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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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irgendein Aufsehen erregen, das er momentan nicht gebrauchen konnte. Außerdem hatte Laura ja Recht. Es wäre völlig wahnsinnig gewesen, sich in seinem Zustand hinters Steuer zu setzen.
    Nachdenklich sah er ihr nach, wie sie sich letztendlich von ihm abwandte, sich umdrehte und zielstrebig davon stakste. Er war verwirrt. Noch immer hallten ihre Worte in seinem Kopf wider, während ihn das unangenehme Gefühl durchschlich, dass Laura ihn durchschaut hatte - wie eine Hellseherin, die mit ein paar Tricks und etwas Geduld in die Seelen ihrer Mitmenschen blicken konnte.
    Alex seufzte und ließ den nassen Schlüsselbund zurück in seine Tasche gleiten. Dann richtete er sich vorsichtig wieder auf und hatte dabei etwas Mühe, sein Gleichgewicht zu halten. Doch noch bevor er richtig aufrecht stand, krümmte sein Körper sich plötzlich wie von selbst. Ein Anflug von Panik durchzog sein Inneres, während er seine rechte Hand ausstreckte, um sich am kalten Blech seines Wagens abzustützen. Mit dem anderen Arm umschlang er seinen Bauch. In seinem Mund sammelte sich übertrieben viel Speichel, während ein krampfender Schmerz durch seine Eingeweide zog. Er musste husten, und das so heftig, dass der bereits bestehende Würgereiz in seinem Rachen noch wesentlich stärker wurde. Er beugte sich noch weiter vor und presste seine linke Hand dabei fest in seine Magengrube. Dann musste er ein letztes Mal kräftig husten, bevor sein Mageninhalt sich plötzlich in Form eines großen Schwalls leerte und vor ihm in den platt getrampelten Schnee platschte. Ein etwas bitterer und säuerlicher Geschmack füllte seinen Mund und vermengte sich mit dem angesammelten Speichel. Alex sammelte seine Spucke noch ein paar Mal zusammen und spie schließlich auch die Reste des halb verdauten Alkohols vor sich in den Schnee. Dann wischte er sich mit dem Ärmel über den Mund und richtete sich langsam wieder zu seiner vollen Größe auf. Ihm war noch immer etwas übel, doch fühlte er sich nun viel befreiter und sein Gesamtzustand begann sich deutlich zu verbessern. Sein Denken war allerdings noch reichlich betäubt, weshalb er noch immer nicht recht begriff, was überhaupt passiert war. Laura hatte ihn anzumachen versucht, doch hatte ihn das völlig kalt gelassen. Er wusste, dass sein betrunkener Zustand keine Entschuldigung war. Vielleicht dafür, dass er keinen hochgekriegt hatte, aber nicht dafür, dass ihn Lauras Worte regelrecht angewidert hatten und er sich nicht einmal hatte vorstellen wollen, es in irgendeiner Art und Weise mit ihr zu treiben. Ihr Dirty Talk hätte vermutlich jeden durchschnittlichen Mann aufgegeilt, doch Alex hatte sich in jenem Moment nur noch von der schwarzhaarigen Frau bedrängt und belästigt gefühlt.
    Ihre Worte hallten noch immer in seinem Kopf und verdeutlichten ihm nur umso mehr, dass er den eigentlichen Grund seines Verhaltens nicht länger vor sich leugnen konnte. Er musste an den gutaussehenden Kerl an der Bar denken, an die rothaarige Bedienung mit ihrem knackigen Hintern, dann an Laura und letztendlich an Ben. Allein dieser Gedankenzug und die dabei entstehenden Gedanken und Emotionen in ihm ließen ihn bewusst werden, was los war. Was auch immer Ben in den letzten Wochen an ihm bewirkt hatte, war ihm nun klar, welche Folgen es hatte: Er war schwul geworden. Frauen interessierten ihn mit einem Mal nicht mehr.
    Diese Einsicht löste ein unwohles Gefühl in ihm aus. Er begann sich fremd in seinem Körper zu fühlen und sich selbst als abartig zu empfinden. Eigentlich hasste er Schwule, hatte deren Neigung nie nachvollziehen können und deshalb nie toleriert. Genau das war unter anderem einer der Gründe gewesen, warum er Ben anfänglich nicht hatte ernst nehmen können und ihn deshalb so herablassend behandelt hatte. Dass er jetzt selbst vom anderen Ufer sein sollte, konnte er nicht recht glauben. Zurzeit hatte er so viele andere Sorgen, dass er sich überhaupt nicht mit diesem akuten Problem auseinandersetzen konnte und es auch nicht wollte. Vermutlich hätte er diese Erfahrung niemals machen müssen, wenn nicht plötzlich Ben aufgetaucht wäre und ihn mutwillig in diese Richtung getrieben hätte. Alex war nicht schwul. Das wusste er. Doch Ben hatte irgendetwas in ihm ausgelöst, das ihn in so kurzer Zeit derart verändert hatte, dass er sich nun tatsächlich unsicher darüber war.
    Er schüttelte sich innerlich und versuchte den ganzen Gedankenzug loszuwerden, doch gelang es ihm nicht. Er fühlte sich minderwertig

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