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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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darüber, wie Alex sich ihm gegenüber benahm. Allerdings wusste er nicht, ob er das Verhalten des Blonden wirklich positiv oder doch besser negativ werten sollte. Die ganze Situation war ihm nicht geheuer, denn mit einem Mal kam Alex ihm vollkommen fremd vor. Es war fast, als ob sie sich gerade das erste Mal begegneten.
    Es war ein seltsamer Moment. Ben erkannte Alex kaum wieder und wusste deshalb überhaupt nichts mit dessen Verhalten anzufangen.
    „Ich werd’ mich dann mal anziehen gehen“, lenkte er deshalb ab, während er ein paar Meter rückwärts stolperte.
    Kurz vor der Tür drehte er sich um und eilte schließlich in hastigen Schritten aus dem Wohnzimmer. Er wollte schnellstmöglich in sein Zimmer, um nicht noch länger derart freizügig von Alex gesehen zu werden. Er verstand nicht, was mit dem Blonden los war und warum er sich so untypisch verhielt. Eigentlich war es ja sogar ganz angenehm, ausnahmsweise einmal nicht von Alex angefahren oder grob angefasst zu werden. Doch Ben traute diesem Schein nicht und erwartete eigentlich nur, dass das, was Alex offenbar hinter seiner neuen Fassade verbarg, bald aus ihm herausplatzen würde.
    Er schritt zur Treppe und setzte seinen linken Fuß auf die erste Stufe. Doch nur einen Augenblick später hörte er Alex’ Stimme erneut hinter sich, wie sie seinen Namen rief und sich ihm näherte.
    „BEN!“, rief Alex, „Ben, warte doch mal!“
    Ben war verunsichert. Er blieb stehen, ein Fuß noch auf der ersten Stufe, der andere davor. Er war verwirrt und wusste nicht, was folgen würde. Wieso benahm Alex sich derart seltsam? Er war übertrieben freundlich und schien wie ausgewechselt zu sein.
    Hinter sich vernahm er Alex’ laufende Schritte auf dem Marmor. Erst nach einigen weiteren Sekunden drehte er sich schließlich um und passte damit genau den Moment ab, in dem Alex vor ihm zum Halt kam. Er sah attraktiv aus. Auch, wenn seine Haare ein wenig zerzaust waren. Das weiße Hemd stand ihm recht gut und ließ ihn ein wenig älter wirken.
    „Alex, was willst du?“, fragte Ben schließlich und merkte dabei selbst, dass er unfreundlicher klang, als er gewollt hatte.
    Der Blonde blickte ihn an. In jenem Moment sah er verletzlich aus und wirkte mit dem weißen Oberteil und den blonden Haaren schon fast wie ein unschuldiger Engel. Ben wagte kaum, es zu denken, doch sah Alex in dieser Verfassung sogar ganz niedlich aus. Nach außen hin zeigte er diesen Gedanken allerdings nicht. Stattdessen hielt er seine Augenbrauen kritisch zusammengezogen und erwiderte Alex’ Blick mit großer Skepsis. Sie schwiegen sich eine Weile an, bis plötzlich etwas völlig Unerwartetes passierte. Alex streckte seine rechte Hand, die noch immer von dem weißen Verband umwickelt war, nach Ben aus und sah ihn dabei geradezu sachlich an.
    „Neuanfang?“, fragte er dann und klang erwartungsvoll, während er einen seiner Mundwinkel leicht in die Höhe zog und damit ein kaum erkennbares Lächeln andeutete.
    „Neuanfang?“, wiederholte Ben ungläubig.
    Alex nickte und hielt ihm seine Hand noch immer entgegen.
    „Neuanfang?“, sagte Ben noch einmal, bevor er den Blick kurz abwandte und ironisch auflachte. Als er schließlich wieder zurück in die blaugrauen Augen sah, fuhr er fort: „Wer zum Teufel bist du? Und wo hast du Alex gelassen?“
    Der Angesprochene erwiderte nichts, stand lediglich da und schien wie gebannt darauf zu warten, dass Ben seine Hand annahm. Dieser blickte abwechselnd von eben dieser in Alex’ Gesicht und wieder zurück und spürte dabei ein merkwürdig mulmiges Gefühl durch sein Inneres ziehen. Der Begriff „Neuanfang“ hallte dabei kontinuierlich in seinem Kopf wider und das in genau der Art und Weise, wie Alex ihn ausgesprochen hatte. Es war ein einfaches Wort, das in jenem Moment allerdings viel mehr als ein simples Angebot bedeutete. In diesem Wort schien sich einfach all das, was bislang vorgefallen war, zu vereinen. Es war die Antwort auf viele ungestellte Fragen und kehrte das angehäufte Chaos in eine einfache Schublade. Es war ein Wort, das Ben jegliche Hoffnung nahm. Ein Wort, das alles vergessen machte und aus dem Geschehenen eine einfache Freundschaft erzwingen wollte. Der Begriff verfehlte seine eigentliche Bedeutung und stellte für Ben viel mehr das Gegenteil von dem dar, was er versprach: Ein Ende.
    Es bedeutete, dass das, was bislang zwischen ihm und Alex existiert hatte, zunichtegemacht wurde und die spezielle Ebene, auf der die beiden miteinander klar

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