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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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unangenehmes Brennen durch seine Nervenbahnen.
    Er musste sich ablenken und so kam ihm schließlich keine bessere Idee, als sich doch eine Zigarette zu erlauben. Also schritt er zu seinem Nachttischschrank und griff nach einer fast vollen Schachtel Zigaretten. Er öffnete sie und wollte sich gerade eine Zigarette herausziehen, als das Handy in seiner linken Hand zu vibrieren begann und dabei einen nervigen Signalton von sich gab. Fast zeitgleich erreichte seine Aufregung ihren Höhepunkt. Ihm wurde schlecht und er fürchtete sich schon fast davor, die angekommene Kurzmitteilung zu öffnen. Doch er musste es tun, um endlich Gewissheit zu erhalten. Also ließ er die Zigarettenschachtel zurück in die Schublade fallen und führte das Handy auf die Höhe seiner Brust. Dann öffnete er die SMS.
    „Bin im Hotel-Hamburg-Altona, Hahnenkamp 8, Zimmer 201“, war Bens knappe Antwort.
    Sie war kurz gehalten und beinhaltete nur das Notwendigste, doch sie genügte Alex. Die Aufregung in ihm klang allmählich wieder ab und wurde dafür durch ein wohltuendes Gefühl von Erleichterung ersetzt. Die Kurzmitteilung brachte gleich drei positive Aspekte mit sich: Der erste war, dass Ben ihm überhaupt geantwortet hatte, der zweite, dass Ben sich noch immer in Hamburg aufhielt und der dritte, dass Bens Unterkommen in einem Hotel bedeuten musste, dass er Alex offenbar tatsächlich noch eine Chance geben wollte. Ansonsten würde es für den Dunkelhaarigen nämlich keinen Grund mehr geben, noch in Hamburg zu bleiben.
    Alex triumphierte innerlich. Dann schloss er die SMS und stopfte das Handy in seine hintere Hosentasche. Er kannte das besagte Hotel und wollte sich deshalb sofort auf den Weg machen, um keine weitere Minute mehr zu verschwenden. Er musste die Wahrheit loswerden. Die Sehnsucht nach Ben trieb ihn dabei so stark an, dass er es kaum mehr erwarten konnte, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
    Also zögerte er nicht mehr länger, sondern eilte zur Tür, um sein Zimmer zu verlassen. Daraufhin durchquerte er den Flur in schnellen Schritten und hastete die Treppe übereilt hinunter. Dann wollte er zur Haustür gehen, um endlich losfahren zu können. Dabei kam es ihm fast so vor, als ob er schon wesentlich länger von Ben getrennt war, als es eigentlich der Fall war.
    Doch seine Euphorie sollte nicht allzu lange anhalten, denn kaum hatte er im Eingangsbereich nach seiner Jacke gegriffen, tauchte schon Jo hinter ihm auf und blickte streng auf ihn hinab. Alex’ Laune begann sich rasant zu verschlechtern. Er wusste, dass sein Vater ihn nun noch einmal gründlich zur Rede stellen wollte, doch darauf konnte er getrost verzichten. Er hatte keine Lust auf entwürdigende Kommentare seines Vaters und erst recht nicht auf Fragen bezüglich des nächtlichen Vorfalls.
    „Ich muss los“, sagte er deshalb monoton und wandte sich um.
    „Du wirst hier bleiben, bis wir geredet haben!“, erwiderte sein Vater streng.
    „Sonst?“, hakte Alex genervt nach und drehte sich schließlich wieder um.
    „Sonst brauchst du hier morgen mit Sicherheit nicht mehr auftauchen, um dir die 40.000 Euro abzuholen“, entgegnete sein Vater trocken.
    Hätte Alex nicht genau zugehört, hätte er den entscheidenden Inhalt der Aussage vermutlich gar nicht mitbekommen. Sein Vater hatte nicht anders als üblich mit ihm gesprochen, weshalb Alex nicht im Geringsten mit etwas Derartigem gerechnet hatte. Doch nun begannen die bedeutenden Worte in seinem Kopf widerzuhallen. Er konnte seinen Ohren noch immer nicht recht trauen. Skeptisch zog er seine Augenbrauen zusammen und blickte dabei irritiert zu seinem Vater auf.
    „Woher ...“, begann er, doch wurde er gleich darauf von Jo unterbrochen.
    „Ben“, erwiderte dieser knapp.
    Alex war verwirrt. Er verstand die aktuelle Situation nicht und konnte das Verhalten seines Vaters nur schwer einschätzen.
    „Ben?“, hakte er deshalb ungläubig nach. Etwas Besseres war ihm nicht eingefallen.
    „Er hat eine Schachpartie gegen mich gewonnen“, erklärte Jo und schien dabei offenbar zu wissen, dass diese Aussage genügte.
    Alex verstand sofort. Er wusste, dass Schach eine große Leidenschaft seines Vaters war und dieser bislang keine Gelegenheit versäumt hatte, jeden Bekannten gegen ihn antreten zu lassen. Dabei verpasste er den Partien nicht selten einen besonderen Schliff und spielte entweder um Geld, um Dienstleistungen oder um Antworten. Bei Ben musste Letzteres der Fall gewesen sein, denn Jos Aussage offenbarte deutlich,

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