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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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wartete.
    „Fünfhundert“, entgegnete der ältere Mann und legte sein Geld ebenfalls auf den Tisch.
    „Ich gehe mit“, erwiderte Alex und war erleichtert. Er wandte den Blick endlich von seinem Gegenüber ab und legte seine Karten offen auf den Tisch.
    „Schade“, sagte der andere daraufhin unberührt.
    Im ersten Moment wusste Alex nicht, ob dieses Wort sein Spielende oder aber seinen Gewinn von tausend Euro ankündigte. Erst als der andere schließlich seine beiden Könige aufdeckte und diese zusammen mit einer Karte des Flops einen Drilling ergaben, war klar, dass Alex diese Runde für sich entschieden hatte.
    Ein Glücksgefühl durchströmte ihn, doch versuchte er seine Freude nach außen hin nicht übermäßig zu zeigen. Er wusste, dass er sich dadurch lächerlich machen würde. Also tat er weiterhin gelassen und zog lediglich für den Bruchteil einer Sekunde einen Mundwinkel hoch. Andrew sammelte die Spielkarten zusammen und bildete aus ihnen einen neuen Stapel, während der andere Mann sein Glas Wodka leerte. Als Alex ein leichtes Kribbeln in seinen Fingerspitzen spürte, zog er sich hastig eine Zigarette aus der von Diego vergessenen Schachtel und konnte so endlich dem bereits während des Spiels entstandenen Verlangen nachgehen. Nachdem er einmal kräftig gezogen hatte, streckte er seinen Arm aus, um seinen Gewinn an sich zu nehmen. Er wollte die Geldscheine gerade in seiner Hosentasche verschwinden lassen, als er plötzlich eine ihm bekannte Stimme mit spanischem Akzent hinter sich vernahm. Alex wagte es kaum, sich umzudrehen. Er musste offenbar überhört haben, wie jemand Weiteres den Raum betreten hatte.
    „Du wagst dich noch hier her?“, wurde er unerwartet von hinten gefragt.
    Alex verharrte in seiner Position und wusste nicht, was er auf diese Frage erwidern sollte.
    Es war der Kerl, dem er die 40.000 Euro schuldete. Diese Schulden waren erst vor knapp einem Tag in exakt diesem Raum entstanden. In jenem Moment wurde ihm bewusst, wie närrisch es gewesen war, erneut an diesen Ort zurückzukehren. Unsicher sah er zu Andrew und dem anderen Mann, dessen Blicke wie gebannt an ihm klebten. Man konnte in ihren Augen erkennen, dass sie sich innerlich amüsierten und gespannt auf den weiteren Verlauf des Geschehens warteten. Alex spürte die dünnen Geldscheine zwischen seinen Fingern und wusste mit einem Mal nicht mehr, was er mit ihnen anstellen sollte. Er entschied sich schließlich dafür, sie dennoch vorerst an sich zu nehmen. Doch kaum hatte er seinen Arm nur wenige Zentimeter bewegt, legte sich plötzlich eine kräftige Hand auf ihn und schlug seinen Arm brutal auf den Tisch. Augenblicklich durchfuhr ihn ein höllischer Schmerz. Der Schreck sorgte dafür, dass sich seine beiden Hände wie von selbst öffneten. Seine noch glühende Zigarette fiel auf den steinigen Boden. Alex blickte ihr hinterher und sah, wie ein schwarzer Schuh sie austrat. Während seine dadurch frei gewordene Hand sich in den vom Aufprall schmerzenden Arm krallte, spürte er, wie ihm währenddessen die Geldscheine aus der anderen Hand genommen wurden.
    Alex schluckte nervös, wagte es kaum zu atmen. Langsam hob er schließlich seinen Kopf und sah auf. Rechts von ihm stand ein kräftiger, glatzköpfiger Kerl, der ihn mit vor der Brust verschränkten Armen musterte. Er war es, der die Zigarette ausgetreten hatte. Alex wandte den Kopf zu seiner Linken. Dort standen zwei weitere Männer. Einer von ihnen war der Spanier, dem Alex das Geld schuldete. Er trug einen schwarzen Anzug, darunter ein weißes Hemd, das seine Haut noch dunkler wirken ließ. Seine trüben, ausdruckslosen Augen fixierten ihn streng. Über der hohen Stirn hatte er seine dunkelgrauen, etwas längeren Haare nach hinten gekämmt. Sein Gesicht wirkte alt und verbraucht. Unmittelbar neben ihm stand sein zweiter Komplize, der Alex’ Arm noch vor wenigen Minuten auf den Tisch geschlagen hatte. Der Kerl verbarg seine Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille und kaute unentwegt auf einem Kaugummi.
    Alex konnte sehen, wie der Spanier die zweitausend Euro in seine Anzugtasche gleiten ließ.
    „Ich nehm’ das mal als eine Art Anzahlung“, fügte er trocken hinzu.
    Alex schwieg und kniff die Lippen zusammen. Der andere trat ein paar Schritte um den Tisch herum, blieb gegenüber von Alex stehen und schüttelte fassungslos seinen Kopf.
    „Tz, tz, tz ...“, machte er und grinste höhnisch. „Da behauptest du, kein Geld zu haben, tauchst dann hier auf und spielst weiter.

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