Wintermond (German Edition)
mit dem Sperma jegliche Glückshormone aus ihm geströmt wären.
Auch Alex sagte nichts. Sie blieben einen weiteren Moment ineinander stehen - schweigend. Dann löste Alex sich plötzlich abrupt von Ben, drückte sich weg und schien sich gleich darauf etwas weiter von ihm zu entfernen. Ben vernahm die hallenden Schritte im Poolzimmer, wagte es allerdings nicht, sich umzudrehen.
Er konnte wieder das Rascheln hören, das vermutlich das Geräusch von der Badeshorts war, in die Alex sich wieder hineinzwängte. Dann entfernten sich die Schritte noch weiter. Schließlich nahm Ben all seinen Mut zusammen und drehte sich um. Doch er konnte nur noch sehen, wie Alex aus dem Zimmer eilte und die Tür hinter sich zuknallte.
Ben schluckte. Dann lehnte er sich mit seinem Rücken gegen die kühlen Wandfliesen und seufzte laut auf. Fassungslos blinzelnd betrachtete er die Tür, aus der Alex soeben verschwunden war. Dabei kam er sich vor, wie als kleiner Junge, wenn er mit seinen Eltern aus dem Kino gekommen war - sein halbes Denken zurück in der wirklichen Welt, die andere Hälfte noch in der surrealen Welt des Zaubers.
„Scheiße ...“, murmelte er leise und musste erneut seufzen, denn er wusste, dass das gerade Geschehene kein Neuanfang, sondern viel mehr der Anfang vom Ende war.
Kapitel 18
Alex schmiss die Tür hinter sich zu und lehnte sich gleich darauf dagegen. Dann warf er die hektisch aus dem Schrank geholten Klamotten zusammengeknüllt neben sich auf die Fliesen und atmete erst einmal tief durch. Er sah sich im Badezimmer um. Es war nicht gerade ein Ort, um Buße zu leisten, doch immerhin vier Wände, in denen er sich vorerst zurückziehen und sich von dem Schock erholen konnte.
„Verflucht ...“, stöhnte er leise und fuhr sich dabei mit beiden Händen durchs Gesicht.
Er hatte Sex mit Ben gehabt, Sex mit einem Mann.
Es war wieder einer der Momente, in denen er sich nach einer Zigarette sehnte, sich auch eine erlaubte. Doch er hatte keine dabei und wollte sich kein weiteres Mal über den Flur in sein Zimmer begeben - aus Angst, Ben noch einmal begegnen zu können. Denn das war das Letzte, was er nun gebrauchen konnte. Er hatte keine Lust auf eine dämliche Konversation, ein unangenehmes Schweigen oder intime Fragen, die er nicht beantworten konnte. Er brauchte Abstand und Ruhe, um sich sammeln und innerlich organisieren zu können. Er bereute das, was passiert war und konnte sich selbst noch nicht recht erklären, wie es überhaupt dazu hatte kommen können. Alles war ganz anders geplant gewesen. Er hatte wirklich einen Neuanfang mit Ben gewollt, weil er längst wusste, dass er dem Dunkelhaarigen nicht länger aus dem Weg gehen konnte. Außerdem hatte Ben sowieso schon sehr viel über seine Probleme gewusst und Alex hatte einfach jemanden zum Reden gebraucht. Das war menschlich. Die ganze Situation hatte sich dann allerdings in eine verkehrte Richtung bewegt.
Alex war sich aktuell nicht mehr sicher, ob Ben tatsächlich vorgehabt hatte, zur Polizei zu gehen oder ob er den Blonden lediglich erfolgreich provoziert hatte. Jedenfalls war Alex daraufhin die Hand ausgerutscht und nach diesem Malheur hatte eines zum anderen geführt.
Alex schob das Geschehene auf einen plausiblen Hormonstau. Er hatte schon lange keinen Sex mehr gehabt und zu einem geplanten One-Night-Stand war es am Vorabend auch nicht gekommen. Er hatte einfach Lust auf Sex gehabt, egal wie und mit wem. Dennoch konnte er nicht glauben, dass es wirklich zwischen ihm und Ben geschehen war. Einfach so. Er war sich darüber im Klaren, dass nicht Ben, sondern er der Aktive gewesen war und das Ganze begonnen hatte. Doch jetzt kam er sich erbärmlich vor, fast wie vergewaltigt. Er fühlte sich nicht mehr wohl in seinem Körper und begann sich für das zu schämen, was er getan hatte. Es ekelte ihn die Vorstellung daran, einen anderen Kerl in den Hintern gefickt und ihn dabei gewichst zu haben. Das war wie in einem schlechten Homoporno. Der einzige Unterschied bestand darin, dass es real war und er kein Zuschauer, sondern einer der Akteure gewesen war. Er verfluchte sich selbst und fragte sich wieder und wieder, was nur in ihn gefahren war.
Er stöhnte ein weiteres Mal erschöpft auf und drückte sich dann mit den Händen von der Tür, gegen die er sich lehnte. Seine nasse Badeshorts klebte kalt in seinem Schritt und fühlte sich dabei schwer und lästig an. Ihm war kalt und er fühlte sich dreckig. Deshalb wollte er sich erst einmal warm abduschen. Er
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