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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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unterdessen immer größer und dehnte sich in beengender Form in seinem Magen aus. Er konnte nichts für seine aufgebrachten Emotionen. Die Angst, Alex in naher Zukunft möglicherweise wieder verlieren zu können, war einfach zu groß. Deshalb hoffte er, den Blonden noch rechtzeitig zur Vernunft bringen und ihm vom Kontaktieren eines Anwalts überzeugen zu können.
    Wieso war Alex nicht selbst auf diese Idee gekommen? Der Blonde konnte doch nicht ernsthaft riskieren, ins Gefängnis zu kommen. Das war nahezu unbegreiflich für Ben.
    Er befand sich nun auf der Elbchaussee und fuhr weiter geradeaus. Bislang hatte er die Straße recht gern gemocht. Sie hatte etwas Idyllisches und die vielen, teuren Häuser etwas Faszinierendes. Doch an dem heutigen Morgen verfluchte er die Chaussee, wie sie sich schier endlos in die Länge zog.
    Er wurde immer unruhiger und wusste selbst, dass er sich vielleicht zu sehr in die ganze Situation hineinsteigerte. Allerdings konnte er nichts gegen die natürliche Reaktion seines Körpers tun. Er konnte nicht beeinflussen, wie viel Adrenalin sein Körper ausschüttete und durch seine Adern pumpte.
    Nachdem er schließlich noch ein paar Minuten weiter geradeaus gefahren war, kam er endlich an der Villa an. Er schlug kräftig rechts ein und bog auf die verschneite Einfahrt des Gartens. Unmittelbar vor der Garage brachte er seinen Wagen zum Stehen, schaltete den Motor ab und zog die Handbremse an. Dann zog er noch den Schlüssel aus der Zündung und stieg aus.
    Erst in jenem Moment wurde ihm bewusst, dass er sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, wie er Jo gegenübertreten sollte. Immerhin waren sie nach ihrer letzten Begegnung nicht gerade friedlich auseinandergegangen. Vermutlich hatte Jo mittlerweile sogar ein schlechtes Gewissen, weil er Ben den Diebstahl des Schmucks und des Geldes aus dem Safe angehängt hatte. Doch gleichzeitig war es durchaus möglich, dass er Ben nach allem, was geschehen war, nur umso mehr verachtete.
    Der Dunkelhaarige erinnerte sich zu gut an ihre gemeinsame Schachpartie zurück und damit daran, wie Jo ihn in einer eleganten Art und Weise darauf hingewiesen hatte, seine Hände von Alex zu lassen. Daran hatte Ben sich allerdings nicht gehalten und musste nun wohl oder übel damit rechnen, dass Jo ihm dies nicht verzeihen würde. Nach allem, was Ben innerhalb der letzten Tage erfahren hatte, schien der Spitzenarchitekt nämlich nicht sonderlich viel von Schwulen zu halten. Da musste es fast ein Schlag ins Gesicht sein, wenn sich plötzlich der eigene Sohn als schwul entpuppte und gleichzeitig mit demjenigen zusammenkam, in den Jo offensichtlich recht viel Hoffnung gesteckt hatte. Zumindest hatte er sich immer sehr lobend gegenüber Ben verhalten und ihn an all seinen privaten Arbeiten teilhaben lassen. Er hatte ganz eindeutig an Bens Talent geglaubt, weshalb er jetzt vermutlich recht enttäuscht und verärgert war. Hinzu kamen die 40.000 Euro, die Ben ihm als seinen Wunsch aus der gewonnenen Schachpartie abgeknöpft hatte. Das war eine Menge Geld.
    Ben presste die Lippen zusammen und ging zur Haustür. Alex’ BMW konnte er nirgends sehen, was bereits neue Panik in ihm aufsteigen ließ. Der Blonde schien nicht da zu sein. Dennoch hoffte Ben, dass er vielleicht weitere Informationen von Jo erhalten würde. Vielleicht war Alex längst hier gewesen und vielleicht konnte Jo Ben tatsächlich mit irgendwelchen Neuigkeiten weiterhelfen. Das war zwar relativ abwegig, da Jo nicht gerade eine Vertrauensperson für Alex darstellte, doch so schnell gab Ben seine Resthoffnung nicht auf.
    Direkt vor der Eingangstür blieb er stehen und streckte seine Hand nach der Klingel aus. Er wollte sie drücken, zog seinen Arm dann jedoch wieder zurück. Er begann sich merkwürdig in seiner Rolle zu fühlen. Noch vor einem Tag hatte er einen eigenen Schlüssel für die Villa gehabt und war jeden Morgen zum Joggen zur ElbeNoch hinuntergelaufen. Die Villa war innerhalb kürzester Zeit wie ein zweites Zuhause für ihn geworden, in dem sich sein Leben radikal verändert hatte.
    Doch jetzt stand er vor der massiven Holztür und wagte es nicht einmal, den Klingelknopf zu betätigen. Er fühlte sich fremd in dieser Umgebung, als ob all das, was er an diesem Ort erlebt hatte, nur aus einer irren Fantasie oder einer fernen Vergangenheit stammte. Allerdings half ihm seine Sentimentalität jetzt nicht weiter, also riss er sich zusammen, hob seine Hand ein weiteres Mal und drückte

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