment lang nachzudenken, während

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