Wintermond (German Edition)
diese Arbeit letztendlich von Alex abgenommen, als dieser sich am hinteren Beckenrand umdrehte und seine Hand in einer begrüßenden Geste hob. Dann drückte er sich vom Rand des Pools ab und schwamm geradewegs auf Ben zu. Dieser beobachtete ihn wortlos und wartete nach wie vor darauf, aus diesem billigen Traum aufzuwachen. Doch das geschah nicht. Stattdessen näherte Alex sich ihm immer weiter und kam schließlich am vorderen Beckenrand an. Er hob beide Hände aus dem Wasser, verschränkte seine Arme ineinander und stützte sich so auf den kalten Fliesen am Beckenrand ab.
„Nicht gerade ein passendes Outfit zum Schwimmen“, begrüßte er Ben und zog eine Augenbraue in die Höhe.
Ben versuchte sich zusammenzureißen und erwiderte trocken: „Du hast nichts von Schwimmen erwähnt.“
„Liegt das nicht nahe bei einem Pool?“, fragte Alex und grinste.
Ben beobachtete ihn skeptisch. Die Person vor ihm sah aus wie Alex, sprach wie Alex, doch ähnelte sie ihm charakterlich in keinster Weise. Er versuchte sich jedoch nicht beirren zu lassen, ging zur Seite und ließ sich auf einem der weißen Kunststoffstühle nieder, die vor der großen Fensterfront zum Wintergarten standen. Alex folge ihm mit seinem Blick, tauchte kurz unter und gleich darauf mit nassen Haaren wieder auf. Ben sah, dass er seinen Verband auch im Wasser trug. Dieser war derweilen völlig durchnässt und sah dadurch alt und grau aus. Der Blonde schaute zu Ben auf und wieder war eine Spur von Erwartung in seinem Gesicht zu erkennen. Ben wusste allerdings nicht, was der Blonde von ihm erwartete. Seine Gedanken begannen sich in zwei unterschiedliche Hälften zu spalten. Einmal in die, in welcher er herauszufinden versuchte, was mit Alex geschehen war und warum der Blonde sich derart untypisch verhielt, und zum anderen in die, in welcher er fasziniert von Alex’ Aussehen war. Der Blonde sah sexy aus und erinnerte ihn ein wenig an den Abend, an dem er ihn in einem ähnlichen Zustand unter der Dusche beobachtet hatte. Dennoch versuchte er sich zu beherrschen, nahm noch einmal all seinen Mut zusammen und fragte streng: „Alex, was willst du wirklich?“
Der Blonde starrte ihn an und antwortete dann so schnell, als ob er nur auf diese Frage gewartet hätte.
„Ich will mit dir reden“, antwortete er.
Ben machte daraufhin eine lässige Geste, streckte seine Arme zu beiden Seiten aus und zuckte zeitgleich mit der Schulter.
„Gut“, erwiderte er. „Dann lass uns reden!“
Er war aufgeregt und konnte diese Ruhelosigkeit nicht länger verbergen. Nervös kratzte er sich am Hinterkopf und versuchte Alex’ Blick zu meiden. Deshalb nahm er nur im Augenwinkel wahr, wie Alex sich hochstemmte und mit etwas Kraftaufwand aus dem Pool zog. Die schwarze Badehose klebte eng an seinen Beinen und ließ erahnen, welche Größe sich hinter dem Stoff in seinem Schritt verbarg. Bens Puls beschleunigte sich noch stärker. Unbewusst begann er an einem seiner Fingernägel zu kauen und blickte schließlich doch noch einmal zu Alex auf. Der Blonde sah ihn ausdruckslos an. Einige seiner blonden Haare hafteten an seiner Stirn, während eine Menge Wasser an seinem gutgebauten Körper herunterlief. Ben begann sich zu fragen, ob Alex ihn mit Absicht so reizte oder sich tatsächlich gar keine Gedanken darum machte, weil er selbst nicht schwul war und etwas Derartiges deshalb überhaupt nicht in Erwägung zog.
Trotz jeglicher Bemühungen, sich nichts dergleichen anmerken zu lassen, schien der Blonde Bens Unruhe bemerkt zu haben.
„Was ist los?“, fragte er ruhig und trat einen Schritt näher auf Ben zu. „Mach’ ich dich etwa nervös?“
Ben stockte der Atem. Ihm wurde heiß und Alex’ Nähe machte ihn wahnsinnig. Dennoch versuchte er seiner aufgesetzten Coolness treu zu bleiben und erwiderte trocken: „Du weißt schon, dass ich schwul bin?“
Es war mehr eine rhetorische Frage, dessen Hintergrund Ben nicht weiter erklären brauchte.
Alex lachte leise auf, bevor er ein paar Mal nickte. „Als ob ich das vergessen könnte ...“
Dann ging er einen weiteren Schritt auf Ben zu und ließ sich auf einem Stuhl neben ihm nieder.
„Ben, ich möchte mich bei dir entschuldigen“, begann er noch immer ruhig sprechend und erinnerte Ben dabei ein wenig an Jos Artikulationsweise. „Dafür, dass ich dich wie den letzten Dreck behandelt habe“, er machte eine abtuende Geste. „Du weißt schon ... die Sache mit dem Laptop und so.“
Ben blickte verloren geradeaus, konnte Alex’
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