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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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ein. Alex hingegen entschied sich für keine der beiden Möglichkeiten, ging zielstrebig an allem vorbei, nickte der Bedienung dabei nur kurz zu und verschwand schließlich mit Diego hinter einem dicken, weinroten Vorhang am hinteren Ende des Tresens. Unmittelbar hinter diesem Vorhang befand sich eine hölzerne Tür. Alex’ Vorfreude wuchs und ließ seine Finger kribbeln. Es war ein berauschendes Gefühl, wenn er kurz davor stand, wieder an einem spannenden Spiel teilnehmen zu können. Ein Gefühl, das ihn immer wieder aufs Neue in eine andere Haut schlüpfen ließ. Er horchte einen Moment lang, bevor er die Türklinke schließlich herunter drückte und vorsichtig eintrat. Diego folgte ihm zurückhaltend.
    In dem durch Zigarettenqualm vollkommen nebelig gewordenen Raum wurde es augenblicklich mucksmäuschenstill. Alex schloss die Tür hinter sich und ging einen Schritt vorwärts.
    Drei Augenpaare blickten von dem dreckigen Tisch auf und fixierten ihn skeptisch. Alex kannte nur einen der Männer. Dieser war Mitte vierzig, hatte graues Haar und strenge Falten auf der Stirn. Er musterte Alex und Diego gründlich, bevor er sich wieder seinen Karten widmete und dabei sagte: „Ist okay. Den Blonden kenn’ ich.“
    Für einen Moment war Alex nervös geworden und strich sich nun die ins Gesicht gefallenen blonden Strähnen hinter die Ohren. Er warf Diego einen kurzen Blick zu, bevor er sich dem bekannten Tisch weiter näherte.
    „Können wir gleich einsteigen?“, fragte er und angelte sich dabei einen der an der Wand gereihten, kippeligen Holzstühle.
    Die beiden anderen Spieler ignorierten ihn, schienen viel zu konzentriert auf ihr Spiel zu sein.
    „Wenn ihr euch das zutraut“, erwiderte der Mann, mit dem Alex schon einmal ein paar Runden gespielt hatte.
    Alex nickte lediglich und deutete auch Diego an, sich zu setzen. Das schwache Licht, das den Raum erfüllte, spiegelte sich auf dem Tisch. Man konnte die nassen Ringe erkennen, welche die Gläser der drei Spieler hinterließen. Neben den Tischbeinen standen leere Flaschen Wodka.
    „Holst du uns auch was?“, fragte Alex daraufhin an Diego gewandt.
    Dieser folgte seinem Blick in Richtung der Flaschen und nickte, stand auf und verschwand noch einmal hinter der Tür, durch die sie soeben gekommen waren. Alex tastete in seiner linken Hosentasche nach den Geldscheinen, um sicher zu gehen, sie nicht verloren zu haben. Die stickige Luft ließ seine Augen brennen und war so sauer-stoffarm, dass ihm auch ohne Alkohol schon etwas schwindelig wurde.
    Nach wenigen Minuten kehrte Diego mit zwei Gläsern und einer Flasche Bacardi zurück, stellte die Sachen auf den Tisch und schenkte sich und Alex etwas ein.
    „Danke“, sagte Alex und ergriff sein Glas, um es gleich darauf mit einem großen Schluck zu leeren und sich damit vielleicht auch etwas Mut anzutrinken. Als er das leere Glas wieder abstellte, war die Pokerrunde zu Ende. Einer der Fremden hatte mit einem Drilling von Assen gewonnen und zog den Inhalt des Pots ohne jegliche Mimik zu sich.
    „Verdammt!“, fluchte einer der fremden Mitspieler. „Ich bin blank und raus.“
    Der Kerl trank sein Glas noch aus, bevor er aufstand und den düsteren Raum ohne weitere Worte verließ. Alex und Diego rückten daraufhin näher an den Tisch heran. Nachdem auch Diego sich eine Zigarette angezündet hatte, tat Alex es ihm gleich. Hier, beim Pokern, stellte der Glimmstängel eine Art psychische Stütze für ihn dar.
    Der Vierzigjährige schob den Kartenstapel in Alex’ Richtung und sagte dazu: „Misch die bloß anständig!“
    Alex zog einen Mundwinkel hoch. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er war so aufgeregt, dass ihm warm wurde. Während er die grauen, abgenutzten Karten nahm und mischte, spürte er alle Blicke auf sich und seinen Händen. Von seiner Nervosität ließ er sich nichts anmerken und teilte mit ruhigen Händen die Karten aus. Jeder erhielt zwei Stück. Die übrigen Karten legte er als verdeckten Stapel in die Tischmitte.
    „Was ist mit ihm?“, fragte der alte Mann und nickte in Diegos Richtung, welcher keine Karten von Alex erhalten hatte.
    „Er spielt mit mir zusammen“, erwiderte Alex monoton.
    „Dulden wir so etwas, Andrew?“, fragte der Mann den anderen daraufhin.
    Dieser schüttelte schwach den Kopf.
    „Also verschwinde!“, befahl der Vierzigjähre an Diego gewandt, welcher sich daraufhin augenblicklich von seinem Stuhl erhob, als ob er nur auf diese erlösenden Worte gewartet hatte.
    „Tja“, sagte

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